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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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weißen Schimmer, die mit dem äußersten Saum des Himmels verschmolzen, wo, wie sie aus alten Überlieferungen wussten, das hohe Gebirge sein musste.
    Sie atmeten tief durch und hatten nun das Gefühl, dass es überallhin nur ein Katzensprung sei. Es kam ihnen kleinmütig vor, sich seitlich durch die verworrenen Ausläufer der Höhen zur Straße durchzuarbeiten, statt leichtfüßig wie der alte Tom die Hügel als Trittsteine zu nehmen und geradewegs bis zum Gebirge zu hüpfen.Goldbeere sprach und brachte ihre Blicke und Gedanken in die
    Gegenwart zurück. »Lebt nun wohl, ihr lieben Gäste!«, sagte sie. »Und haltet an eurem Plan fest! Nach Norden mit dem Wind im linken Auge, und gesegnet seien eure Schritte! Eilt euch, solange die Sonne scheint!« Und zu Frodo sagte sie: »Lebe wohl, Elbenfreund, es war eine glückliche Begegnung!«
    Doch Frodo fand keine Worte, er verneigte sich nur tief, bestieg sein Pony und ritt, gefolgt von seinen Freunden, langsam den sanften Hang auf der Rückseite des Bergkamms hinab. Tom Bombadils Haus, das Tal und der Wald entschwanden den Blicken. Zwischen den grünen Hängen wurde die Luft wärmer, und der Duft des Grases stieg ihnen stark und lieblich in die Nasen. Auf dem Grund der grünen Senke angelangt, drehten sie sich um und sahen Goldbeere, die noch immer oben stand und ihnen nachsah; klein und zierlich wie eine sonnenbeschienene Blume hob ihre Gestalt sich nun vom Himmel ab, und sie hielt die Hände nach ihnen ausgestreckt. Während sie zu ihr hinblickten, stieß sie einen hellen Ruf aus, hob die eine Hand, wandte sich fort und verschwand hinter dem Hügel.
    Ihr Weg zog sich zuerst auf dem Grund der Senke dahin, um den grünen Fuß eines steilen Hangs, dann in ein anderes, tieferes und breiteres Tal, weiter über den nächsten Bergrücken, seinen langen Ausläufer hinab, gelinde Hänge hinauf zu neuen Gipfeln und wieder hinab in neue Täler. Kein Baum war zu sehen, kein Wasserlauf; es war ein Grasland, mit kurzen, federnden Stoppeln bewachsen, und zu hören waren nur das Zischeln des Windes über den Hügelkämmen und die einsamen Rufe fremder, hochfliegender Vögel. Als die Sonne höher stieg, wurde es heiß. Jedes Mal, wenn sie einen Gipfel erreichten, schien der Luftzug schwächer geworden zu sein. Als einmal der Blick nach Westen frei wurde, schien der Wald in der Ferne zu rauchen, als ob der gefallene Regen aus dem Laub, den Wurzeln und dem Erdreich nun wieder als Dampf aufstiege. Um den Rand des Gesichtsfelds lag nun ein Schatten, ein dunkler Dunst, mit dem Himmel wie eine blaue Kappe heiß und schwer darüber.
    Gegen Mittag kamen sie auf einen Hügel, dessen Gipfel abgeplattet war, wie ein flacher Teller mit aufgebogenem grünem Rand. In der Mulde regte sich kein Lüftchen, und der Himmel schien fast bis auf ihre Köpfe herabzuhängen. Sie ritten hindurch bis zum Rand und hielten Ausschau nach Norden. Erleichtert sahen sie, dass sie offenbar schon weiter als erwartet vorangekommen waren. Zwar konnte man sich bei der dunstigen Sicht über Entfernungen leicht täuschen, doch kein Zweifel, sie näherten sich den letzten Ausläufern der Höhen. Unter ihnen zog sich ein langes Tal in Windungen nordwärts, bis zu einer Öffnung zwischen zwei steilen Rücken. Dahinter schienen keine Hügel mehr zu kommen. Genau nördlich konnten sie undeutlich eine lange dunkle Linie erkennen. »Das ist eine Baumreihe«, sagte Merry. »Das muss die Straße sein. Sie ist östlich der Brücke über viele Wegstunden hin mit Bäumen gesäumt. Man sagt, die sollen in alten Zeiten gepflanzt worden sein.«
    »Vortrefflich!«, sagte Frodo. »Wenn wir am Nachmittag so gut vorwärts kommen wie am Vormittag, haben wir bis Sonnenuntergang die Höhen hinter uns und laufen schon weiter auf der Suche nach einem Lagerplatz.« Doch während er das sagte, wandte er sich nach Osten und sah, dass die Hügel auf dieser Seite höher waren und auf sie herabblickten; und auf allen Kuppen waren grün überwachsene Grabhügel, und auf manchen standen aufrecht gen Himmel zeigende Steine, wie schartige Zähne aus grünen Mäulern.
    Dieser Anblick war irgendwie beunruhigend, also wandten sie sich ab und gingen in die kreisrunde Mulde hinunter. In deren Mitte stand ein einzelner Stein, der hoch zur Sonne hin aufragte und zu dieser Stunde keinen Schatten warf. Er war formlos und unbehauen, schien aber doch etwas zu bedeuten, vielleicht eine Markstein, ein mahnender Finger oder eher noch eine Art Warnzeichen. Aber sie hatten

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