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Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Titel: Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Polansky
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seinen Schmuck abzulegen, würde ich die Männer wohl kaum davon abhalten können, ihm den Garaus zu machen. Wahrscheinlich würde ich es auch gar nicht versuchen.
    Nachdem wir die vorgeschriebene Strecke zurückgelegt hatten, beugte ich mich zu Adelweid und flüsterte: »Vierhundert Meter. Sagen Sie uns, wo.«
    Er zeigte auf einen Hügel und antwortete mit einer Lautstärke, die der Heimlichkeit unserer Operation spottete: »Bringen Sie mich dort drüben hin. Anschließend müssen Sie den Talisman deponieren.«
    Ich gab Saavedra ein Zeichen, und wir schwenkten in Richtung Hügel ab. Adelweid verstand sein Metier, das muss ich dem Dreckskerl lassen. Sobald wir die Erhebung erreicht hatten, holte er diverse magische Utensilien aus seinem Beutel und machte sich daran, mit einem kurzen schwarzen Eichenast komplizierte Symbole in den Sand zu zeichnen. Seine Bewegungen wirkten präzise und ungezwungen. Ich verstand genug von Magie, um beurteilen zu können, dass es nicht leicht war, im Dunkeln ein Pentagramm zu zeichnen, zumal jeglicher Fehler bedeutete, dass man sich Kräften aussetzte, die das Gehirn zum Sieden bringen würden. Mitten in seiner Arbeit drehte er sich zu mir um. »Machen Sie weiter, Leutnant. Ich kümmere mich um meinen Teil.«
    »Gefreiter Carolinus, Sie halten hier Wache. Wenn wir in einer Dreiviertelstunde nicht zurück sind, bringen Sie den Magier zum Lager zurück.« Carolinus zog seine Grabenklinge und salutierte. Saavedra nahm wieder die Spitze des Zuges ein, und wir vier drangen weiter ins Territorium der Dren vor.
    Nachdem wir zweihundert Meter zurückgelegt hatten, erklommen wir einen kleinen Abhang, der so scharf geschnitten war, dass er nur vom Einschlag eines Geschosses herrühren konnte. In der Ferne konnte ich die vorderste Linie der feindlichen Gräben sehen, dahinter die Flammen ihrer Lagerfeuer. Nachdem ich den Männern signalisiert hatte, sich um mich zu scharen, holte ich den Talisman heraus und warf ihn auf die Erde, was mir ziemlich albern vorkam.
    »Was denn?«, flüsterte Milligan. »Wir sollen hier rumstehen und ein Steinchen bewachen?«
    »Schweigen Sie, Gefreiter, und halten Sie die Augen offen.« Milligans Nervosität war verständlich – dies hier war der Teil der Mission, der mir von vornherein am wenigsten behagt hatte, obwohl mir die ganze Angelegenheit natürlich stank. Auf dem Kamm dieses Abhangs waren wir ein leichtes Ziel für Dren-Patrouillen, die außerdem schneller Verstärkung holen konnten als wir.
    Unter solchen Gegebenheiten, wenn ringsum alles finster ist, sieht man in jedem Schatten einen Heckenschützen und in jedem Lichtreflex das Aufblitzen von Stahl. Deshalb war ich mir nicht sicher, etwas gesehen zu haben, bis uns Milligan dann ein Zeichen gab. Wir warfen uns auf die Erde und versuchten, so gut wie möglich in Deckung zu gehen. Als sie noch zwanzig Meter vom Fuß unseres Hügels entfernt waren, bemerkte uns einer von ihnen und stieß einen Warnschrei aus. Da wusste ich, dass die Kacke am Dampfen war.
    Milligan schoss einen Bolzen auf den vordersten Mann ab, der jedoch sein Ziel verfehlte. Im nächsten Moment kamen sie den Hügel hochgestürmt. Wir bereiteten uns auf den Angriff vor. Saavedra übernahm den ersten, ich den zweiten. Danach war es schwierig, den allgemeinen Verlauf des Kampfs im Auge zu behalten, da man sich auf den jeweiligen Gegner konzentrieren musste.
    Mein Gegenüber war jung, kaum alt genug, um einer Frau Lust zu bereiten. Sein Mangel an Geschick verblüffte mich. Nachdem ich fünf Jahre lang jeden getötet hatte, der in einer grauen Uniform steckte, war von meiner angeborenen Aversion, jemanden zu ermorden, der praktisch noch ein Kind war, nichts mehr übrig, sodass ich einzig und allein daran dachte, ihn schnell zu erledigen. Nachdem ich eine Finte ausgeführt und einen unbeholfenen Schlag von ihm abgewehrt hatte, ging er zu Boden. Aus der tödlichen Wunde in seinem Unterleib sprudelte Blut.
    Es war gut, dass ich ihn rasch fertiggemacht hatte, denn bei uns stand nicht alles zum Besten. Cilliers demonstrierte einem der Feinde, warum er die Waffe seiner Ahnen nie aufgegeben hatte, und Saavedra hielt mit meisterlichen Schwertstreichen kaltblütig zwei Dren in Schach. Doch Milligan war in Bedrängnis geraten. Ein untersetzter, mit Grabenklinge und Beil bewaffneter Dren trieb ihn immer weiter zurück in Richtung Abhang. Ich zog ein Wurfmesser und schleuderte es Milligans Gegner in den Rücken. Für mehr blieb mir keine Zeit, da sich einer

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