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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Arods Rücken sprang. »Ob sie nun zuerst vor Angst geflohen waren oder nicht, jedenfalls sind unsere Pferde dann Schattenfell, ihrem Anführer, begegnet und haben ihn freudig begrüßt. Wusstest du, dass er in der Nähe war, Gandalf?«
    »Ja, ich wusste es«, sagte der Zauberer. »Ich hatte meinen Sinn nach ihm ausgestreckt und ihn gebeten, sich zu beeilen, denn gestern war er noch weit im Süden des Landes. Schnell wird er mich wieder dort hintragen.«
    Nun sprach Gandalf mit Schattenfell, und der Hengst schlug einen scharfen Trab an, der doch nicht zu schnell war für die anderen. Nach kurzer Zeit bog er plötzlich zur Seite ab, durchwatete den Fluss an einer Stelle, wo die Uferböschung flacher war, und führte sie dann nach Süden in die weite, baumlose Ebene hinein. In grauen Wellen wehte der Wind über die endlosen Wiesen hin. Nirgendwo war etwas von Wegen oder Straßen zu sehen, aber Schattenfell kannte kein Zögern.
    »Er hält geradewegs auf Théodens Hallen am Fuß des Weißen Gebirges zu«, sagte Gandalf. »So kommen wir am schnellsten hin. Der Boden ist zwar fester im Ost-Emnet, wo der wichtigste Weg nach Norden über den Fluss führt, aber Schattenfell findet auch zwischen allen Sümpfen und Senken hindurch.«
    Viele Stunden lang ritten sie nun durch die Wiesen in der Nähe des Flusses. Oft stand das Gras so hoch, dass es den Reitern bis zu den Knien reichte, und die Pferde schienen durch ein graugrünes Meer zu schwimmen. Sie kamen an vielen überwachsenen Tümpeln vorüber und an weiten Feldern mit wogendem Riedgras über tückischem Morast; aber Schattenfell fand seinen Weg, und die anderen Pferde folgten ihm dichtauf. Langsam ging die Sonne im Westen nieder. Ganz hinten auf der weiten Ebene sahen die Reiter sie für einen Moment wie einen roten Feuerball ins Gras sinken. Beiderseits von ihr, tief am Horizont, leuchteten Bergrücken rot auf. Rauch, der die Sonnenscheibe blutrot verfärbte, schien aufzusteigen, als hätte sich das Gras bei ihrer Berührung mit dem Rand der Erde entzündet.
    »Dort liegt die Pforte von Rohan«, sagte Gandalf, »nun fast genau westlich von uns. In der Richtung liegt Isengard.«
    »Ich sehe eine große Rauchwolke«, sagte Legolas. »Was mag das sein?«
    »Kampf und Krieg!«, sagte Gandalf. »Reitet zu!«

SECHSTES KAPITEL

    DER KÖNIG DER GOLDENEN HALLE
    S ie ritten weiter durch den Abend, durch die langen Dämmerstunden und durch die beginnende Nacht. Als sie endlich haltmachten und absaßen, war selbst Aragorn steif und müde. Gandalf gönnte ihnen nur wenige Stunden Rast. Legolas und Gimli schliefen, und Aragorn lag ausgestreckt auf dem Rücken; nur Gandalf stand auf seinen Stab gestützt und schaute nach Osten und Westen in die Dunkelheit hinaus. Alles war still, nichts Lebendes zu sehen oder zu hören. Als sie wieder aufstanden, war der Nachthimmel mit langen Wolken bedeckt, die ein kühler Wind vor sich hertrieb. Im kalten Mondlicht ritten sie sogleich weiter, ebenso schnell wie bei Tage.
    Stunden vergingen, und sie ritten und ritten. Gimli nickte ein und wäre heruntergefallen, hätte Gandalf ihn nicht gepackt und geschüttelt. Müde, aber stolz folgten Hasufel und Arod ihrem unermüdlichen Führer, einem grauen Schatten, der, kaum sichtbar, voranlief. Die Meilen zogen vorüber. Der zunehmende Mond versank im bewölkten Westen.
    Es wurde bitterkalt. Langsam wich im Osten die Dunkelheit einem kalten Grau. Rote Lichtbündel sprangen über die schwarzen Wälle der Emyn Muil weit zu ihrer Linken. Der Morgen zog klar und hell herauf; ein Wind strich quer über ihren Weg und rauschte durchs wogende Gras. Plötzlich blieb Schattenfell stehen und wieherte leise. Gandalf deutete nach vorn.
    »Schaut!«, rief er, und sie hoben die müden Augen. Vor ihnen erhoben sich die Berge des Südens, weiße Gipfel über schwarzenStreifen. Das Grasland brandete gegen die Hügel zu Füßen der Berge an und ergoss sich in viele Täler, die noch unberührt vom Morgenlicht im Halbdunkel lagen und sich tief ins Innere des Hochgebirges hineinzogen. Unmittelbar vor den Reitern öffnete sich das breiteste dieser Täler wie eine tiefe Bucht zwischen den Hügeln. Weit drinnen erkannten sie ein klobiges Bergmassiv mit einem hohen Gipfel; und am Eingang des Tales stand ein einzelner großer Hügel wie ein Wachtposten. Zu seinen Füßen floss wie ein silberner Faden ein Bach vorüber, der aus dem Tal herabkam; und auf seiner Kuppe sahen sie, obwohl noch weit entfernt, einen goldenen Glanz in der

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