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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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von Elrond; und am nächsten Tag sagte er seiner Mutter und Arwen Lebewohl und allen in Elronds Haus und ging fort ins wilde Land. Fast dreißig Jahre lang mühte er sich ab im Kampf gegen Sauron, und er wurde ein Freund Gandalfs, des Weisen, von dem er viel lernte. Auf viele gefährliche Fahrten gingen sie gemeinsam, doch im Lauf der Jahre ging er immer öfter allein. Lang und mühsam waren seine Wege, und allmählich nahm er ein etwas finsteres Aussehen an, wenn er nicht gerade lächelte; und dennoch erschien er den Menschen ehrwürdig wie ein König im Exil, wenn er seine wahre Erscheinung nicht verbarg. Denn er wanderte in vielen Verkleidungen und gewann Ruhm unter vielen Namen. Er ritt mit dem Heer der Rohirrim und kämpfte zu Wasser und zu Lande für den Herrn von Gondor; und in der Stunde des Sieges dann verschwand er, und die Menschen des Westens wussten nichts von seinem Verbleib. Weit in den Osten und tief in den Süden ging er allein, erforschte die Menschenherzen,die guten wie die bösen, und deckte die Anschläge und Verschwörungen von Saurons Dienern auf.
    So wurde er schließlich der kühnste Abenteurer seiner Zeit, bewandert in den Künsten und Überlieferungen der Menschen und doch mehr als nur ein Mensch, denn er hatte etwas von elbischer Weisheit, und in seinen Augen glomm ein Licht, das wenige ertragen konnten, wenn es aufflammte. Traurig und streng war sein Gesicht, geprägt von dem auferlegten Schicksal; und doch trug er stets eine Hoffnung im tiefsten Herzen, aus dem bisweilen Heiterkeit hervorsprang wie die Quelle aus dem Felsen.
    Als er neunundvierzig Jahre alt war, kehrte er einmal von gefahrvollen Wegen an den dunklen Grenzen von Mordor zurück, wo Sauron nun wieder hauste und emsig Unheil wirkte. Aragorn war müde und gedachte nach Bruchtal zu gehen und dort eine Weile auszuruhen, ehe er sich wieder zu fernen Ländern aufmachte; und auf diesem Weg kam er an die Grenzen von Lórien, und Frau Galadriel gewährte ihm Einlass ins verborgene Land.
    Er wusste es nicht, aber Arwen Undómiel war auch dort; sie lebte wieder eine Zeitlang bei der Sippe ihrer Mutter. Sie hatte sich kaum verändert, denn die Menschenjahre hinterließen an ihr keine Spuren; doch ihr Gesicht war nun ernster, und selten hörte man sie lachen. Aragorn aber war nun an Leib und Seele zu seiner vollen Höhe erwachsen; und Galadriel ließ ihn seine zerschlissene Waldläuferkluft beiseitelegen und kleidete ihn in Silber und Weiß, mit einem elbisch-grauen Mantel und einem leuchtenden Edelstein an der Stirn. Da sah er kaum mehr wie ein Mensch aus, sondern eher wie ein Elbenfürst von den Inseln im Westen. Und so sah Arwen ihn nach ihrer langen Trennung zum ersten Mal wieder; und als er unter den goldenen Blüten der Bäume von Caras Galadhon zu ihr kam, da war ihre Wahl getroffen und ihr Schicksal entschieden.
    Dann streiften sie ein Frühjahr lang durch Lóriens Wälder und Wiesen, bis es für ihn Zeit wurde, Abschied zu nehmen. Und am Mittsommerabend gingen sie auf den schönen Hügel Cerin Amrothinmitten des Landes, Aragorn, Arathorns Sohn, und Arwen, Elronds Tochter, und schritten barfuß durchs immergrüne Gras, und die Elanor und Niphredil streiften ihnen um die Füße. Und von dort oben auf dem Hügel blickten sie in den Schatten nach Osten und nach Westen in die Dämmerung; und sie gelobten einander Treue und waren selig.
    Und Arwen sagte: ›Dunkel ist der Schatten, und doch bin ich von Herzen froh; denn du, Estel, wirst einer der Großen sein, deren Tapferkeit ihn vernichtet.‹
    Aragorn aber antwortete: ›Ach, ich kann es nicht voraussehen, und wie es dazu kommen mag, ist mir verborgen. Doch wenn du Hoffnung hast, will ich auch hoffen. Und den Schatten weise ich weit von mir. Aber auch die Dämmerung, edle Frau, ist nicht für mich; denn ich bin sterblich, und wenn du zu mir halten willst, Abendstern, musst auch du der Dämmerung entsagen.‹
    Da stand sie still wie ein weißer Baum und blickte nach Westen, und endlich sagte sie: ›Ich halte zu dir, Dúnadan, und wende mich ab von der Dämmerung. Doch dort liegt das Land meines Volkes und die alte Heimat meiner Sippe.‹ Sie liebte ihren Vater von Herzen.
    Als Elrond von der Entscheidung seiner Tochter erfuhr, schwieg er, doch das Herz war ihm schwer, und dass er dieses Los seit langem erwartet hatte, machte es nicht erträglicher. Aber als Aragorn wieder nach Bruchtal kam, rief er ihn zu sich und sagte:
    ›Mein Sohn, es kommen Jahre, da alle Hoffnung blass wird,

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