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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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den Krieg führen solltet, wo Männer gebraucht werden. Ich bitte Euch, hierzubleiben und mit meinem Bruder zu reiten; denn dann werden unser aller Herzen froh und unsere Hoffnung größer sein.«
    »Es ist nicht Wahnsinn, Herrin«, antwortete er. »Denn ich gehe einen Weg, der mir bestimmt ist. Doch jene, die mir folgen, tun es aus freiem Willen; und wenn es jetzt ihr Wunsch ist, hierzubleiben und mit den Rohirrim zu reiten, dann mögen sie es tun. Doch ich werde die Pfade der Toten einschlagen, allein, wenn es sein muss.«
    Dann sprachen sie nicht mehr und aßen schweigend; doch Éowyns Augen ruhten immer auf Aragorn, und die anderen sahen, dass sie große Seelenqualen litt. Schließlich erhoben sie sich und verabschiedeten sich von der Herrin und dankten ihr für ihre Fürsorge und gingen zur Ruhe.
    Doch als Aragorn zu der Hütte kam, in der er mit Legolas und Gimli nächtigen sollte, und als seine Gefährten hineingegangen waren, kam Frau Éowyn hinter ihm her und rief ihn. Er wandte sich um und sah sie wie einen Schimmer in der Nacht, denn sie war in Weiß gekleidet; doch ihre Augen glühten.
    »Aragorn«, sagte sie, »warum wollt Ihr auf dieser todbringenden Straße gehen?«
    »Weil ich muss«, sagte er. »Nur so kann ich hoffen, das Meinige in dem Krieg gegen Sauron zu tun. Ich wähle nicht freiwillig Pfade der Gefahr, Éowyn. Könnte ich dorthin gehen, wo mein Herz weilt, fern im Norden, dann würde ich jetzt in dem schönen Tal von Bruchtal wandern.«
    Eine Weile schwieg sie still, als überlegte sie, was das bedeuten könnte. Dann plötzlich legte sie ihm die Hand auf den Arm. »Ihr seid ein gestrenger Herr und entschlossen«, sagte sie, »und so gewinnen Männer Ruhm.« Sie hielt inne. »Herr«, sagte sie, »wenn Ihr gehen müsst, dann lasst mich in Eurem Gefolge mitreiten. Denn ich bin es leid, mich in den Bergen zu verstecken. Gefahr und Kampf will ich ins Auge sehen.«
    »Eure Pflicht liegt bei Eurem Volk«, antwortete er.
    »Zu oft habe ich von Pflicht gehört!«, rief sie. »Aber bin ich nicht aus Eorls Haus, eine Schildmaid und kein Kindermädchen? Lange genug habe ich strauchelnden Füßen aufgewartet. Darf ich nicht jetzt, da es scheint, dass sie nicht mehr straucheln, mein Leben so verbringen, wie ich es will?«
    »Wenige dürfen das in Ehren tun«, antwortete er. »Doch was Euch betrifft, Herrin: Habt Ihr nicht die Aufgabe übernommen, das Volk zu führen, bis sein Herr zurückkehrt? Wäret Ihr nicht dazu auserwählt worden, dann wäre irgendein Marschall oder Hauptmann auf denselben Platz gestellt worden, und auch er könnte nicht von seiner Aufgabe wegreiten, ob er sie leid ist oder nicht.«
    »Soll ich immer erwählt werden?«, sagte sie bitter. »Soll ich immer zurückgelassen werden, wenn die Reiter aufbrechen, und mich um das Haus kümmern, während sie Ruhm finden, und für Nahrung und Betten sorgen, wenn sie zurückkehren?«
    »Bald mag eine Zeit kommen«, sagte er, »da keiner zurückkehrt; dann wird Heldenmut ohne Ruhm nötig sein, denn niemand wird sich der Taten erinnern, die bei der letzten Verteidigung Eurer Heimstätten vollbracht werden. Doch werden die Taten nicht weniger heldenhaft sein, nur weil sie nicht gerühmt werden.«
    Und sie antwortete: »Alle Eure Worte sollen lediglich besagen: Du bist eine Frau, und dein Teil ist das Haus. Aber wenn die Männer in Kampf und Ehre gefallen sind, dann darfst du im Haus verbrannt werden, denn die Männer brauchen es nicht mehr. Doch ich bin aus Eorls Haus und keine Dienerin. Ich kann reiten und die Klinge führen, und ich fürchte weder Schmerz noch Tod.«
    »Was fürchtet Ihr, Herrin?«, fragte er.
    »Einen Käfig«, sagte sie. »Hinter Gittern zu bleiben, bis Gewohnheit und hohes Alter sich damit abfinden und alle Aussichten, große Taten zu vollbringen, unwiderruflich dahin sind und auch gar nicht mehr ersehnt werden.«
    »Und dennoch rietet Ihr mir, mich nicht auf die Straße zu wagen, die ich gewählt habe, weil sie gefährlich sei?«
    »So mag einer dem anderen raten«, sagte sie. »Dennoch bitte ich Euch nicht, vor der Gefahr zu fliehen, sondern in die Schlacht zu reiten, wo Euer Schwert Ruhm und Sieg erringen mag. Ich möchte nicht sehen, dass etwas, das edel und vortrefflich ist, unnütz verschwendet wird.«
    »Das möchte ich auch nicht«, sagte er. »Deshalb sage ich zu Euch, Herrin: Bleibt! Denn Ihr habt keine Aufgabe im Süden.«
    »Die haben auch jene nicht, die mit Euch gehen. Sie gehen nur, weil sie sich nicht von Euch

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