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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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siehe da, Mantel und Panzerhemd waren leer. Als ein gestaltloses Knäuel lagen sie da, zerfetzt und zerbeult; und ein Schrei stieg auf in die erbebende Luft und verhallte in einem schrillen Klagelaut, den der Wind davontrug, eine Stimme, dünn und körperlos, ausgezehrt und ersterbend; und niemals wieder in diesem Weltzeitalter wurde sie gehört.
    Da stand er nun, Meriadoc der Hobbit, inmitten der Gefallenen und blinzelte wie eine Eule bei Tag, denn Tränen hatte er in den Augen; und wie durch einen Schleier sah er Éowyns schönen Kopf, wie sie dalag und sich nicht rührte; und er sah dem König ins Gesicht, der auf dem Gipfel seines Ruhms gefallen war. Denn Schneemähne hatte sich im Todeskampf von ihm heruntergewälzt; dennoch war der Hengst seinem Herrn zum Verhängnis geworden.
    Merry beugte sich zu ihm hinab, hob seine Hand auf, um sie zu küssen, und siehe da, Théoden schlug die Augen auf, und sie waren ungetrübt, und er sprach mit ruhiger Stimme, wenn auch mühsam.
    »Lebe wohl, Meister Holbytla!«, sagte er. »Mein Leib ist dahin. Ich gehe zu meinen Vätern. Und selbst in ihrer berühmten Runde werde ich mich nun nicht zu schämen brauchen. Ich habe die schwarze Schlange gefällt. Ein grimmiger Morgen, ein froher Tag und ein goldener Abend!«
    Merry konnte nicht sprechen; er weinte von neuem. »Verzeiht mir, Gebieter«, sagte er endlich, »dass ich Euren Befehl missachtetund doch nicht mehr in Eurem Dienst geleistet habe, als nun bei unserem Abschied zu weinen.«
    Der alte König lächelte. »Gräme dich nicht, es ist dir verziehen! Eine große Seele lässt sich nicht verleugnen. Lebe nun in Glück und Segen, und wenn du in Ruhe bei deiner Pfeife sitzt, dann denk an mich! Denn nie werde ich nun mit dir in Meduseld sitzen, wie ich versprach, und von deiner Kräuterkunde erfahren.« Er schloss die Augen, und Merry beugte sich über ihn. Gleich darauf sprach er wieder. »Wo ist Éomer? Denn mir wird dunkel vor Augen, und ich will noch mit ihm sprechen, ehe ich hingehe. Er muss nach mir König sein. Und ich möchte Éowyn einen Gruß senden. Ihr, die sich nicht von mir trennen wollte, und nun sehe ich sie nicht wieder, die mir teurer ist als eine Tochter.«
    »Gebieter«, setzte Merry stotternd an, »sie ist …«; doch in diesem Augenblick gab es ein lautes Getöse, und ringsum erschallten Hörner und Trompeten. Merry schaute sich um: Den Kampf hatte er ganz vergessen, und alles Übrige auch. Viele Stunden schien es her zu sein, dass der König in den Tod ritt, doch in Wahrheit waren es nur Minuten. Nun aber sah er, dass sie Gefahr liefen, mitten ins Getümmel der großen Schlacht zu geraten, die hier bald entbrennen würde.
    Neue Streitkräfte des Feindes eilten auf der Straße vom Fluss herbei; von den Mauern kamen die Legionen aus Minas Morgul; und auf den Feldern im Süden drängte das Fußvolk aus Harad heran, mit Reitern an der Spitze, und hinter ihnen sah man die gewaltigen Rücken der Mûmakil , die Kriegstürme trugen. Von Norden aber kam Éomers weißer Helmbusch vor der breiten Front der Rohirrim, die er wieder gesammelt und geordnet hatte; und aus der Stadt kamen alle waffenfähigen Männer, die noch darin waren, mit dem silbernen Schwan von Dol Amroth in der Vorhut, und sie vertrieben die Feinde vom Tor.
    Für einen Moment schoss Merry der Gedanke an Gandalf durch den Kopf: Wo war er? War er nicht hier? Hätte er nicht den König und Éowyn retten können? Aber da kam Éomer herangesprengt,und mit ihm die Ritter des Hauses, soweit sie noch lebten und ihre Pferde wieder gebändigt hatten. Mit Grauen betrachteten sie den Kadaver des Untiers, der am Boden lag, und ihre Pferde wagten sich nicht in seine Nähe. Éomer aber sprang aus dem Sattel, und Schmerz und Schrecken ergriffen ihn, als er an die Seite des Königs trat und schweigend stehen blieb.
    Dann nahm einer der Ritter das Banner des Königs aus der Hand Guthláfs, des Bannerträgers, der tot auf dem Feld lag, und hielt es hoch. Langsam öffnete Théoden die Augen. Als er das Banner sah, gab er einen Wink, dass man es Éomer reichen sollte.
    »Heil, König der Mark!«, sagte er. »Reite nun zum Sieg! Sag Éowyn von mir Lebewohl!« Und so starb er und wusste nicht, dass Éowyn nahebei lag. Und alle, die ringsum standen, weinten und riefen: »Théoden König! Théoden König!«
    Éomer aber sprach zu ihnen:
    Kurz sei die Klage: im Kampfe fiel er.
    Groß war sein Ende. Am grünen Hügel
    Weinen die Frauen; uns aber fordert der Krieg.
    Doch ihm

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