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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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blass schimmernd den Bach in der Mitte des Tales und strebte dann in Windungen zum Tor der Stadt hinauf, einem schwarzen Maul im äußeren Mauerring an der Nordseite. Breite flache Streifen erstreckten sich längs beider Ufer, schattenhafte Wiesen, mit fahlweißen Blumen bestanden. Auch die Blumen schimmerten, schön und doch abscheulich von Gestalt, wie Wahngebilde in einem bösen Traum. Sie verströmten einen schwachen, aber widerlichen Verwesungsgeruch, der das ganze Tal erfüllte. Am Kopf der Brücke, die von Wiese zu Wiese sprang, standen steinerne Figuren, täuschend tier- und menschenähnlich, doch allesamt entstellt und abstoßend. Von dem Bach, der lautlos unter der Brücke hindurchfloss, stieg Dunst auf, der sich in Schwaden und Kringeln um die Brücke legte; aber dieser Dunst war eiskalt. Frodo spürte, wie sich in seinem Kopf alles drehte und sein Geist sich verdunkelte. Plötzlich, wie von einer anderen Kraft als dem eigenen Willen getrieben, stürmte er vorwärts, taumelnd, die Hände wie zum Greifenausgestreckt, den Kopf zu den Seiten hin- und herschlenkernd. Sam und Gollum rannten ihm nach. Als er auf der Schwelle zur Brücke stolperte und fast gestürzt wäre, fing Sam ihn in seinen Armen auf.
    »Nicht da lang, nicht da lang!«, sagte Gollum, flüsternd zwar, aber der Atem, den er durch die Zähne stieß, schien die Totenstille wie ein Pfiff zu zerreißen, und er kauerte sich entsetzt auf den Boden.
    »Halt, Master Frodo!«, flüsterte Sam seinem Herrn ins Ohr. »Zurück! Nicht da lang, sagt Gollum, und ausnahmsweise bin ich seiner Meinung.«
    Frodo strich sich mit der Hand über die Stirn und riss den Blick von der Stadt auf dem Felsen los. Der leuchtende Turm lockte ihn, und er kämpfte gegen den Wunsch an, über die schimmernde Straße zum Tor hinaufzurennen. Umzukehren kostete ihn Mühe, und er spürte, wie der Ring sich sträubte und an der Kette um seinen Hals zog. Auch seine Augen schienen, als er sie abwendete, einstweilen erblindet zu sein. Die Dunkelheit vor ihm war undurchdringlich.
    Gollum, der wie ein verängstigtes Tier am Boden kroch, verschwand schon in der Finsternis. Sam folgte ihm, so schnell er konnte; er stützte und führte den taumelnden Frodo. Nicht weit vom diesseitigen Ufer des Bachs war eine Lücke in der Mauer am Rand der Straße. Sie traten hindurch, und Sam sah einen schmalen Pfad vor sich, der sich in vielen Kehren die Hänge an der Nordseite des Tals hinaufzog. Wie die Hauptstraße gab er zuerst einen schwachen Lichtschein ab, der weiter oben verblasste und erlosch, als er die Wiesen mit den giftigen Blumen unter sich ließ.
    Auf diesen Pfad schleppten sich die Hobbits weiter, Seite an Seite. Gollum ging voraus, und sie sahen ihn nur, wenn er wartete und ihnen winkte, sich zu beeilen. Aus seinen Augen leuchtete dann ein grünlich-weißes Licht, das den giftigen Morgulschimmer entweder widerspiegelte oder aber, von eigenen Gemütsregungen angefacht, darauf reagierte. Dieses Leichenlicht und die schwarzen Augenhöhlen des Turms gingen Frodo und Sam nicht aus dem Sinn. Immer wieder blickten sie angstvoll über die Schulter zurück, und immer wieder rissen sie den Blick davon los, um ihn auf den dunklerwerdenden Pfad zu heften. Mühsam kamen sie voran. Als sie über die Dünste des giftigen Bachs hinaus waren, wurde das Atmen leichter und der Kopf klarer, aber nun waren die Glieder todmüde, als hätten sie schon die ganze Nacht eine schwere Last tragen oder gegen eine starke Strömung anschwimmen müssen. Schließlich konnten sie ohne Rast nicht mehr weiter.
    Frodo blieb stehen und setzte sich auf einen Stein. Sie hatten nun den Gipfel eines großen, kahlen Felsbuckels erstiegen. Vor ihnen lag eine Einbuchtung des Talhangs, und um deren oberen Rand führte der Pfad herum, nur noch ein breiter Sims mit einem Abgrund zur Rechten. Dann wand er sich über die steile Südwand des Berges hinauf, bis er sich in der Dunkelheit um die Gipfel verlor.
    »Ich muss ein Weilchen ausruhen, Sam«, flüsterte Frodo. »Er drückt mich schwer, Sam, mein Junge, sehr schwer. Ich weiß nicht, wie weit ich ihn noch tragen kann. Jedenfalls muss ich erst mal ausruhen, ehe wir uns da hinaufwagen.« Er deutete auf das schmale Stück Weges vor ihnen.
    »Sssch, sssch!«, zischte Gollum, der zu ihnen zurückgehastet kam. »Sssch!« Er legte die Finger auf die Lippen und schüttelte mahnend den Kopf. Frodo am Ärmel ziehend, zeigte er auf den Weg voraus; aber Frodo mochte sich nicht rühren.
    »Noch

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