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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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staunte Frodo. »Du hast ihn hier? Sam, du bistunglaublich!« Dann schlug sein Ton plötzlich sonderbar um. »Gib ihn her!«, schrie er, wieder aufstehend, mit zitternd ausgestreckter Hand. »Gib ihn sofort her! Du darfst ihn nicht haben!«
    »Schon gut, Herr Frodo«, sagte Sam, einigermaßen erschrocken. »Hier ist er.« Langsam zog er den Ring hervor und streifte sich die Kette über den Kopf. »Aber wir sind nun in Mordor, Herr, und wenn wir nach draußen kommen, siehst du den Flammenberg und all das. Du wirst merken, wie gefährlich der Ring jetzt ist und wie schwer zu tragen. Wenn es dir zu mühsam wird, kann ich ihn vielleicht abwechselnd mit dir tragen?«
    »Nein, nein!«, schrie Frodo und riss ihm Ring und Kette aus den Händen. »Nein, niemals, du Dieb!« Er keuchte und starrte Sam an, die Augen geweitet vor Furcht und Feindseligkeit. Dann plötzlich, den Ring fest in der geballten Faust, erstarrte er. Ein Nebel schien sich vor seinen Augen zu lichten, und er strich sich mit einer Hand über die schmerzende Stirn. Das abscheuliche Gaukelbild war ihm so wirklich vorgekommen, halb betäubt, wie er noch war, von dem Gift und der Furcht. Vor seinen Augen hatte Sam sich wieder in einen Ork verwandelt, einen kleinen Dreckskerl mit gierig schielenden Augen und trielendem Maul, der seinen Schatz begrapschte. Aber nun war das Bild verschwunden. Da war Sam, der vor ihm kniete, das Gesicht schmerzverzerrt, als hätte man ihm einen Dolch ins Herz gestoßen; und die Tränen quollen ihm aus den Augen.
    »O Sam!«, rief Frodo. »Was hab ich nur gesagt? Was hab ich getan? Verzeih mir! Und das nach all dem, was du getan hast! Das macht dieser verfluchte Ring. Wäre er doch niemals gefunden worden! Aber nimm mir’s nicht übel, Sam! Ich muss diese Last tragen bis zum Ende. Das ist nicht zu ändern. Das ist mein Schicksal, und da darfst du dich nicht dazwischenstellen.«
    »Schon gut, Herr Frodo«, sagte Sam und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. »Ich versteh. Aber helfen kann ich dir doch, oder? Ich muss dich hier rausbringen. Und zwar sofort, verstehst du? Aber zuerst brauchst du mal Kleider und noch so allerlei und dann etwas zu essen. Mit den Kleidern wird es am einfachsten sein. Dawir in Mordor sind, kleiden wir uns am besten nach der hiesigen Mode ein; und viel Auswahl haben wir sowieso nicht. So leid es mir tut, Herr Frodo, aber du wirst Orksachen anziehn müssen. Ich ebenso. Gleicher Weg, gleiche Tracht. Nimm erst mal das hier um!«
    Sam zog seinen grauen Mantel aus und legte ihn Frodo um die Schultern. Dann nahm er den Rucksack ab und legte ihn zu Boden. Er zog Stich aus der Scheide. Kaum ein Flackern war auf der Klinge zu sehen. »Das hatte ich vergessen, Herr Frodo«, sagte er. »Nein, alles haben sie nicht gekriegt. Du hast mir Stich geliehen, wie du dich erinnern wirst, und das Glas der hohen Frau. Beides hab ich noch. Aber lass sie mir noch ein Weilchen, Herr Frodo. Ich gehe mal und sehe, was ich auftreiben kann. Du bleibst hier. Geh ein bisschen auf und ab und vertritt dir die Beine! Ich bleibe nicht lange. Weit werd ich nicht gehn müssen.«
    »Sei vorsichtig, Sam!«, sagte Frodo. »Und mach schnell! Vielleicht sind noch Orks am Leben und lauern dir auf.«
    »Ich muss es drauf ankommen lassen«, sagte Sam. Er ging zur Falltür und schlüpfte die Leiter hinunter. Schon nach einer Minute tauchte sein Kopf wieder auf. Er warf ein langes Messer auf den Boden.
    »Da ist etwas, das nützlich sein könnte«, sagte er. »Er ist tot – der Kerl, der dich gepeitscht hat. Hat sich anscheinend in der Eile das Genick gebrochen. Du ziehst jetzt die Leiter hoch, wenn du kannst, Herr Frodo, und lässt sie erst wieder runter, wenn du von mir das Losungswort hörst: Elbereth werd ich rufen. So wie die Elben sagen. Kein Ork würde das aussprechen.«
    Fröstelnd blieb Frodo eine Weile auf dem Boden sitzen. Eine schlimme Befürchtung nach der andern ging ihm durch den Kopf. Dann stand er auf und zog den Elbenmantel fest um den Leib. Um sich abzulenken, ging er auf und ab und untersuchte alle Winkel seines Gefängnisses.
    Es dauerte nicht sehr lange, obwohl es ihm in seiner Besorgnis mindestens wie eine Stunde vorkam, bis er Sam leise von unten heraufrufen hörte: Elbereth, Elbereth. Frodo ließ die Leiter hinunter, und Sam kam herauf, schnaufend und mit einem großen Bündel auf dem Kopf. Er ließ es zu Boden plumpsen.
    »Rasch jetzt, Herr Frodo!«, sagte er. »Ich musste eine Weile suchen, bis ich etwas fand, das für

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