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Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Titel: Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Polansky
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Horizont ab. Wenn noch eine Patrouille auftauchte, waren wir endgültig im Arsch. Ich spielte mit dem Gedanken, mir Milligans Armbrust zu schnappen, doch es war dunkel, und ich hatte noch nie gut mit diesen Dingern umgehen können. Ich wünschte, etwas Schwarzpulver zu haben. Ich wünschte, dieser Edelstein würde endlich anfangen zu wirken.
    Die Minuten verstrichen. Saavedra setzte seinen fremdartigen Monolog fort. Allmählich fragte ich mich, ob die Dren Carolinus und den Zauberer erwischt und umgelegt hatten, sodass ich hier auf einen Höhepunkt wartete, der gar nicht mehr kommen konnte. Dann hörte ich hinter mir ein Geräusch, das ich nicht zu deuten vermochte. Im selben Augenblick stieß Saavedra einen Laut des Erschreckens aus. Ich drehte mich blitzschnell um.
    In der Luft über dem Edelstein bildete sich eine Wunde, entstand ein durch das Universum gehendes Loch, das am Rand eine seltsame blutige Flüssigkeit absonderte. Magie war mir nicht fremd. Meine diesbezüglichen Erfahrungen reichten von den verspielten Tricks Blaureihers bis zur vernichtenden Kraft eines Kampfzaubers. Aber so etwas wie dies hier hatte ich noch nie erlebt. Aus dem Riss drang ein schrilles Pfeifen, fast ein Schrei, und unwillkürlich spähte ich in die Tiefe.
    In der ich seltsame und schreckliche Dinge gewahrte, riesige, wild glotzende Augen, Mäuler, die in der unendlichen schwarzen Leere ohne Unterlass auf- und zuschnappten, Körperöffnungen, die erotisch pulsierten, Tentakel, die sich in der ewigen Nacht hin und her wanden. Die obszöne pfeifende Stimme brabbelte mir etwas zu, versprach unsägliche Geschenke und verlangte noch unsäglichere Opfer.
    Das Geräusch brach so abrupt ab, wie es eingesetzt hatte, und aus dem Loch quoll eine schwarze Substanz, begleitet von einem derart bestialischen Gestank, dass es mich würgte, einem Gestank, der über alle Vorstellung ging und dem etwas Uraltes anhaftete. Nach und nach nahm die schleimige Substanz Gestalt an, ein schwarzes Gewand bildete sich um einen knochenweißen Körper herum. Saavedra gab einen Laut von sich, der halb Schrei, halb Seufzer war. Da wusste ich, dass er gerade gestorben war. Als ich einen flüchtigen Blick auf das Gesicht des Wesens warf, nahm ich Augen wie aus zerbrochenem Glas und zahllose spitze Zähne wahr.
    Dann schwebte es ostwärts davon, auf die Linien der Dren zu. Es bewegte sich so mühelos fort, als werde es von einer außerhalb seines Körpers liegenden Kraft getrieben. Der Gestank hing nach wie vor in der Luft.
    Verzweifelt kämpfte ich darum, nicht den Verstand zu verlieren, ein Kampf, den ich beinah verlor. Doch da ich wusste, dass sich weitere Dren-Patrouillen in der Gegend herumtrieben, und vermutete, dass sich ihr Mitgefühl mit meinem geistigen Zustand wahrscheinlich in Grenzen halten würde, riss ich mich schließlich zusammen und setzte mich in Bewegung.
    Ein Blick genügte, um mich zu vergewissern, dass Saavedra tot war. Er war ein grimmiger Kerl gewesen, aber wie ein Mann gestorben, sodass ich letztlich weder an seinem Verhalten noch an seinem Charakter etwas auszusetzen hatte. Die Asher glauben, dass nur der Tod im Kampf zur Erlösung führe – in dieser Hinsicht war ihrer strengen Gottheit also Genüge getan worden.
    Zum Klagen blieb keine Zeit. Das ist ohnehin selten der Fall. Vor mir lagen neun tote Männer, und wenn ich nicht schnellstens verschwand, würde noch ein zehnter hinzukommen. Ich steckte meine Grabenklinge in den Gürtel und ging zurück, um nach dem Zauberer zu sehen.
    Adelweid stand, die Hände in die Hüften gestemmt, auf dem Hügel und platzte fast vor Stolz. »Haben Sie es gesehen? Das müssten Sie eigentlich, so nahe, wie Sie am Epizentrum waren. Sie durften einen kurzen Blick in Bereiche werfen, die jenseits unserer Welt liegen, durften miterleben, wie sich die hauchdünne Wand zwischen zwei verschiedenen Welten geöffnet hat. Ist Ihnen klar, was für ein Glückspilz Sie sind?«
    Carolinus lehnte zusammengesunken an einem grauen Felsbrocken. Er war schon ein Weilchen tot. In seiner Nähe lagen auch zwei Soldaten der Dren, in ewiger Ruhe mit ihrem Feind vereint. »Was ist mit ihm geschehen?«, fragte ich, obwohl ich schon wusste, was für eine unbestimmte Antwort ich erhalten würde.
    Adelweid tauchte kurz aus seinen Träumereien auf. »Wie? Ach so, mein Beschützer. Der ist tot.« Der Zauberer wandte sich mir zu. »Aber er hat sich nicht umsonst geopfert!«, sagte er aufgeregt, was ihm zum ersten Mal etwas fast

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