Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)
beschlossen. Ihr sprecht von einem gefährlichen Abenteuer, aber ihr begreift nicht. Das wird keine Schatzsuche, keine Fahrt hin und zurück. Ich flüchte vor einer Lebensgefahr in die andere.«
»Natürlich begreifen wir«, sagte Merry mit Entschiedenheit. »Und eben deshalb haben wir beschlossen mitzukommen. Wir wissen, dass mit dem Ring nicht zu spaßen ist, aber wir werden unser Bestes tun, um dir gegen den Feind beizustehen.«
»Der Ring?«, sagte Frodo, nun völlig entgeistert.
»Ja, der Ring«, sagte Merry. »Mein guter alter Hobbit, du weißt nicht, wie neugierig Freunde sein können. Von dem Ring weiß ich seit Jahren – ich wusste sogar schon davon, bevor Bilbo fortging; aber weil er ihn offenbar als Geheimnis betrachtete, behielt ich mein Wissen für mich, bis wir die Verschwörung angezettelt haben. Ich kannte Bilbo natürlich nicht so gut, wie ich dich kenne; dazu war ich noch zu jung, und er war auch vorsichtiger – aber nicht vorsichtig genug. Wenn du wissen willst, wie ich das herausbekommen habe, erzähl ich dir’s.«
»Erzähle!«, sagte Frodo matt.
»Sein Verhängnis, wie du dir ja denken kannst, waren die Sackheim-Beutlins. Eines Tages, etwa ein Jahr vor dem Abschiedsfest, sah ich auf der Straße Bilbo vor mir hergehen. Plötzlich tauchten von fern die S.-B.s auf und kamen uns entgegen. Bilbo wurde langsamer und auf einmal, hast du nicht gesehn, war er verschwunden. Ich bin so erschrocken, dass ich kaum mehr klar genug im Kopf war, um auf herkömmlichere Weise in Deckung zu gehn; aber ich flitzte durch die Hecke und ging dahinter auf der Wiese weiter. Ich guckte raus auf die Straße, als die Sackheim-Beutlins vorbei waren, und sehe Bilbo unmittelbar vor mir, wie er gerade wieder auftaucht. Für einen Moment sah ich Gold schimmern, als er etwas in die Hosentasche steckte.
Danach habe ich die Augen offen gehalten. Ich habe sogar spioniert, muss ich zugeben. Aber du wirst verstehen, es war sehr spannend, und ich war ja noch nicht mal in den Zwiens. Ich muss wohl im ganzen Auenland der einzige sein, abgesehen von dir, Frodo, der je in das Geheimbuch des alten Knaben geschaut hat.«
»Du hast sein Buch gelesen!«, rief Frodo. »Du meine Güte, ist denn nichts vor euch sicher?«
»Nicht allzu sicher, würde ich meinen«, sagte Merry. »Aber ich konnte nur einmal rasch einen Blick hineinwerfen, und das war schon schwierig genug. Er ließ das Buch nie herumliegen. Was wohl daraus geworden ist? Ich würde gern noch mal hineinschauen. Hast du es, Frodo?«
»Nein. Es war nicht in Beutelsend. Er muss es mitgenommen haben.«
»Jedenfalls, wie schon gesagt«, fuhr Merry fort, »ich behielt für mich, was ich wusste, bis zu diesem Frühjahr, als die Sache ernst wurde. Dann haben wir unsere Verschwörung organisiert, und weil wir seriöse Verschwörer waren und ebenfalls Ernst machen wollten, konnten wir in unseren Mitteln nicht zu wählerisch sein. Du bist schon eine ziemlich harte Nuss, und Gandalf ist noch schlimmer. Aber wenn du unseren wichtigsten Spion kennen lernen willst, kann ich ihn dir vorstellen.«
»Wo ist er?«, sagte Frodo und schaute umher, als erwartete er, einen vermummten Bösewicht aus einem Schrank hervorkommen zu sehen.
»Tritt vor, Sam!«, sagte Merry, und Sam stand auf, das Gesicht scharlachrot bis zu den Ohren. »Hier ist unser verdeckter Ermittler! Und er hat eine Menge ermittelt, kann ich dir versichern, bis er schließlich ertappt wurde. Danach schien er sich sozusagen durch Ehrenwort gebunden zu fühlen und gab nichts mehr preis.«
»Sam!«, rief Frodo, mit einem Gefühl, sich fortan über gar nichts mehr wundern zu können, und außer Stande, sich klar zu werden, ob er nun wütend, belustigt oder erleichtert sein oder sich einfach dumm vorkommen sollte.
»Jawohl, Master!«, sagte Sam. »Bitte gehorsamst um Verzeihung, Master! Aber ich hab es nicht bös gegen dich gemeint, Herr Frodo, und auch nicht gegen Herrn Gandalf. Der hat genug Grips, wie du weißt, und als du gesagt hast, du gehst allein fort, da hat er gesagt, nein, nimm jemanden mit, dem du vertrauen kannst! «
»Aber es sieht nicht so aus, als ob ich jemandem trauen kann«, sagte Frodo.
Sam sah ihn bekümmert an. »Es kommt ganz drauf an, was du willst«, warf Merry ein. »Du kannst darauf vertrauen, dass wir mit dir durch dick und dünn gehen, bis zum bitteren Ende. Und du kannst darauf vertrauen, dass deine Geheimnisse bei uns gut aufgehoben sind, besser als bei dir selbst. Aber du kannst nicht darauf
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