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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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waren Bäume. Er stand auf einer düsteren Heide, und ein ungewohnter Salzgeruch hing in der Luft. Als er aufblickte, sah er vor sich einen großen weißen Turm, der ganz allein auf einem hohen Bergrücken stand. Ein starkes Verlangen überkam ihn, den Turm zu besteigen und das Meer zu sehen. Er begann den Berg hinaufzugehen, aber mit einem Mal leuchtete der Himmel auf, und ein Donnern war zu hören.

SECHSTES KAPITEL

    DER ALTE WALD
    F rodo wurde jäh wach. Es war noch dunkel im Zimmer. Merry stand da, in der einen Hand eine Kerze, mit der andern an die Tür hämmernd. »Schon gut! Was ist denn?«, fragte Frodo, immer noch traumbefangen.
    »Was ist?«, rief Merry. »Zeit aufzustehn ist es. Halb fünf, draußen ist es sehr neblig. Sam macht schon das Frühstück. Sogar Pippin ist schon auf. Ich gehe jetzt die Ponys satteln und das eine holen, das den Gepäckträger macht. Weck den Dicken, die Schlafmütze! Wenigstens aufstehn muss er und uns ein Stück begleiten.«
    Kurz nach sechs Uhr waren die fünf Hobbits bereit zum Aufbruch. Fredegar Bolger gähnte noch. Leise stahlen sie sich aus dem Haus. Merry ging voran, mit dem Lastpony am Zaum. Er schlug einen Weg ein, der zuerst durch ein Gebüsch hinterm Haus und dann über Wiesen führte. Die Blätter glänzten an den Bäumen, und von allen Zweigen tropfte es; kalter Tau lag auf dem Gras wie eine graue Decke. Es war sehr still. Geräusche aus einiger Entfernung schienen nah und deutlich heranzurücken: Federvieh gackerte in einem Hof; in einem Nachbarhaus schlug jemand eine Tür zu.
    Im Schuppen standen die Ponys, stämmige kleine Tiere, wie sie bei den Hobbits beliebt waren, nicht schnell, aber gut für einen langen Tagesritt. Sie saßen auf, und bald ritten sie in den Nebel hinein, der sich nur widerstrebend vor ihnen zu öffnen und abweisend hinter ihnen wieder zu schließen schien. So ritten sie etwa eine Stunde lang dahin, langsam und ohne zu reden. Dann ragte plötzlich der Hag vor ihnen auf, hoch und mit silbrigen Spinnweben überzogen.
    »Wie wollt ihr da durchkommen?«, fragte Fredegar.
    »Komm nur, und du wirst es sehen«, sagte Merry. Er bog links ab, am Hag entlang, und bald kamen sie zu einer Stelle, wo die Hecke um den Rand einer Mulde ins Land hinein vorsprang. In einigem Abstand war ein Graben ausgehoben, der mit leichtem Gefälle in den Boden hineinführte. Die mit Ziegeln ausgemauerten Seitenwände stiegen stetig an, bis sie sich nach oben wölbten und einen Tunnel bildeten, der tief unter dem Hag hinwegtauchte und auf der andern Seite in der Mulde wieder emporkam.
    Hier machte Fredegar Bolger halt. »Lebe wohl, Frodo!«, sagte er. »Ich wollte, du gingest nicht in diesen Wald. Ich kann nur hoffen, ihr braucht keine Rettung, ehe der Tag um ist. Aber viel Glück euch allen – heute und jeden Tag!«
    »Wenn nichts Schlimmeres mich erwartet als der Alte Wald, kann ich froh sein«, sagte Frodo. »Sage Gandalf, er soll sich beeilen, uns auf der Oststraße zu folgen: Wir kehren bald auf sie zurück und reiten, so schnell wir können.« Dann riefen sie alle Fredegar ihr »Lebewohl!« zu und verschwanden in den Tunnel und aus seinen Augen.
    Im Tunnel war es dunkel und feucht. Am anderen Ende war er durch eine Tür aus dicht aneinander gefügten Eisenstäben versperrt. Merry stieg ab und schloss auf, und als sie alle hindurch waren, stieß er die Tür wieder zu. Scheppernd und mit einem lauten Klicken fiel sie ins Schloss. Es klang nicht sehr ermutigend.
    »Da wären wir!«, sagte Merry. »Ihr befindet euch nicht mehr auf auenländischem Boden, sondern draußen, am Rand des Alten Waldes.«
    »Sind die Geschichten über den Wald denn nun wahr?«, fragte Pippin.
    »Ich weiß nicht, was für Geschichten du meinst«, antwortete Merry. »Wenn du die alten Butzemanngeschichten meinst, die der Dicke früher von seinen Kindermädchen gehört hat, von Kobolden und Wölfen und solchem Zeug, dann würde ich sagen, nein. Jedenfalls glaube ich daran nicht. Aber der Wald ist tatsächlich komisch.Alles darin ist sehr viel rühriger, viel achtsamer sozusagen, auf das, was vorgeht, als in den auenländischen Wäldern. Und die Bäume haben etwas gegen Fremde. Sie beobachten dich. Meistens tun sie nichts weiter, solange noch Tageslicht ist; es genügt ihnen, dich zu beobachten. Die unfreundlichsten werden ab und zu mal einen Ast runterwerfen, dir eine Wurzel zwischen die Beine stellen oder mit einer Ranke nach dir greifen. Aber nachts, hat man mir erzählt, da kann es kritisch

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