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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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anderer Gestalt, als ihr mich hier seht. Wenn ihm das nützt, dann habe ich Schlimmes getan. Aber ich glaube es nicht. Zu erfahren, dass ich lebe und auf der Erde wandele, war ein Schlag für sein Herz, schätze ich; denn er wusste es bis jetzt nicht. Die Augen in Orthanc durchschauten Théodens Rüstung nicht; aber Sauron hat Isildur und Elendils Schwert nicht vergessen. Jetzt, in ebender Stunde seiner großen Pläne, werden Isildurs Erbe und das Schwert sichtbar; denn ich zeigte ihm die neu geschmiedete Klinge. So mächtig ist er noch nicht, dass er über Angst erhaben wäre. Nein, Zweifel nagt nun an ihm.«
    »Aber nichtsdestoweniger besitzt er gewaltige Stärke«, sagte Gimli, »und jetzt wird er rascher zuschlagen.«
    »Der hastige Streich geht oft fehl«, sagte Aragorn. »Wir müssen unseren Feind bedrängen und dürfen nicht länger darauf warten, dass er zuschlägt. Schaut, meine Freunde, als ich den Stein bezwang, habe ich vielerlei erfahren. Eine ernste Gefahr sah ich unerwartet von Süden über Gondor kommen, die starke Kräfte von Minas Tiriths Verteidigung abziehen wird. Wenn nicht rasch ein Gegenschlag geführt wird, schätze ich, dass die Stadt verloren sein wird, ehe zehn Tage vergangen sind.«
    »Dann muss sie eben verloren werden«, sagte Gimli. »Denn welche Hilfe könnten wir dorthin schicken, und wie könnte sie zeitig kommen?«
    »Ich kann keine Hilfe schicken, deshalb muss ich selbst gehen«, sagte Aragorn. »Aber es gibt nur einen Weg durch das Gebirge, das mich zu den Küstenländern bringt, ehe alles verloren ist. Das sind die Pfade der Toten.«
    »Die Pfade der Toten!«, sagte Gimli. »Es ist ein unheimlicher Name; und wenig nach dem Geschmack der Menschen von Rohan, wie ich gesehen habe. Können Lebende einen solchen Weg benutzen, ohne zugrunde zu gehen? Und selbst wenn du diesen Weg beschreitest, was können so wenige ausrichten, um Mordors Schläge abzuwehren?«
    »Die Lebenden haben diesen Weg niemals benutzt, seit die Rohirrim gekommen sind«, sagte Aragorn, »denn er ist ihnen verschlossen. Aber in dieser dunkeln Stunde kann Isildurs Erbe ihn benutzen, wenn er es wagt. Hört zu! Das ist die Botschaft, die mir Elronds Söhne bringen von ihrem Vater in Bruchtal, dem Kundigsten in der alten Überlieferung: Sagt Aragorn, er solle der Worte des Sehers gedenken und der Pfade der Toten. «
    »Und wie mögen die Worte des Sehers gelautet haben?«, fragte Legolas.
    »Also sprach Malbeth der Seher in den Tagen Arveduis, des letzten Königs in Fornost«, sagte Aragorn:
    Über dem Land liegt lang der Schatten ,
    Flügel der Finsternis strecken sich westwärts.
    Der Turm bebt; den Königsgrüften
    Naht das Gericht. Die Toten erwachen,
    Am Stein von Erech stehen sie wieder,
    Denn die Stunde ist da der Wortbrüchigen,
    Und hören das Horn in den Bergen hallen.
    Wessen Horn? Wer wird sie rufen,
    Das vergessene Volk aus grauem Zwielicht?
    Der Erbe des Mannes, dem einst sie schworen.
    Von Norden naht er, Not treibt ihn:
    Das Tor zum Pfad der Toten wird er durchschreiten.
    »Dunkle Wege, zweifellos«, sagte Gimli, »aber nicht dunkler, als diese Verse für mich sind.«
    »Wenn du sie besser verstündest, würde ich dich bitten, mit mir zu kommen«, sagte Aragorn. »Denn diesen Weg werde ich nehmen. Doch gehe ich ihn nicht gern; nur die Not treibt mich. Daher möchte ich, dass ihr nur mitkommt, wenn es euer freier Wille ist, denn Mühsal erwartet euch und große Angst und vielleicht Schlimmeres.«
    »Ich werde mit dir gehen, selbst auf den Pfaden der Toten, wo immer sie auch hinführen«, sagte Gimli.
    »Ich werde auch mitkommen«, sagte Legolas, »denn ich fürchte die Toten nicht.«
    »Ich hoffe, dass das vergessene Volk nicht vergessen haben wird, wie man kämpft«, sagte Gimli, »denn sonst sehe ich nicht ein, warum wir sie stören sollten.«
    »Das werden wir erfahren, wenn wir je nach Erech kommen«, sagte Aragorn. »Da sie mit dem Eid, den sie gebrochen haben, geschworen hatten, gegen Sauron zu kämpfen, müssen sie jetzt kämpfen, wenn sie ihn erfüllen wollen. Denn in Erech steht noch ein schwarzer Stein, den Isildur, wie es heißt, aus Númenor gebracht hat; und er wurde auf einem Berg aufgestellt, und bei diesem Stein hat der König des Gebirges ihm Lehnstreue geschworen, als das Reich Gondor begann. Doch als Sauron zurückkehrte und seine Macht wieder wuchs, forderte Isildur die Menschen des Gebirges auf, ihren Eid zu erfüllen, und sie taten es nicht: denn in den Dunklen Jahren hatten sie

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