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Der Herr der Unruhe

Der Herr der Unruhe

Titel: Der Herr der Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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hab mir nichts dabei gedacht.«
    In Nicos Kopf wirbelten Erinnerungsfetzen wie Aschefl o cken umeinander. »Hast du ihn ermutigt?«
    »Nein. Manchmal – lange bevor du nach Nettuno zurüc k gekehrt bist – haben wir miteinander geredet. Zwei oder dreimal hat er mir Sehenswürdigkeiten in der Gegend g e zeigt. Aber das war auch schon alles.«
    »Du unterschätzt deine Wirkung auf das männliche G e schlecht, Laura. Mein Herz hast du bei unserer ersten B e gegnung in Brand gesteckt.«
    Sie wollte sich wieder an ihn schmiegen, aber Nico nahm sie bei den Unterarmen und hielt sie auf Distanz. Ihr tief in die Augen blickend, sagte er in beschwörendem Ton: »La u ra. Das ist jetzt sehr wichtig. Ich muss die ganze Wahrheit erfahren. Wann hast du Bruno das letzte Mal gesehen?«
    Sie blinzelte nervös. »Warte … Er hat mich lange in Ruhe gelassen. Es fing wieder an, nachdem mein Vater von den Carabinieri verhaftet worden war.«
    Nico legte den Kopf in den Nacken und stöhnte bei g e schlossenen Augen. »Kurz vorher hatte Bruno mich in einer Bar gefunden. Ich erzählte ihm von der Razzia. Du hattest mir zuvor gesagt, dass ich alles zerstört hätte. Ich habe das auf unsere Liebe bezogen. Bruno gab mir noch Ratschläge, ich solle beim nächsten Mal etwas mehr Gefühl zeigen, und ich sagte ihm, es würde kein nächstes Mal geben. Da hat er mich ganz merkwürdig angesehen. Jetzt ist mir klar warum. Er wusste, dass er ab sofort freie Bahn hatte.«
    »Ich war verzweifelt, Nico. Hätte ich gewusst, wie sehr ich dich mit meinen Worten verletze, dann …«
    »Dich trifft keine Schuld. Es war unfair von mir, dir die Entscheidung zwischen deinem Vater und mir aufzuzwi n gen. Aber du hast meine Frage immer noch nicht eindeutig beantwortet, Laura. Es ist wichtig! Wann hat sich Bruno das letzte Mal bei dir gemeldet?«
    »Telefonisch oder persönlich?«
    »Wie meinst du das?«
    »Er hat – lass mich nachdenken – ja, letzte Woche Mo n tag angerufen. Aber nicht wegen mir. Er wollte meinen Vater sprechen. Das war an dem Abend, bevor der Einbr e cher kam. Das warst du, oder?«
    Nico glaubte zu Eis erstarren zu müssen. Bruno! Er mus s te Manzini gewarnt haben, nachdem sie bei der Übergabe des Spionagematerials von Doktor Sägemüller aneinander geraten waren. Nico hatte das Gefühl, sein Herz würde von einer kalten Faust zusammengepresst. Mit glasigem Blick nickte er. »Und dann ist er persönlich bei euch aufg e kreuzt?«
    »Ja. Am Nachmittag, kurz vor Sonnenuntergang. Mit e i nem Mal stand er am Hintereingang bei der Via del Limbo. Diesmal wollte er mich sprechen. Ich habe ihn nicht mal reingelassen, sondern ihn wütend fortgeschickt.«
    »Und das war heute ?«
    »Vor ungefähr acht Stunden.«
    Ein gehetzter Ausdruck trat auf Nicos Gesicht. Seine A u gen sprangen nervös im Turmgemach herum. »Wir müssen sofort fliehen, Laura.«
    »Was? … Wieso?«
    »Bruno und ich sind im Streit auseinander gegangen. Jetzt hat er gleich zwei Gründe, mich zu verraten: Der eine bist du, und der andere ist meine Weigerung, ihn bei seinen Sabotageakten zu unterstützen. Wir sind hier nicht mehr sicher.«
    Schnell klaubte Nico die Divina Commedia und seine ü b rigen Habseligkeiten zusammen, stopfte alles in die lederne Motorradtasche, nahm Laura bei der Hand und stieg mit ihr die Treppe zum Fuß des Turms hinab. Sie rannten über den kleinen Innenhof zum Ausgang, hinaus auf den Steg, auf das rettende Wäldchen zu. Kurz bevor sie die Annunziate erreichten, flammten plötzlich Scheinwerfer auf.
    »Stehen bleiben! Und Hände hoch!«, rief jemand auf It a lienisch.
    Schliddernd kam das Paar zum Halten.
    »Nicht bewegen!«, raunte Nico. Er ließ die Satteltasche aus der Hand gleiten. Während er die Arme hob, schweifte sein Blick zu den umstehenden Gebäuden. Überall erschi e nen dunkle Schemen mit Maschinenpistolen im Anschlag. Zu spät bemerkte er die drei Mannschaftswagen unter den Tarnnetzen, deren Scheinwerfer die Insel in ein fahles Licht tauchten.
    Ein Offizier der Wehrmacht näherte sich den Umzinge l ten ohne allzu große Eile. In fünf oder sechs Schritt Entfe r nung blieb er vor ihnen stehen. Nico hatte dieses grinsende Gesicht schon einmal gesehen. Es gehörte Feldwebel Hurz, demselben Offizier, der vor zehn Tagen die Abnahme einer stinkenden Ladung Fisch verweigert hatte.
    »Die pickeligen Pennäler revanchieren sich«, murmelte Nico.
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Nichts. Sie sind doch wegen mir gekommen, nicht wahr? Bitte lassen Sie die

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