Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)
doch, wie ich vor sieben Jahren zu den Bütteln gegangen bin, bevor das alles anfing. Ein Beruf, wo man auf dem Land herumlaufen konnte, Leute treffen, was Neues hören und immer wissen, wo es das beste Bier gibt. Aber jetzt? Alles ganz anders.«
»Aber du kannst es doch sein lassen! Schmeiß doch die Büttelei hin, wenn das kein anständiger Beruf mehr ist!«, sagte Sam.
»Das ist verboten«, sagte Robin.
»Wenn ich dieses verboten noch öfter höre«, sagte Sam, »werd ich noch fuchsteufelswild.«
»Hätt ich nichts dagegen«, sagte Robin und senkte die Stimme. »Wenn wir alle zusammen fuchsteufelswild würden, wäre vielleichtwas zu machen. Aber da sind diese Menschen, Sam, die Großen, die der Oberste überall hinschickt. Wenn einer von uns Kleinen für unsere Rechte eintritt, dann holen sie ihn und stecken ihn ins Riegelloch. Den alten Mehlkloß, den Bürgermeister Willi Weißfuß, haben sie gleich als Ersten geholt, und dann noch viele andere. Wird immer schlimmer in letzter Zeit. Sie schlagen sie jetzt oft.«
»Warum arbeitest du dann für sie?«, sagte Sam wütend. »Wer hat euch nach Froschmoorstetten geschickt?«
»Niemand. Wir wohnen hier im großen Landbüttel-Haus. Wir sind jetzt die Erste Bereitschaft Ostviertel. Es gibt insgesamt schon einige hundert Landbüttel, und sie brauchen immer noch mehr, wegen all der neuen Vorschriften. Die meisten sind unfreiwillig dabei, aber nicht alle. Sogar bei uns im Auenland gibt es manch einen, der gern wichtig tut und sich in anderer Leute Angelegenheiten einmischt. Und was noch schlimmer ist: Es gibt einige wenige, die uns für den Obersten und seine Menschen bespitzeln.«
»Aha! Auf die Weise habt ihr also über uns Nachricht bekommen?«
»Ja, genau. Eilpostsendungen sind für uns natürlich inzwischen verboten, aber sie benutzen den alten Schnelldienst und unterhalten Eilboten an verschiedenen Orten. Einer kam letzte Nacht aus Weißfurchen mit einer ›Geheimmeldung‹, und ein anderer hat sie von hier weitergebracht. Und heute Nachmittag kam dann eine Nachricht zurück, mit der Anweisung, euch festzunehmen und nach Wasserau zu bringen, nicht gleich ins Riegelloch. Der Oberste will euch anscheinend sofort sehen.«
»Er wird es nicht mehr so eilig haben, wenn Herr Frodo erst mit ihm fertig ist«, sagte Sam.
Das Landbüttelhaus in Froschmoorstetten war nicht gemütlicher als die Baracke der Brückenwache. Es hatte nur ein Stockwerk, aber dieselben schmalen und eckigen Fenster und war aus hässlichen blassen und schlecht vermauerten Backsteinen gebaut. Drinnen war es feucht, kalt und trostlos, und das Abendessen gab es auf einem langen, nackten Tisch, der seit Wochen nicht mehr abgewischt worden war. Das Essen hatte keine würdigere Tafel verdient. Die Reisenden waren froh, das ungastliche Haus bald wieder zu verlassen. Bis Wasserau waren es noch rund achtzehn Meilen, und sie brachen erst um zehn Uhr vormittags auf. Sie wären schon früher marschbereit gewesen, trödelten aber, weil es den Anführer der Landbüttel sichtlich ärgerte. Der Westwind hatte auf Nord gedreht. Es wurde kälter, regnete aber nicht mehr.
Es war ein ziemlich komischer Geleitzug, mit dem sie das Dorf verließen; allerdings waren die wenigen Leute, die herauskamen, um die Reisenden in ihrem fremdländischen Aufputz zu begutachten, anscheinend im Zweifel, ob Lachen nicht verboten sei. Ein Dutzend Büttel waren als Eskorte für die »Häftlinge« abkommandiert; aber Merry sorgte dafür, dass sie vorangingen, während Frodo und seine Freunde hinterdreinritten. Merry, Pippin und Sam saßen bequem im Sattel, redeten, alberten und sangen; und die Büttel stapften voraus, bemüht, sich ein grimmiges und wichtiges Aussehen zu geben. Frodo jedoch war still und schien ziemlich trüben Gedanken nachzuhängen.
Der Letzte, an dem sie vorüberkamen, war ein rüstiger alter Mann, der eine Hecke beschnitt. »Nanu!«, lästerte er. »Wer hat da wohl wen festgenommen?«
Sofort scherten zwei von den Bütteln aus und gingen auf ihn los. »Anführer!«, sagte Merry. »Rufen Sie die Leute sofort ins Glied zurück; sonst muss ich mich mit ihnen befassen!«
Auf einen scharfen Zuruf des Hauptmanns kamen die beiden Hobbits murrend zurück. »So, vorwärts!«, sagte Merry, und von nun an sahen sie darauf, dass die Gangart ihrer Ponys die Büttel zum schärfsten Marschtempo, dessen sie eben noch fähig waren, antrieb. Die Sonne brach durch die Wolken, und trotz des kalten Windes kam die Eskorte bald ins
Weitere Kostenlose Bücher