Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
Vom Netzwerk:
Sméagol gehört, als er noch jung war, als ich jung war, bevor der Schatz kam. War eine große Schlacht. Baumlange Menschen mit langen Schwertern und entsetzliche Elben und johlende Orks. Tagelang, monatelang haben sie auf der Ebene vor dem Schwarzen Tor gekämpft. Aber seitdem sind die Sümpfe gewachsen, haben die Gräber verschlungen; kriechen und kriechen immer weiter.«
    »Aber das ist mindestens ein Zeitalter her«, sagte Sam. »Die Toten können doch nicht mehr wirklich da sein? Ist das irgendeine im Schwarzen Land ausgeheckte Teufelei?«
    »Wer weiß? Sméagol weiß es nicht«, antwortete Gollum. »Man kann sie nicht erreichen, kann sie nicht berühren. Wir haben’s einmal versucht, ja, Schatz. Ich hab es einmal versucht, aber man kann sie nicht erreichen. Gestalten nur zu sehen, nicht zu berühren. Nein, Schatz! Alle tot.«
    Sam sah ihn finster und mit Schaudern an, denn er glaubte, sich denken zu können, warum Sméagol versucht hatte, sie zu berühren. »Na, ich will auch nichts mehr von ihnen sehen«, sagte er. »Nie wieder! Können wir nicht machen, dass wir weiterkommen?«
    »Ja, ja«, sagte Gollum. »Aber langsam, immer langsam! Sachte, sachte! Sonst sind Hobbits schnell bei den Toten und zünden kleine Kerzen an. Folgt nur Gollum! Nicht nach Lichtern sehn!«
    Er kroch nach rechts, auf der Suche nach einem Weg um den Teich. Die Hobbits hielten sich dicht hinter ihm, gebückt und oft auf allen vieren wie Gollum. »Drei liebe kleine Gollums, einer hinter dem andern, das wird aus uns, wenn dies noch lange so weitergeht«, dachte Sam.
    Endlich kamen sie an den letzten Zipfel des schwarzen Teichs und überquerten ihn unter Gefahren, kriechend oder von einer tückischen Grasinsel zur nächsten springend. Oft rutschten sie aus,traten fehl oder stürzten mit den Händen voran ins jauchige Wasser und stanken bald einer wie der andere, fast bis zum Hals beschmiert mit Schlamm und Schleim.
    Es war schon spät in der Nacht, als sie endlich wieder festeren Boden erreichten. Gollum zischte und flüsterte vor sich hin, aber man merkte, dass er mit sich zufrieden war: Auf rätselhafte Weise, dank einer Verbindung von Tast- und Geruchssinn, gepaart mit einem unheimlichen Gedächtnis für Formen im Dunkeln, schien er sich nun wieder darüber im Klaren zu sein, wo er sich befand und welchen Weg er einschlagen müsste.
    »Weiter geht’s!«, sagte er. »Liebe Hobbits! Brave Hobbits! Sehr, sehr müde, klar, sind wir alle, mein Schatz, wir alle. Aber wir müssen den Herrn von den bösen Lichtern wegbringen, ja, ja, müssen wir.« Mit diesen Worten ging er wieder los, fast im Laufschritt, durch eine Art lange Gasse zwischen hohen Schilfbüscheln, und sie stolperten hinterdrein, so schnell sie konnten. Aber bald darauf blieb er jäh stehen und streckte bedenklich schnüffelnd die Nase in die Luft, als ob ihn irgendetwas störte oder beunruhigte.
    »Was soll das?«, knurrte Sam, die Zeichen missverstehend. »Wozu schnüffeln? Der Gestank wirft mich fast um, auch wenn ich mir die Nase zuhalte. Du stinkst, der Herr stinkt, die ganze Gegend stinkt.«
    »Ja, ja, und Sam stinkt«, antwortete Gollum. »Der arme Sméagol riecht’s auch, aber der gute Sméagol erträgt es. Nützt liebem Herrchen. Aber darum geht’s nicht. Luft bewegt sich, ändert sich was. Sméagol weiß nicht. Gefällt ihm gar nicht.«
    Er ging weiter, aber seine Unruhe wuchs, und hin und wieder blieb er stehen und richtete sich hoch auf, reckte den Hals nach Osten und Süden. Eine Zeitlang konnten die Hobbits nichts von dem hören oder spüren, was ihm Sorgen machte. Dann plötzlich blieben sie alle drei stehen, rührten sich nicht und horchten. Frodo und Sam schien es, als hörten sie von weit her einen langgezogenen klagenden Schrei, hoch und schrill und durch Mark und Bein dringend. Ein Schauder lief ihnen über den Rücken. Im gleichen Augenblickwurde die Luftbewegung auch für sie unverkennbar, und es wurde sehr kalt. Ein Geräusch wie von einem aus der Ferne heranziehenden Wind war zu hören. Die Lichter im Nebel blakten, trübten sich und erloschen.
    Gollum wollte nicht weitergehn. Zitternd und in sich hineinbrabbelnd stand er da, bis der erste Windstoß sie traf, der zischend und fauchend über die Sümpfe fegte. Auf einmal war es nicht mehr so dunkel, hell genug, dass sie mehr oder weniger sehen konnten, wie formlose Nebelschwaden sich wirbelnd und schlingernd über sie hinweg- und vorüberwälzten. Als sie hochblickten, sahen sie, wie die Wolken

Weitere Kostenlose Bücher