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Der Herr der Unruhe

Der Herr der Unruhe

Titel: Der Herr der Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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nicht g e ben. Lass uns gemeinsam von hier weggehen.«
    »Damit sie dich am Ende doch noch töten? Nein, mein Täubchen. Du fliehst am besten nach Zucchetti, Piscina Cardillo oder Tre Cancelli. Du kannst dort zwischen den Evakuierten untertauchen, bis das alles hier vorüber ist.«
    »Nicht ohne dich, Nico.«
    »Sei vernünftig. Ich habe es dir so oft erklärt: Wir beide können nicht …«
    »Doch. Wir können«, unterbrach sie ihn heftig. »Ich lasse mich nicht so einfach von dir fortschicken, während du nach Nettuno zurückkehrst und meinen Vater zur Strecke bringst.«
    »Aus deinem Mund hört sich das an, als wäre ich ein J ä ger und er das Wild. Hat er dir nicht erzählt, dass ich ihn hätte töten können?«
    »Nein. Wenn das stimmen würde, was er mir ständig über dich erzählt, dann wärst du ein menschenfressendes Ung e heuer.«
    »Dann belügt er seine eigene Tochter. Vor elf Tagen in den Pontinischen Sümpfen wollte er Bruno und mich mit einer Handgranate töten. Obwohl es mir ein Leichtes gew e sen wäre, deinen Vater in die Luft zu sprengen, habe ich die Bombe zur Muße ermahnt, sie aufgehoben und fortg e schleudert, damit sie keinen Schaden anrichtet. Das ist die Wahrheit, Laura. Ich will der Ankläger deines Vaters sein, aber ich bin nicht sein Henker.«
    Einen Moment verharrte sie mit schief gelegtem Kopf, schien seine Worte erst in ihr Bewusstsein einzuordnen, dann lehnte sie sich wieder an ihn und erwiderte aufg e räumt: »Gut. Versteh mich bitte richtig, Nico. Ich vera b scheue, was Papà getan hat. Er soll sich für seine Taten verantworten. Aber wie könnte ich einen Mann lieben, an dessen Händen das Blut meines Vaters klebt?«
    Er strich sanft über ihr Haar. »Das sehe ich genauso. – Laura?«
    »Ja?«
    »Ich denke, wir sollten jetzt wieder aufbrechen.«
    Er half ihr vom Boden auf und warf einen Blick aus dem Fenster. Was er vor dem Kasino sah, ließ sein Blut in den Adern gefrieren. Laura bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte, und schaute selbst auf die Straße hinunter.
    »Allmächtiger! Ich habe sie überhaupt nicht gehört. Wo kommen all die Soldaten her?«
    Vor dem Gebäude stand ein Panzerspähwagen, dessen Geschütz direkt auf die zwei Flüchtlinge gerichtet war. Vielleicht hatten die Soldaten das gummibereifte Fahrzeug bei ausgeschaltetem Motor in Stellung gebracht. Hinter allen möglichen Verschanzungen ragten Stahlhelme und Gewehrläufe hervor.
    »Kopf runter!«, warnte Nico. Beide gingen blitzschnell in die Hocke, aber man hatte sie bereits gesehen.
    Durch die Fenster drang verzerrt eine Stimme zu ihnen herauf. Sie wurde von einem Lautsprecher verstärkt. »Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus, dann g e schieht Ihnen nichts.«
    »Das ist dieser Kaltenreutter«, raunte Laura.
    »Vielleicht hätten wir doch auf Bruno hören sollen«, brummte Nico.
    »Dafür ist es jetzt zu spät. Was sollen wir tun?«
    »Na was schon? Uns ergeben.«
    »Um wieder zum Exekutionsplatz geführt zu werden? Lieber kämpfe ich.«
    Nico umfasste Lauras Hände mit den seinen. »Womit denn, mein Täubchen? Willst du sie mit deinem Lächeln betören?«
    Unvermittelt tönte eine andere Stimme aus dem Lautspr e cher. »Laura! Ich bin es, dein Vater. Kommt bitte beide heraus. Der Oberst hat mir sein Wort gegeben, dass nicht geschossen wird.«
    Papà!, formten Lauras Lippen, ohne einen einzigen Laut passieren zu lassen.
    »Wie hat er dich gefunden?«, wunderte sich Nico.
    »Jemand muss Bruno gesehen haben, als er gestern A bend zu mir kam. Vielleicht wurden wir sogar belauscht. Und dann komme ich nachts nicht nach Hause. Ich traue meinem Vater zu, dass er beim Reichsführer SS selbst i n terveniert hat, um seine vermisste Tochter wiederzufinden.«
    »Ich zähle bis zehn, dann nehmen wir das Gebäude unter Feuer. Eins«, hallte wieder Kaltenreutters Stimme herein.
    Gleich darauf musste Manzini sich das Mikrofon zurüc k erkämpft haben, denn er flehte: »Bitte, Laura, gebt auf! Sogar dein Uhrmacher kann gegen all die Waffen hier nichts ausrichten. Sie haben Dynamit.«
    »Lass uns gehen«, sagte Nico.
    Endlich fügte sich Laura in das Unabwendbare. Arm in Arm schritten sie die Treppe ins Foyer hinab. Gemeinsam öffneten sie das Portal. Hinter dem schmiedeeisernen Gitter auf der Straße waren Dutzende von Waffen auf sie geric h tet. Vier Soldaten näherten sich ihnen mit vorgehalten M a schinenpistolen. Das Paar wurde sofort getrennt. Zwei Männer schubsten Laura zu dem Panzerspähwagen, hinter dem der

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