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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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quer durch den Wald zog.
    »Da fließt die Weidenwinde«, sagte Merry, mit der Hand hindeutend. »Sie kommt von den Höhen und fließt nach Südwesten mitten durch den Wald. Unterhalb von Hagsend mündet sie in den Brandywein. Von ihr halten wir uns lieber fern. Das Tal der Weidenwinde soll der komischste Teil des ganzen Waldes sein – das Zentrum, sozusagen, von dem all die Verrücktheiten ausgehen.«
    Die anderen schauten in die Richtung, die Merry anzeigte, konnten aber außer dem Nebel über dem feuchten und tief eingeschnittenen Tal nicht viel erkennen; und dahinter verschwamm die Sicht auf die südliche Hälfte des Waldes.
    Auf der sonnenbeschienenen Hügelkuppe wurde es nun heiß. Es musste etwa elf Uhr sein, doch in der diesigen Herbstluft konnten sie in den anderen Richtungen noch immer nicht viel sehen. Nach Westen zu konnten sie weder die Linie des Hags noch das Brandyweintal dahinter ausmachen. Im Norden, wohin sie mit den größten Hoffnungen ausschauten, war nichts zu erkennen, das etwa die Linie der Großen Oststraße hätte sein können, die sie erreichen wollten. Sie standen auf einer Insel in einem Baummeer, und der Horizont war verschleiert.
    Nach Südosten fiel das Gelände steil ab, als ob sich die Hänge des Hügels unter den Bäumen fortsetzten, wie Inselküsten, die eigentlich Flanken eines aus tiefem Wasser aufragenden Berges sind. Sie setzten sich an den Rand des grünen Hanges und blickten auf die Wälder hinab, während sie ihre Mittagsmahlzeit verzehrten. Als die Sonne den Scheitelpunkt schon überschritten hatte, sahen sie weit im Osten die graugrünen Umrisse der Höhen, die dort hinter dem Alten Wald lagen. Das hob ihre Stimmung beträchtlich, denn es tat gut, etwas zu sehen, das sich jenseits der Grenzen dieses Waldes befand; allerdings gedachten sie, wenn irgend möglich, nicht dort entlangzureiten: die Hügelgräberhöhen waren bei den Hobbits ebenso verrufen wie der Wald selbst.
    Endlich entschlossen sie sich, wieder aufzubrechen. Der Weg, der sie zu dem Hügel geführt hatte, fand auf der Nordseite eine Fortsetzung; aber sie waren ihm noch nicht lange gefolgt, als sie merkten, dass er stetig nach rechts abbog. Bald wurde er abschüssig, und sie mussten annehmen, dass er ins Weidenwindental führte, die Richtung, die sie keinesfalls einschlagen wollten. Nach kurzer Beratung kamen sie zu dem Entschluss, diesen irreführenden Weg zu verlassen und sich nach Norden zu halten, denn in dieser Richtung musste die Straße liegen, auch wenn sie von dem Hügel nicht zu sehen gewesen war, und sie konnte nicht viele Meilen entfernt sein. Auch schien das Gelände nach Norden hin links vom Wege trockener und offener zu werden; es stieg zu Hängen an, wo die Bäume nicht sodicht standen und Fichten und Tannen an die Stelle der Eichen, Eschen und der anderen seltsamen und namenlosen Bäume des dichteren Waldes traten.
    Zuerst schien es, dass sie die richtige Wahl getroffen hatten. Sie kamen leidlich schnell voran; doch jedes Mal wenn sie auf einer Lichtung nach dem Sonnenstand sahen, fanden sie, dass sie auf unerklärliche Weise nach Osten abgeirrt waren. Und nach einiger Zeit begannen die Bäume, sich wieder dichter heranzudrängen, gerade da, wo es von weitem so ausgesehen hatte, als stünden sie hier dünner und lichter. Dann stießen sie unversehens auf tiefe Bodenfalten, wie Radspuren von Riesenfahrzeugen, wie breite Burggräben oder tief eingesunkene Straßen, die seit langem nicht mehr benutzt und mit Dorngestrüpp zugewachsen waren. Meistens kreuzten sie die Marschrichtung und ließen sich nur überqueren, indem man erst runter- und dann an der andern Seite wieder raufkletterte – eine mühsame und nicht ungefährliche Angelegenheit mit den Ponys. Jedes Mal, wenn sie hinabstiegen, fanden sie den Grund der Senke mit verfilztem Unterholz und dichten Büschen bewachsen, zwischen denen aus irgendeinem Grund nach links kein Durchkommen war und die den Weg erst freigaben, wenn sie sich nach rechts wandten; und immer mussten sie unten erst ein Stück weit gehen, ehe sie auf der andern Seite einen Aufstieg fanden. Wieder oben fanden sie jedes Mal den Wald dunkler und dichter und den Weg nach links bergauf ungangbar; und sahen sich in die Richtung nach rechts und bergab gedrängt.
    Nach einigen Stunden wussten sie kaum mehr, in welche Richtung sie gingen, nur dass es schon lange nicht mehr nach Norden war. Sie wurden abgelenkt und nahmen notgedrungen einen Kurs, den sie nicht gewählt hatten –

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