Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)
von Saavedras Gegnern von diesem abwandte und auf mich zukam. Ich hob meine Grabenklinge und packte die Kampfkeule, die an meinem Gürtel hing.
Dieser Gegner war besser als der vorhergehende, ja, sogar sehr gut, und ich brauchte gar nicht erst die quer über seine Nase verlaufende Narbe zu sehen, um zu wissen, dass es sich um einen Veteranen handelte. Er verstand sich aufs Töten mit einer kurzen Klinge, umkreiste mich wachsam, um dann immer wieder zu einem raschen Schlagabtausch überzugehen. Aber auch für mich war es nicht das erste Gefecht, sodass ich ihm mit meiner Grabenklinge Paroli bot, während ich auf eine günstige Gelegenheit wartete, die mit Stacheln besetzte Keule in meiner linken Hand zum Einsatz zu bringen.
Die Gelegenheit ergab sich, als er versuchte, einen Ausfall zu machen, wobei sein Arm zu weit vorschnellte. Ich ließ die Keule auf sein Handgelenk niedersausen. Er stieß einen wütenden Schrei aus, ohne jedoch sein Schwert fallen zu lassen. Dieser Arsch war hart wie Roheisen, doch so eindrucksvoll sein Stoizismus auch sein mochte, das Leben rettete er ihm nicht. Da seine Hand lädiert war, konnte er nicht mehr mit mir mithalten, und eine halbe Minute später sank er tödlich getroffen zu Boden.
Einen Moment lang dachte ich, wir würden den Sieg davontragen, doch dann hörte ich das Sirren einer Armbrustsehne und sah, wie Cilliers mit einem Bolzen in der Brust nach hinten kippte. Jetzt, da es zu spät war, entdeckte ich den Meuchelmörder. Er war im Begriff, den Abhang zu erklimmen und seine Armbrust nachzuladen, flankiert von einem Dren, der fast so massig gebaut war wie Adolphus und einen gefährlich aussehenden Streithammer schwang. Ich ließ meine Keule fallen, stürzte mich auf den Armbrustschützen und schlug ihm die Waffe aus der Hand, worauf wir beide den Abhang hinunterpurzelten. Wir rangen miteinander, doch als wir unten ankamen, hatte ich die Oberhand gewonnen und hämmerte mit dem Knauf meiner Grabenklinge auf seinen Schädel ein, bis er erschlaffte. Anschließend schnitt ich ihm die Kehle durch.
Nachdem ich kurz verschnauft hatte, stürmte ich den Abhang hoch. Saavedra war der Einzige von uns, der noch aufrecht stand, und auch das nur mit Mühe. Der riesige Dren setzte ihm mit einer Brutalität zu, der der Asher mit seinem ausgeklügelten Kampfstil nicht gewachsen war. Saavedras Gegenwehr lenkte den Oger jedoch so weit ab, dass ich mich von hinten an ihn heranschleichen und ihm die Kniesehnen durchschneiden konnte, worauf mein Kamerad nicht zögerte, unseren letzten Gegner mit einem raschen Stoß in den Hals zu erledigen.
Saavedra und ich starrten einander einen Moment lang an. Dann sackte der Asher zu Boden, und mir wurde klar, dass er etwas abbekommen haben musste, denn aus seinem Lederharnisch sickerte Blut. Solange der Kampf noch im Gang war, hatte sich der sture Dreckskerl nichts anmerken lassen. »Wie schlimm ist es?«, fragte ich.
»Schlimm«, erwiderte er mit jenem Pokergesicht, mit dem er der halben Einheit den Sold abgeknöpft hatte.
Vorsichtig nahm ich ihm die Rüstung ab. Er zuckte zusammen, sagte aber kein Wort.
Saavedra hatte recht – es war schlimm. Das spitze Ende des Streithammers war durch den Lederharnisch gedrungen und hatte sich in seine Eingeweide gebohrt. Wenn ich es schaffte, ihn ins Lager zurückzubringen, hatte er eine Überlebenschance. Ich bettete ihn gegen eine Erhebung und sah nach dem Rest meiner Männer.
Tot – was mich nicht überraschte. Der Armbrustbolzen hatte Cilliers den Garaus gemacht, ein schmähliches Ende für einen so tapferen Soldaten. Gern hätte ich seinen Flamberg mitgenommen, um ihn später irgendwie seiner Familie zukommen zu lassen. Das hätte Cilliers gefallen. Doch das Ding war schwer, und ich musste ja schon Saavedra schleppen.
Während ich mich mit dem feindlichen Armbrustschützen befasst hatte, war Milligan der Schädel eingeschlagen worden. Im Nahkampf war er immer nur durchschnittlich gewesen. Wenigstens hatten wir es dem Dreckskerl mit dem Hammer gegeben. Ich hatte den freundlichen kleinen Milligan immer gemocht. Um die Wahrheit zu sagen, hatte ich sie beide immer gemocht, Milligan und Cilliers.
Saavedra betete in seiner unmelodischen Sprache. So viel hatte ich ihn noch nie sagen hören. Das machte mich ganz nervös, und ich wünschte, er würde aufhören, verlor aber kein Wort darüber, da ich einen Sterbenden nicht davon abhalten wollte, mit seinem Gott ins Reine zu kommen.
Ich kauerte mich hin und suchte den
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