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Der Herr der Unruhe

Der Herr der Unruhe

Titel: Der Herr der Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Reichsführer SS niemandem etwas schuldig.
    Was ich Ihnen jetzt mitteile, werde ich nicht wiederholen. Haben Sie etwas zu schreiben da?«
    »Ja«, wiederholte Nico an Manzinis statt.
    »Gut. Die Identität des von Ihnen Gesuchten konnte bestätigt werden«, antwortete Laura für Karl Hass.
    »Was genau bedeutet das?«
    Laura begann zu zittern. Ihr Antwort kam zunächst nur stockend. »D-der … Der Vollwaise … Niklas Michel lebte seit dem 29. Mai 1932 bei einem jüdischen Uhrmachermeister namens
    Johan Mezei und seiner Frau Lea in der Wiener Porzellangasse 30. Sein Vormund war Siegfried Huber, ein katholischer Beamter im damaligen österreichischen Innenministerium. Nach dem Tod seiner Mutter hatte Michel einige Zeit im Kapuzinerkloster Meran zugebracht. Die Adresse lautet Rennweg 153. Danach brachte man ihn ins Franziskanerkloster ›zum heiligen Hieronymus‹ in Wien.«
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    Nicos Knie wurden weich. Trotzdem spielte er das Spiel weiter.
    »Aber das steht doch alles in seinem Lebenslauf!«
    »Während meiner Ausbildung habe ich gelernt, zwischen den Zeilen zu lesen«, erwiderte Hass mit der Stimme von Laura.
    »Ach, und was konnten Sie dort entdecken?«
    »Ich kann Ihnen weder sagen, ob Niklas Michel der Junge ist den Sie suchen, oder nicht. Aber ich finde es merkwürdig, dass die Kapuziner ein Waisenkind den Franziskanern – also einem konkurrierendem Orden – zuschieben. Normalerweise bleiben die Betbrüder jeder Kongregation unter sich.«
    »Sie sind Protestant, nehme ich an?«
    »Wie haben Sie das erraten?«
    »Wären Sie Katholik, dann wüssten Sie vermutlich, dass aus dem ersten Orden des heiligen Franz von Assisi drei Kongregati-onen hervorgegangen sind: die Franziskaner, die Kapuziner und die Konventualen. Sonst haben Sie nichts herausgefunden?«
    »Ehrlich gesagt, war mir das neu. Trotzdem, finden Sie es nicht merkwürdig, dass ein katholischer Beamter sein Mündel auf Jahre in die Obhut von Juden gibt?«
    »Damit haben Sie allerdings Recht. Andererseits kam der Junge ja schon 1932 nach Wien. Vielleicht war man seinerzeit dort noch duldsamer gegenüber den Juden als im Deutschen Reich.«
    »Kann sein, zumindest im Fall dieses Siegfried Huber. Er
    scheint sich um seinen Pflegebefohlenen ohnehin nicht sonderlich gekümmert zu haben. Für den vermeintlichen Widerspruch könnte es aber noch eine andere Erklärung geben: Stellen Sie sich vor, Niklas Michel wäre gar nicht der katholische Bursche, für den er sich ausgibt, sondern …« Lauras Stimme verstummte.
    »Sondern?«, echote Nico.
    Sie schloss die Augen, rang nach Luft und blickte ihn danach auf eine schwer zu beschreibende Weise anders an. Als sähe sie ihn zum ersten Mal klar und deutlich. Ihre Stimmte bebte, als sie die Worte aus der Ohrmuschel wiederholte.
    »Sondern ein Jude mit gefälschten Papieren.«
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    Nico schluckte. Zwischen zusammengebissenen Zähnen repe-
    tierte er: »Gleich zu gleich gesellt sich gern.«
    Lauras Stimme wurde immer schwächer. »Machen Sie daraus,
    was Sie wollen, mein Freund. Mein Gefühl sagt mir, dass mit diesem Burschen etwas nicht stimmt. An Ihrer Stelle würde ich weitere Nachforschungen in Meran anstellen. Sie haben ja schon bewiesen, über welch ausgezeichnete Kontakte Sie in Italien verfügen.«
    »Ich danke Ihnen.«
    »Eine Hand wäscht die andere. Ich wünsche Ihnen eine
    gute …« Laura schwankte, aber Nico legte rasch den Arm um ihre Taille, um sie festzuhalten. Dabei fielen beide Kapseln zu Boden.
    »Komm, setz dich erst einmal.« Er half ihr in den Stuhl.
    Sie blickte starr auf die vor ihr liegende Schreibunterlage. Ihre Brust hob und senkte sich wie ein Blasebalg. »Das ist doch nicht irgend ein geschmackloser Scherz, den du dir da …?«
    »Nein, es …« Er streichelte etwas unbeholfen ihren Kopf und spürte, wie aus ihm die Wahrheit herausdrängte. Wenn es nur nicht so schwer wäre, die angemessenen Worte zu finden! Er atmete tief ein.
    »Das Telefonat hat genauso stattgefunden. Dein Vater spioniert mir nach, Laura. Ich glaube, er ahnt, wer ich wirklich bin.«
    Ihr Kopf fuhr abrupt herum. »Ich habe seit unserer ersten Begegnung geahnt, dass du kein Katholik bist.«
    »Es ist ein wenig komplizierter, Laura.«
    »Dann erkläre es mir endlich. Vielleicht kann ich Papàs Misstrauen zerstreuen.«
    Die Hand hob sich vom Haupt des Mädchens. Nico sah, wie
    seine Finger zitterten, und er konnte nichts dagegen tun. An seinem ganzen Körper brach ihm der Schweiß aus. Er gab dem Bedürfnis nach, sich an

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