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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Frodo«, sagte Sam. »Aber sehr beruhigend find ich das nicht. Ich mache mir nichts vor: mich würde er gewiss mit Kusshand den Orks ausliefern. Aber ich hab … seinen Schatz vergessen. Nein, ich glaube, es geht ihm schon die ganze Zeit nur darum, um den Schatz für den armen Sméagol. Das ist der einzige Gedanke hinter all seinen Plänen, wenn er welche hat. Aber was es ihm dabei nützen soll, uns hier heraufzubringen, das geht über meinen Verstand.«
    »Über seinen höchstwahrscheinlich auch«, sagte Frodo. »Und ich glaube nicht, dass er einen bestimmten Plan in seinem wirren Kopf hat. Ich glaube, zum einen versucht er tatsächlich, den Schatz vor dem Feind zu bewahren, so lange er kann. Denn auch für ihn wäre es die endgültige Katastrophe, wenn der Feind das Ding bekäme. Und zum andern wartet er vielleicht nur ab und lauert auf seine Gelegenheit.«
    »Ja, der Schleicher und der Stinker, wie ich schon gesagt hab«, sagte Sam. »Aber je näher wir dem Feindesland kommen, desto mehr werden Schleicher und Stinker eins. Ich sage dir, wenn wir je zu dem Pass kommen, lässt er uns seinen kostbaren Schatz bestimmt nicht über die Grenze bringen, ohne irgendwelchen Ärger zu machen.«
    »Wir sind noch nicht da«, sagte Frodo.
    »Nein, aber bis wir da sind, halten wir die Augen besser offen. Wenn er uns schlafend erwischt, bekommt der Stinker sehr schnell die Oberhand. Nicht, dass es was schaden könnte, wenn du jetzt ein Nickerchen hältst, Master Frodo. Kann nicht schaden, wenn du dicht bei mir liegst. Ich wäre heilfroh, wenn du ein bisschen schlafen könntest. Ich halte Wache, und wenn du ganz nah bei mir bist und ich den Arm um dich lege, dann kann niemand kommen und an dir herumfummeln, ohne dass dein Sam es merkt.«
    »Schlafen!«, sagte Frodo und seufzte wie einer, der in der Wüste eine kühle grüne Landschaft zu sehen glaubt. »Ja, sogar hier könnte ich schlafen.«
    »Dann schlafe, Master Frodo! Leg den Kopf in meinen Schoß!«
    Und so fand Gollum sie Stunden später, als er, den Pfad entlanghuschend und -krabbelnd, aus der Dämmerung vor ihnen wiederkehrte. Sam saß an den Felsen gelehnt, sein Kopf hing zur Seite, und sein Atem ging schwer. Frodo lag mit dem Kopf in Sams Schoß, tief im Schlaf versunken; auf seiner weißen Stirn lag eine von Sams braunen Händen, und die andere ruhte leicht auf seiner Schulter. In ihren Gesichtern stand Friede.
    Gollum betrachtete sie. Ein seltsamer Ausdruck zog über sein ausgemergeltes Gesicht. Das Flackern schwand aus seinen Augen, und sie wurden trüb und grau, alt und müde. Ein schmerzender Krampf schien ihn zu quälen. Er drehte sich um und schaute zum Pfad zurück, schüttelte heftig den Kopf wie in einem inneren Zwiespalt. Dann trat er wieder zu den Hobbits, streckte eine zitternde Hand aus und berührte Frodo sehr behutsam am Knie – fast so, alswollte er ihn streicheln. Hätte einer der Schläfer ihn so gesehen, so hätte er sekundenlang glauben können, einen alten, müden Hobbit vor sich zu haben, geschrumpft unter der Last der Jahre, die er weit über seine Zeit hinaus hatte tragen müssen, fern von den Freunden und Verwandten, von den Wiesen und Bächen seiner Jugend, eine uralte, halb verhungerte, erbarmenswerte Kreatur.
    Aber bei dieser Berührung zuckte Frodo zusammen und schrie im Schlaf leise auf, und sofort war Sam hellwach. Das Erste, was er sah, war Gollum – der an Frodo »herumfummelte«, wie er dachte.
    »He, du!«, fuhr er ihn an. »Was machst du da?«
    »Nichts, nichts«, sagte Gollum leise. »Lieber Master!«
    »Das will ich meinen!«, sagte Sam. »Aber wo hast du herumgeschnüffelt? Sich so einfach davonzuschleichen und dann plötzlich wieder da zu sein, du alter Halunke!«
    Gollum wich zurück, und ein grüner Funke flackerte wieder unter seinen schweren Lidern hervor. Fast wie eine Spinne sah er nun aus, zurückgelehnt auf seinen angewinkelten Gliedmaßen hockend und mit vorstehenden Augen. Die flüchtige Sekunde war wie nie gewesen. »Schleichen, schnüffeln!«, zischte er. »Hobbits so ausgesucht höflich, jawohl! O, die lieben Hobbits! Sméagol führt sie geheime Wege herauf, die niemand anders finden könnte. Müde ist er, durstig ist er, jawohl, durstig; und er führt sie und sucht Wege für sie, und sie sagen schleichen und schnüffeln. So liebe Freunde, o ja, mein Schatz, so lieb!«
    Sam kam sich ein bisschen schlecht vor, aber sein Misstrauen blieb. »Tut mir leid«, sagte er, »entschuldige, aber du hast mich aus dem Schlaf

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