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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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werden. Ich bin erst ein oder zwei Mal nach Einbruch der Dunkelheit hier gewesen, und auch das nur in der Nähe der Hecke. Es kam mir vor, als ob die Bäume miteinander tuschelten, als ob sie in einer mir unverständlichen Sprache Nachrichten weitergäben und Verabredungen träfen; und die Äste bogen sich und tasteten umher, ohne dass ein Wind ging. Es heißt, die Bäume könnten sich vom Fleck bewegen, Fremde umzingeln und einschließen. Tatsächlich haben sie vor vielen Jahren einmal die Hecke zu stürmen versucht: Sie kamen und pflanzten sich dicht neben ihr auf, und dann beugten sie sich hinüber. Aber die Hobbits haben dagegengehalten und sie zu Hunderten abgehauen, im Wald ein großes Feuer gemacht und einen langen Streifen östlich der Hecke niedergebrannt. Danach gaben die Bäume den Ansturm auf, aber sie wurden äußerst unfreundlich. Nicht weit drinnen, wo das Feuer entzündet wurde, ist noch immer eine große kahle Fläche.«
    »Geht die Gefahr nur von den Bäumen aus?«, fragte Pippin.
    »Es gibt noch mehr Eigenartiges, das tief im Wald und auf der anderen Seite haust«, sagte Merry, »oder wenigstens habe ich das gehört, allerdings nie etwas davon gesehen. Aber irgendetwas bahnt Wege durch den Wald. Sobald man hineinkommt, findet man sie; nur scheinen sie sich von Zeit zu Zeit auf sonderbare Weise zu verschieben und zu ändern. Nicht weit von diesem Tunnel ist – oder war lange Zeit – der Anfang eines ziemlich breiten Wegs, der zu der Brandlichtung und dann mehr oder weniger in unsere Richtung führt, nach Osten und ein wenig nach Norden. Das ist der Weg, den ich jetzt suche.«
    Die Hobbits ritten von der Tunnelpforte durch die breite Mulde. Von der anderen Seite, etwa hundert Schritt hinter der Hecke, führte ein undeutlich erkennbarer Pfad in den Wald hinein, verlor sich aber, sobald sie unter den Bäumen waren. Als sie zurückblickten, konnten sie zwischen den Baumstämmen, die schon dicht um sie standen, die Hecke eben noch als eine dunkle Linie erkennen. Vor sich sahen sie nur noch Baumstämme in allen Größen und Formen: gerade und krumme, dicke und dünne, schiefe, verrenkte, verzweigte und verwachsene, glatte und knorrige; und alle waren grün oder grau mit Moos und schleimigen, zottigen Flechten bewachsen.
    Merry schien als Einziger noch bei halbwegs guter Laune zu sein. »Du reitest am besten voran und suchst diesen Weg«, sagte Frodo zu ihm. »Passt auf, dass wir uns nicht aus den Augen verlieren oder vergessen, in welcher Richtung die Hecke liegt!«
    Sie schlängelten sich zwischen den Bäumen hindurch, und die Ponys stapften vorwärts, behutsam den vielen gewundenen und ineinander verschlungenen Wurzeln ausweichend. Unterholz gab es nicht. Der Boden stieg stetig an, und je weiter sie kamen, desto höher, dunkler und dichter schienen die Bäume um sie zu stehen. Kein Laut war zu hören, nur dann und wann ein Tröpfeln von Feuchtigkeit durchs unbewegte Laub. Von Getuschel oder Bewegungen der Zweige war einstweilen nichts zu bemerken; aber alle hatten sie das unbehagliche Gefühl, mit einer Missbilligung beobachtet zu werden, die sich bis zu Abneigung und Feindschaft verdichten konnte. Das Gefühl wurde immer stärker, bis sie sich dabei ertappten, wie sie rasche Blicke ins Laub hinauf oder über die Schulter hinter sich warfen, als befürchteten sie, dass man plötzlich auf sie einschlagen werde.
    Noch immer war kein Weg zu erkennen, und die Bäume schienen ihnen beharrlich den Durchgang versperren zu wollen. Pippin glaubte plötzlich, es nicht länger ertragen zu können, und stieß einen Schrei aus. »He! He!«, rief er. »Ich tu euch doch nichts! Lasst mich doch durch, bitte!«
    Die andern hielten erschrocken an, aber der Schrei erstickte, wie wenn er auf einen schweren Vorhang prallte. Es kam kein Echo und keine Antwort; der Wald schien nur noch dichter zu werden und sie noch aufmerksamer zu beobachten.
    »An deiner Stelle würde ich nicht schreien«, sagte Merry. »Das schadet mehr, als es nützt.«
    Frodo kamen Zweifel, ob es überhaupt möglich wäre, da hindurchzufinden, und ob er Recht getan hatte, die anderen in diesen grässlichen Wald mitzunehmen. Merry schaute hin und schaute her; er schien sich jetzt schon über die Richtung nicht mehr im Klaren zu sein. Pippin bemerkte es. »Du hast nicht lange gebraucht, um uns in die Irre zu führen«, sagte er. Aber im gleichen Moment stieß Merry erleichtert einen Pfiff aus und deutete nach vorn.
    »So, so!«, sagte er. »Diese Bäume

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