Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)
auf undurchsichtige Weise in fremden Landen zu seinem Vermögen gekommen, heißt es. Vielleicht gibt es da Leute, die gern wüssten, was aus dem Gold und den Juwelen geworden ist, die er auf dem Bühl in Hobbingen vergraben haben soll?«
Frodo sagte nichts; die gar nicht so dummen Mutmaßungen des Bauern waren doch ziemlich beunruhigend.
»Na, Herr Frodo«, fuhr Maggot fort, »nun bin ich aber froh, dass du doch genug Verstand hast, nach Bockland zurückzukommen. Mein Rat ist, bleib da! Und lass dich nicht mit solchem fremdländischen Gesindel ein! Hier hast du Freunde. Und wenn noch mal soein schwarzer Bursche nach dir fragt, dann werd ich dem was erzählen! Ich sag dem, du bist tot oder außer Landes oder was du willst. Und das wäre vielleicht noch nicht mal gelogen, denn höchstwahrscheinlich ist es doch der alte Herr Bilbo, von dem diese Leute was wissen wollen.«
»Vielleicht hast du recht«, sagte Frodo. Um dem Blick des Bauern auszuweichen, starrte er ins Feuer.
Maggot sah ihn nachdenklich an. »Na, ich sehe, du machst dir deine eigenen Gedanken«, sagte er. »Für mich liegt auf der Hand, dass du hier nicht zufällig am gleichen Nachmittag aufgetaucht bist wie dieser Reiter; und was ich dir zu erzählen hatte, war dir vielleicht gar nicht mehr so neu. Du musst mir auch nicht alles erzählen, was du lieber für dich behalten willst; nur sehe ich, dass du irgendwie in der Klemme bist. Vielleicht denkst du jetzt daran, dass es nicht ganz leicht sein wird, zur Fähre zu kommen, ohne erwischt zu werden?«
»Genau daran hab ich gedacht«, sagte Frodo. »Aber wir müssen es versuchen; indem wir hier sitzen und grübeln, schaffen wir’s nicht. Darum müssen wir leider nun gehn. Trotzdem vielen Dank für deine Freundlichkeit! Du wirst lachen, Herr Maggot, aber dreißig Jahre lang habe ich in Angst vor dir und deinen Hunden gelebt. Jammerschade, denn dadurch ist mir ein guter Freund entgangen. Und jetzt tut es mir Leid, so schnell aufbrechen zu müssen. Doch ich komme wieder, vielleicht, eines Tages – wenn ich dazu noch einmal die Gelegenheit bekomme.«
»Du bist mir immer willkommen«, antwortete Maggot. »Aber nun habe ich eine Idee. Es wird schon Abend, und wir wollen gleich essen, denn meistens gehen wir bald nach der Sonne schlafen. Wenn du und Herr Peregrin und ihr alle noch dableiben und mit uns einen Happen zwischen die Zähne nehmen könntet, würde uns das sehr freuen.«
»Auch wir würden uns freuen«, sagte Frodo. »Aber, es tut mir Leid, wir müssen gleich fort. Es wird sowieso schon dunkel sein, bevor wir zur Fähre kommen.«
»Ja, aber Moment mal! Ich wollte noch sagen: Nach so einem kurzen Abendbrot hole ich einen kleinen Wagen raus und fahre euchzur Fähre. Das erspart euch ein gutes Stück Wegs und womöglich noch anderen Ärger.«
Nun nahm Frodo die Einladung dankbar an, sehr zu Pippins und Sams Erleichterung. Die Sonne stand schon hinter den Bergen im Westen, und das Licht wurde blasser. Zwei von Maggots Söhnen und seine drei Töchter kamen herein, und der große Küchentisch wurde reich und nahrhaft gedeckt. Kerzen wurden angezündet und das Herdfeuer geschürt. Frau Maggot wuselte rein und raus. Noch ein paar Hobbits, die zum Hof gehörten, kamen dazu, und bald saßen sie zu vierzehnt bei Tisch. Bier gab es in großen Krügen, dazu eine Riesenpfanne Pilze mit Schinken und noch so allerlei an handfester ländlicher Kost. Die Hunde lagen am Herd und benagten die Schwarten und Knochen.
Als sie gegessen hatten, gingen der Bauer und seine Söhne mit einer Laterne hinaus und spannten den Wagen an. Im Hof war es schon dunkel, als die Gäste herauskamen. Sie warfen ihre Rucksäcke auf den Wagen und kletterten selbst hinein. Der Bauer saß auf dem Kutschbock und brachte mit der Peitsche die beiden kräftigen Ponys auf Trab. Seine Frau stand im Lichtschein der offenen Tür.
»Pass auf dich auf, Maggot!«, rief sie. »Fang keinen Streit mit Fremdländern an und komm gleich wieder zurück!«
»Mach ich!«, sagte er, als er durchs Tor fuhr. Kein Windhauch regte sich; die Nacht war still und friedlich, und ein Vorgeschmack von herbstlicher Kälte lag in der Luft. Sie fuhren ohne Lichter und darum langsam. Nach ein, zwei Meilen war der Feldweg zu Ende; er durchquerte einen tiefen Graben und führte dann über einen kleinen Hang zu der hoch aufgeschütteten Uferstraße hinauf.
Maggot stieg ab und spähte lange in beide Richtungen, nach Norden und Süden, aber in der Dunkelheit war nichts zu
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