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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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    Dennoch kann es wohl sein, wie die Zwerge heute meinen, dass Sauron durch seine Künste herausbekommen hatte, wer diesen Ring, den letzten, der noch frei blieb, besaß, und dass die sonderbare Häufung von Schicksalsschlägen, die Durins Erben trafen, hauptsächlich seiner Tücke zuzuschreiben war. Denn die Zwerge hatten sich als durch dieses Mittel unbezähmbar erwiesen. Macht über sie hatte der Ring allein darin, dass er die Gier nach Gold und Kleinoden in ihnen entfachte, sodass sie, wenn es ihnen daran mangelte, alle anderen guten Dinge wertlos fanden und jeden mit ihrer Wutund Rache verfolgten, der ihnen etwas von ihren Schätzen wegnahm. Ihre Art war von Anbeginn dazu geschaffen, sich jeder fremden Herrschaft auf das beharrlichste zu widersetzen. Sie konnten zwar getötet oder zerbrochen, nicht aber zu Schatten erniedrigt und von einem fremden Willen unterjocht werden; und aus demselben Grund hatten die Ringe auch keinerlei Einfluss auf die Länge oder Kürze ihres Lebens. Umso mehr hasste Sauron ihre Besitzer und trachtete, sie ihnen abzunehmen.
    Vielleicht kam es also teilweise von der Tücke des Rings, dass Thráin nach einigen Jahren rastlos und unzufrieden wurde. Immerzu quälte ihn der Hunger nach Gold, und schließlich, als ihm seine Armut unerträglich wurde, dachte er an den Erebor und beschloss, dorthin zurückzukehren. Zu Thorin sagte er nichts von dem, was ihn bewegte; aber mit Balin, Dwalin und einigen wenigen anderen machte er sich bereit, sagte Lebewohl und brach auf.
    Wenig ist darüber bekannt, was ihm dann zustieß. Heute scheint es, dass er, sobald er mit seinen wenigen Gefährten unterwegs war, von Saurons Sendlingen gejagt wurde. Wölfe verfolgten ihn, Orks lauerten ihm auf, böse Vögel spähten seinen Weg aus, und je weiter er nach Norden auszuweichen versuchte, desto mehr Schwierigkeiten begegneten ihm. Es kam eine dunkle Nacht, als er und seine Gefährten durch das Land jenseits des Anduin wanderten und ein ungeheurer Regen sie am Saum des Düsterwalds Schutz suchen ließ. Am nächsten Morgen war er aus dem Lager verschwunden, und die Gefährten riefen vergebens nach ihm. Viele Tage lang suchten sie ihn, bis sie die Hoffnung aufgeben mussten. Schließlich kehrten sie zu Thorin zurück. Erst viel später erfuhr man, dass Thráin lebendig gefangen und zu den Verliesen von Dol Guldur verschleppt worden war. Dort wurde er gefoltert, der Ring wurde ihm abgenommen, und dort starb er.
    So wurde nun Thorin Eichenschild Durins Erbe, doch ein Erbe ohne Hoffnung. Als Thráin verschwand, war Thorin fünfundneunzig, ein stattlicher Zwerg von stolzem Gebaren; doch schien er inEriador zur Ruhe zu kommen. Dort arbeitete er viele Jahre lang, trieb Handel und wurde halbwegs wohlhabend; und sein Gefolge vermehrte sich um viele von Durins Volk, die noch umherwanderten und zu ihm kamen, als sie von seiner Niederlassung im Westen hörten. Sie hatten ansehnliche Hallen in den Bergen und volle Warenlager, und alles in allem lebten sie nicht unbehaglich. Dennoch kamen sie in ihren Liedern immer wieder auf den fernen Einsamen Berg zu sprechen.
    Die Jahre vergingen. Die Asche in Thorins Herzen erglühte wieder, wenn er an all das Unrecht dachte, das seiner Sippe geschehen war, und an die ererbte Pflicht, sich an dem Drachen zu rächen. Er sann nach über Waffen, Heere und Bundesgenossen, wenn sein schwerer Hammer in seiner Schmiede dröhnte; doch die Heere und die Bündnisse hatten sich aufgelöst; und aus seinem eigenen Gefolge bekam er nur wenige Äxte zusammen; und ein heißer Zorn ohne Hoffnung brannte in ihm, wenn er auf das rotglühende Eisen auf dem Amboss einschlug.
    Doch schließlich kam es durch Zufall zu einer Begegnung zwischen Gandalf und Thorin, die das Schicksal von Durins Haus wenden und außerdem noch zu anderen, höheren Zielen hinführen sollte. Eines Tages 46 , als Thorin von einer Reise in den Osten zurückkehrte, blieb er über Nacht in Bree. Dort war auch Gandalf, auf dem Weg ins Auenland, das er seit über zwanzig Jahren nicht mehr besucht hatte. Er war müde und wollte dort eine Weile rasten.
    Unter den vielen Sorgen, die ihn plagten, beunruhigte ihn besonders die gefährliche Lage im Norden; denn da wusste er schon, dass Sauron auf Krieg sann und Bruchtal anzugreifen gedachte, sobald er sich stark genug glaubte. Aber einem Versuch, von Osten her die Gebiete von Angmar und die nördlichen Gebirgspässe wiederzugewinnen, konnten jetzt nur die Zwerge aus den Eisenbergen entgegentreten.

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