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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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gleich haben!« Er sprang auf den Hingestürzten, stampfte und trampelte wütend auf ihm herum, bückte sich ein paarmal und stach und schlitzte mit dem Messer. Endlich zufrieden, warf er den Kopf in den Nacken und stieß einen krächzenden Triumphschrei aus. Dann leckte er sein Messer ab, nahm es zwischen die Zähne, hob das Bündel auf und kam zur nächsten Treppentür gerannt.
    Sam hatte keine Zeit zu überlegen. Er hätte zur andern Tür hinaushuschen können, aber kaum, ohne gesehen zu werden; und lange konnte er mit diesem widerlichen Kerl nicht Versteck spielen. Er tat das wahrscheinlich einzig Richtige. Mit einem Kampfschrei sprang er aus der Tür, Schagrat entgegen. Den Ring hielt er nicht mehr in der Hand, aber allein, dass er ihn hatte, eine verhüllte Kraft, genügte, um Mordors Sklaven einzuschüchtern; und außerdem hatte er Stich, dessen Gleißen dem Ork in die Augen stach wie die grausamen Sterne in den entsetzlichen Elbenländern, ein eisiger Angsttraum für alle seinesgleichen. Ohnehin konnte Schagrat nicht gleichzeitig kämpfen und sein Bündel festhalten. Er blieb stehen, knurrte und fletschte seine Reißzähne. Dann, wie es die Orks gut können, sprang er wieder beiseite, und als Sam auf ihn losging, benutzte er das schwere Bündel zugleich als Schild und als Waffe: Er stieß es dem Hobbit hart ins Gesicht. Sam taumelte zurück, und ehe er sich’s versah, war Schagrat an ihm vorbei und flitzte die Treppe hinunter.
    Fluchend rannte Sam hinterher, aber nicht weit. Gleich dachte er wieder an Frodo und an den anderen Ork, der in die Turmhaube zurückgerannt war. Wieder musste er eine quälend schwierige Entscheidung treffen, und er hatte keine Zeit, alles abzuwägen. Wenn er Schagrat laufenließ, würde der bald Hilfe holen und zurückkommen. Wenn er ihn aber verfolgte, könnte der andere Ork dort oben Fürchterliches anstellen. Und ohnehin war ja auch möglich, dass er Schagrat gar nicht erwischte oder ihm ins Messer liefe. Rasch machte er kehrt und rannte wieder treppauf. »Wahrscheinlich wieder verkehrt«, seufzte er. »Aber zuerst muss ich da oben rauf, egal, was dann passiert.«
    Weiter unten kam Schagrat die letzten Stufen hinab, rannte über den Hof und zum Tor hinaus, sein kostbares Bündel unterm Arm. Hätte Sam ihn gesehen und hätte er gewusst, welcher Kummer daraus erwachsen sollte, dass der Bursche entwischt war, hätte er vielleicht den Mut verloren. Aber jetzt dachte er nur daran, seine Suche zu Ende zu bringen. Vorsichtig trat er an die Tür zur Turmhaube und ging hinein. Drinnen war es dunkel. Aber als seine Augen sich daran gewöhnt hatten, bemerkte er einen blassen Lichtschein zur Rechten. Er kam aus einer Öffnung, die zu einer weiteren Treppe in einem engen Schacht führte: Sie schien sich in der Turmhaube an der runden Wand hinaufzuwinden. Irgendwo oben glomm eine Fackel.
    Leise stieg Sam hinauf. Er kam zu der tropfenden Fackel. Sie war über einer Tür auf der linken Seite befestigt, einem Fensterschlitz auf der Westseite gegenüber: eines der roten Augen, die Frodo und er von unten gesehen hatten, als sie aus dem Tunnel kamen. Rasch trat Sam durch die Tür und eilte weiter, zum zweiten Stock hinauf; er befürchtete, jeden Augenblick von hinten angegriffen und von würgenden Händen an der Kehle gepackt zu werden. Als Nächstes kam er zu einem Fenster nach Osten und einer weiteren Fackel über der Tür zu einem Gang durch die Mitte der Turmhaube. Die Tür war offen. Im Gang war es dunkel, bis auf einen Schimmer von der Fackel und den roten Glutschein, der durch den Fensterschlitz hereinfiel. Sam schlich hinein. Zu beiden Seiten war je eine niedrige Tür; beide waren verschlossen. Kein Geräusch war zu hören.
    »Eine Sackgasse«, brummte Sam, »und das nach all den Treppen! Dies kann doch noch nicht die Spitze des Turms sein. Aber was mach ich nun?«
    Er rannte zurück ins untere Stockwerk und versuchte, ob die Tür aufging. Sie rührte sich nicht. Er stieg wieder hinauf, und allmählich lief ihm der Schweiß übers Gesicht. Er spürte, dass jede Minute kostbar war, aber eine nach der andern verging, und er konnte nichts tun. Schagrat, Snaga und das ganze Orkgezücht waren ihm inzwischen egal. Nur zu Frodo wollte er jetzt, wenigstens einmal wieder sein Gesicht sehen oder seine Hand berühren.
    Erschöpft und mit dem Gefühl, sich endgültig geschlagen geben zu müssen, setzte er sich auf die oberste Stufe unter dem Treppenabsatz und legte den Kopf in die Hände. Es war still,

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