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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Stadt der Menschen von Gondor, letzte Erinnerung an Westernis, aus Nacht und Feuer zum neuen Tag hervorgegangen.
    Und mitten auf den Feldern dort schlugen sie die Zelte auf und warteten den Morgen ab; denn es war der Abend vor dem ersten Mai, und bei Sonnenaufgang wollte der König in seine Stadt einziehen.

FÜNFTES KAPITEL

    DER STATTHALTER UND DER KÖNIG
    Z weifel und große Furcht hatten die Hauptstadt von Gondor bedrückt. Der blaue Himmel mit Sonnenschein wirkte wie Hohn auf Menschen, die kaum noch Hoffnung sahen und jeden Morgen auf Unglücksnachrichten gefasst waren. Der Statthalter war tot und verbrannt; der König von Rohan lag tot in der Zitadelle; und der neue König, der in der Nacht zu ihnen gekommen war, hatte sich wieder aufgemacht, um in einen Krieg gegen Mächte zu ziehen, die viel zu finster und furchtbar waren, um von Menschenhand und durch Menschenmut bezwungen zu werden. Und keine Nachrichten kamen. Nachdem das Heer aus dem Morgultal abgezogen war, auf der Straße nach Norden und im Schatten des Gebirges, waren kein Bote und kein Gerücht über die Ereignisse im unheilschwangeren Osten mehr in die Stadt gelangt.
    Als das Heer erst zwei Tage fort war, ließ sich Frau Éowyn von den Frauen, die sie pflegten, ihre Kleider bringen und stand von ihrem Krankenlager auf, alle Einwände missachtend; und als man sie angekleidet und ihr den Arm in eine Leinenschlinge gelegt hatte, ging sie zum Wart der Heilhäuser.
    »Herr«, sagte sie, »ich bin in großer Unruhe und kann nicht länger untätig zu Bett liegen.«
    »Hohe Frau«, sagte er, »du bist noch nicht geheilt, und mir wurde aufgetragen, dich mit besonderer Sorgfalt zu pflegen. Du sollst noch sieben Tage das Bett hüten; so zumindest wurde ich angewiesen. Ich bitte dich, lege dich wieder hin!«
    »Ich bin geheilt«, sagte sie, »wenigstens körperlich geheilt, bis auf den linken Arm, den ich noch schone. Doch werde ich vonneuem erkranken, wenn es nichts gibt, was ich tun kann. Gibt es keine Nachrichten vom Kriege? Die Frauen können mir nichts sagen.«
    »Es gibt keine Nachrichten«, sagte der Wart, »nur dass die Fürsten zum Morgultal geritten sind und dass der neue Hauptmann aus dem Norden ihr Anführer ist. Ein großer Fürst ist er und ein Heilkundiger; und mich dünkt es seltsam, dass die heilende Hand auch das Schwert führen soll. So kennen wir es heute in Gondor nicht, wenn es auch einst so gewesen sein mag, wenn die alten Berichte wahr sind. Doch seit vielen Jahren sind wir Heiler immer nur bemüht, die Wunden zu flicken, die von Männern des Schwerts geschlagen werden. Dabei hätten wir auch ohne sie genug zu tun. Es gibt schon zu viel Leid und Missgeschick auf der Welt, als dass Kriege es noch vermehren müssten.«
    »Ein Feind genügt, um einen Krieg zu schüren, Heilwart«, sagte Éowyn, »das Opfer findet sich von selbst. Und auch wer kein Schwert hat, kann durch das Schwert fallen. Soll das Volk von Gondor nur Kräuter sammeln, wenn der Dunkle Herrscher seine Heere sammelt? Nicht immer ist es gut, wenn der Körper geheilt wird; und nicht immer schlecht, in der Schlacht zu fallen, und sei es in bitterer Qual. Wäre es mir in dieser dunklen Stunde gestattet, ich wählte das Letztere.«
    Der Wart sah sie an. Kerzengerade stand sie vor ihm, mit leuchtenden Augen im bleichen Gesicht; und die Hand ballte sie zur Faust, als sie sich nun abwandte und aus dem Fenster schaute, das nach Osten ging. Er seufzte und schüttelte den Kopf. Nach einer kurzen Pause drehte sie sich wieder zu ihm um.
    »Gibt es denn nichts zu tun? Wer führt den Befehl in der Stadt?«
    »Ich weiß nicht recht«, sagte er. »Dergleichen ist nicht mein Geschäft. Ein Marschall befehligt die Reiter von Rohan, und Fürst Húrin, sagt man mir, die Männer von Gondor. Aber von Rechts wegen ist Fürst Faramir der Statthalter.«
    »Wo finde ich ihn?«
    »In diesem Haus, hohe Frau. Er war schwer verwundet, ist aber nun auf dem Weg der Genesung. Doch ich weiß nicht, ob …«
    »Führe mich zu ihm, dann wirst du’s wissen!«
    Fürst Faramir ging allein im Garten der Heilhäuser umher. Das Sonnenlicht wärmte ihn, und er fühlte, wie neues Leben in seine Adern strömte; doch das Herz war ihm schwer, und er blickte über die Mauern nach Osten. Als der Wart kam und seinen Namen rief, drehte er sich um und sah Frau Éowyn von Rohan. Mitleid ergriff ihn, denn er sah, dass sie verwundet war, und seinem scharfen Blick blieben ihr Schmerz und ihre Unruhe nicht verborgen.
    »Mein

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