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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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große Haufen von unbeschreiblichem Unrat.
    »Ist dies der einzige Weg, Sméagol?«, sagte Frodo.
    »Ja, ja«, antwortete er. »Jawohl, diesen müssen wir gehen.«
    »Willst du sagen, durch dieses Loch bist du schon mal gegangen?«, sagte Sam. »Puh! Aber dich stören solche Gerüche vielleicht nicht.«
    Gollums Augen flackerten. »Er weiß nicht, was uns stört, was, mein Schatz? Nein, weiß er nicht. Aber Sméagol kann einiges ertragen. Jawohl. Er’s durchgegangen, o ja, mittendurch. Ist der einzige Weg.«
    »Und von was kommt der Geruch, möcht ich wissen?«, sagte Sam. »Riecht wie … na, das sag ich lieber nicht. Irgendein Orkstall, möcht ich wetten, mit dem Kot von hundert Jahren.«
    »Egal«, sagte Frodo, »ob Orks oder keine Orks, wenn es der einzige Weg ist, müssen wir durch.«
    Sie holten noch einmal tief Luft und traten hinein. Nach wenigen Schritten waren sie in vollkommener, undurchdringlicher Finsternis, wie Frodo und Sam sie seit den lichtlosen Gängen von Moria nicht mehr erlebt hatten; nur war sie hier womöglich noch tiefer und dichter. Dort hatte es noch Luftzug und Echo gegeben, und sie hatten den Raum erspüren können, in dem sie sich bewegten. Hier war die Luft reglos, dick und abgestanden, und alle Geräusche schienen zu ersticken. Es war, als gingen sie durch einen schwarzen Dunst, der aus dem Stoff der Finsternis selbst bestand und der, wenn man ihn einatmete, nicht nur die Augen, sondern auch den Geist mit Blindheit schlug, sodass selbst die Erinnerung an Farben, Formen und jederlei Licht verblasste. Nacht war immer gewesen, Nacht würde immer sein, Nacht war alles.
    Eine Zeitlang konnten sie noch tasten, und die Sinne ihrer Finger und Zehen schienen sich zuerst fast schmerzhaft zu schärfen. Zu ihrer Überraschung fühlten die Wände sich glatt an, und der Boden, bis auf eine Stufe dann und wann, war ebenfalls glatt, jedoch merklich ansteigend. Der Stollen war hoch und breit, so breit, dass die Hobbits, obwohl sie nebeneinander gingen, mit den ausgestreckten Händen die Wände entlangstreifend, durch die Dunkelheit einer vom andern abgeschnitten waren.
    Gollum war als Erster hineingegangen und schien nur ein paar Schritte vor ihnen zu sein. Solange sie noch imstande waren, auf dergleichen achtzugeben, hörten sie seinen zischenden und pfeifenden Atem. Aber nach einer Weile stumpften ihre Sinne ab, sowohl die Finger wie die Ohren schienen taub zu werden, aber sie gingen weiter, tastend, Fuß vor Fuß setzend, weiter, weiter, getragen hauptsächlich von dem Willen, mit dem sie eingetreten waren, dem Willen, hindurchzugelangen und auf der andern Seite endlich wieder ins Freie zu kommen.
    Sie waren wohl noch nicht sehr weit gegangen, aber für Zeit und Entfernung hatten sie bald keinen Sinn mehr, als Sam, der sich an der Wand auf der rechten Seite entlangtastete, eine Öffnung bemerkte. Für einen Moment wehte von dort ein schwacher Hauch von weniger dicker Luft herein; aber gleich waren sie daran vorüber.
    »Es gibt nicht nur den einen Gang hier«, flüsterte er mit Mühe: Sein Atem schien keinen Laut abgeben zu wollen. »Diese Höhlen hier sind so orkmäßig wie nur was!«
    Danach kamen sie, zuerst Sam auf der rechten, dann Frodo auf der linken Seite, noch an drei oder vier solcher Öffnungen vorüber, manche breiter, manche schmaler; aber bis jetzt gab es keinen Zweifel, welches der Hauptgang war, denn er führte ohne Biegungen geradeaus und immer noch stetig bergauf. Aber wie lang mochte er sein, wie viel mehr desgleichen müssten sie noch ertragen, und wie viel konnten sie noch ertragen? Das Atmen fiel ihnen immer schwerer, je höher sie kamen; und nun war ihnen auch noch, als spürten sie in der blinden Nacht einen Widerstand, der zäher war als die dicke Luft. Während sie sich vorwärts schoben, streiften Dinge über ihre Köpfe und Hände: Fühler, Fangarme oder herabhängende Gewächse, sie wussten nicht, was. Und immer übler wurde der Gestank, so erdrückend, dass sie fast glaubten, als einziges Sinnesorgan bleibe ihnen nur die Nase, und auch die nur zu ihrer Qual. Eine Stunde, zwei Stunden, drei: Wie viele hatten sie schon zugebracht in diesem lichtlosen Loch? Stunden, oder waren es eher Tage oder Wochen? Sam ging ab von der Stollenwand und näher zu Frodo hin,ihre Hände trafen und umklammerten sich, und so gingen sie zusammen weiter.
    Dann griff Frodos Hand, die immer noch an der linken Seite entlangtastete, plötzlich ins Leere. Fast wäre er seitwärts ins Ungewisse

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