Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)
kehrten sie um und gingen zum Mittagessen in den Burgsaal.
Der König war schon da, und gleich als sie eintraten, rief er Merry zu sich und ließ an seiner Seite einen Sitz für ihn aufstellen. »Hier ist es nicht, wie ich es gern hätte«, sagte Théoden, »so wie in meinem schönen Haus in Edoras. Und dein Freund ist fort, der auch hier sein sollte. Aber es kann lange dauern, bis wir beide, du und ich, an der hohen Tafel in Edoras Platz nehmen können; und für Gelage wird keine Zeit sein, wenn ich dorthin zurückkehre. Aber komm nun! Iss und trink, und lass uns miteinander reden, solange wir’s noch können! Und dann solltest du mit mir reiten.«
»Darf ich’s?«, sagte Merry, freudig überrascht. »Das wäre ja herrlich!« Noch nie war er für freundliche Worte so dankbar gewesen. »Ich fürchte, ich bin allen hier nur im Wege«, stammelte er. »Dabei würd ich gern alles tun, was ich irgend kann.«
»Daran zweifle ich nicht«, sagte der König. »Ich habe ein gutes Bergpony für dich bereitmachen lassen. Auf den Wegen, die wir nehmen, wird es dich so schnell tragen wie nur ein Pferd. Denn von der Burg aus reiten wir über Gebirgspfade, nicht über die Ebene, und nach Edoras gelangen wir über Dunharg, wo Frau Éowyn mich erwartet. Du sollst mein Schwertthan sein, wenn es dir recht ist. Haben wir in dieser Burg etwas, das meinem Schwertknappen als Rüstung dienen könnte, Éomer?«
»Große Rüstkammern haben wir hier nicht, mein Gebieter«, antwortete Éomer. »Vielleicht findet sich ein leichter Helm, der ihm passt; doch Panzer und Schwert für einen von seinem Wuchs haben wir nicht.«
»Ein Schwert hab ich«, sagte Merry, kletterte von seinem Sitzherab und zog sein kleines blitzendes Schwert aus der schwarzen Scheide. Zuneigung zu dem freundlichen alten Herrn überkam ihn, und er ließ sich auf ein Knie nieder, nahm die Hand des Königs und küsste sie. »Darf ich Euch das Schwert Meriadocs aus dem Auenland in den Schoß legen, König Théoden?«, rief er. »Nehmt mich in Euren Dienst, wenn es Euch beliebt!«
»Gern nehme ich dich in meinen Dienst«, sagte der König und legte zum Zeichen des Segens die langen, alten Hände auf den braunen Haarschopf des Hobbits. »Steh nun auf, Meriadoc, Knappe von Rohan im Hause Meduseld!«, sagte er. »Nimm dein Schwert und trag es zu gutem Gelingen!«
»Wie einen Vater will ich Euch ehren«, sagte Merry.
»Für eine kurze Zeit«, sagte Théoden.
Beim Essen redeten sie miteinander, bis schließlich Éomer das Wort ergriff. »Die Stunde rückt näher, zu der wir aufbrechen wollen, Gebieter«, sagte er. »Soll ich die Hörner blasen lassen? Doch wo ist Aragorn? Sein Platz ist leer, und er hat nicht gegessen.«
»Machen wir uns bereit zum Aufbruch«, sagte Théoden; »aber lass Herrn Aragorn ausrichten, dass die Stunde nah ist.«
Merry zur Seite und seine Leibgarde im Gefolge, schritt der König durchs Burgtor hinaus auf die Wiese, wo die Reiter sich sammelten. Viele waren schon aufgesessen. Eine große Schar würde es werden, denn der König ließ nur eine kleine Besatzung in der Burg zurück, und alle, die irgend abkömmlich waren, ritten zur Heerschau nach Edoras. Tausend Speere waren schon letzte Nacht aufgebrochen; aber weitere fünfhundert würden noch mit dem König reiten, zumeist Männer von den Feldern und Tälern der Westfold.
Ein wenig abseits saßen die Waldläufer, schweigend, in geordneter Reihe, mit Speer, Bogen und Schwert bewaffnet. Sie trugen dunkelgraue Mäntel, die Kapuzen nun über den Helm gezogen. Ihre Pferde waren stark und von stolzer Haltung, aber zottiger als die der Rohirrim; und eines stand noch ohne Reiter da, Aragorns Pferd, das sie ihm aus dem Norden mitgebracht hatten; Roherynwar sein Name. Kein Schimmer von Gold oder Edelsteinen und nichts Leuchtendes war an ihren Kleidern und Panzern, auch kein Wappen oder Wahrzeichen; nur an der linken Schulter wurde jeder Mantel von einer silbernen Spange in der Form eines gezackten Sterns zusammengehalten.
Der König stieg auf sein Pferd Schneemähne, und neben ihm setzte sich Merry auf sein Pony; Stybba hieß es. Gleich darauf kam Éomer aus dem Tor, und mit ihm kamen Aragorn, Halbarad mit der langen, schwarz umwickelten Stange, und zwei große Männer, die weder alt noch jung aussahen. So ähnlich waren sich die beiden, Elronds Söhne, dass nur wenige sie unterscheiden konnten: dunkelhaarig, grauäugig, die Gesichter elbisch schön, beide gleichermaßen in schimmernden Panzerhemden unter
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