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Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Titel: Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Polansky
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Glas mit zitternden Händen zum Mund. Ich hatte noch nie erlebt, dass Blaureiher Angst hatte. Das verhieß nichts Gutes für meine unmittelbare Zukunft. »Und du bist sicher, dass Adelweids Monster das gleiche Wesen war wie das, das den Kirener getötet hat?«
    »Es hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.«
    »Eine Kreatur aus der Leere des Alls, die auf die Unterstadt losgelassen wurde.« Er kippte den Rest seiner Medizin hinunter und wischte sich mit seinem knochigen Arm über die Lippen. »Beim Schwurhalter!«
    »Was kannst du mir darüber erzählen?«
    »Ich kenne nur bestimmte Legenden. Es heißt, Atrum Noctal, der falsche Mönch von Narcassi, habe die Fähigkeit besessen, in das Nichts zwischen den Welten zu blicken und die Wesen, die er dort sah, herbeizuzitieren. Vor sechzig Jahren ging mein Lehrer Roan der Grimmige zusammen mit den Zauberern des Reiches gegen den Orden der Quadratur des Kreises vor, dessen Schandtaten so ungeheuerlich waren, dass alle Dokumente über die Aktivitäten des Ordens vernichtet wurden. Aber was konkrete Erfahrungen betrifft …« Er zuckte die Achseln. »Da muss ich passen. Beim Studium der Magie beschreitet man einen gewundenen Pfad, der viele Abzweigungen aufweist. Vor der Gründung der Akademie zur Förderung der magischen Künste lernte ein Zauberer das, was sein Lehrer ihm vermitteln konnte, und folgte im Studium seinen Neigungen. Roan wollte nichts mit schwarzer Magie zu tun haben, und obwohl ich nicht mehr in seinem Dienst stehe, bin ich seinen Prinzipien doch treu geblieben.«
    Er lächelte, und mit einiger Überraschung stellte ich fest, dass dies sein erstes Lächeln war, seit ich mich bei ihm befand. Beim Schwurhalter, er hatte gewaltig abgebaut. »Für mich war die Magie nie ein Weg zur Macht, ebenso wenig wie eine Möglichkeit, dunkle Geheimnisse zu ergründen und in Bereiche vorzudringen, wo nichts Lebendiges weilt.« Seine Hände begannen bläulich zu schimmern, strahlten ein weiches blaues Licht aus, das sich allmählich zu einer funkelnden Kugel formte, die seine Arme umkreiste. Diesen Trick hatte er mir und Celia in unserer Kindheit oft vorgeführt und die Kugel dabei unter Tischen entlangsausen und über Stühle flitzen lassen, immer knapp außerhalb unserer Reichweite. »Meine Gaben waren aufs Heilen und Beschützen gerichtet, darauf, den Schwachen Unterstützung und den Beladenen Linderung zu gewähren. Etwas anderes hatte ich nie im Sinn.«
    Jemand klopfte zweimal hintereinander energisch an die Tür. Celia kam herein. Die Lichtkugel verblasste und verschwand.
    Rasch drehte Blaureiher den Kopf in ihre Richtung. »Celia, meine Liebe – sieh mal, wer wieder da ist!« In seiner Stimme schwang ein seltsamer Klang mit.
    Celia kam auf uns zu, wobei ihr blassgrünes Kleid sanft hin und her wogte. Ich beugte mich vor, sie küsste mich auf die Wange und strich mir mit den Händen übers Gesicht. Am Zeigefinger trug sie einen Silberring mit einem großen Saphir, der symbolisierte, dass sie inzwischen zur Zauberin Ersten Ranges aufgestiegen war.
    »Was für eine angenehme Überraschung! Der Meister meinte schon, dass wir dich nie wiedersehen würden, dass dein letzter Besuch nichts als ein Zufall gewesen sei. Doch ich war da anderer Ansicht.«
    »Ja, du hattest recht, meine Liebe! Völlig recht!« Seine stark gealterten Gesichtszüge verzogen sich zu einem freudigen Grinsen. »Und jetzt sind wir alle wieder beisammen, so wie es früher war.« Er streckte die Hände aus, um sie leicht auf uns beiden ruhen zu lassen. »So wie es sein sollte.«
    Ich war Celia dankbar, dass sie zur Seite trat und mir die Gelegenheit gab, die Hand des Meisters abzuschütteln. Um ihren Mund spielte etwas, das wie ein Lächeln wirkte. »Obwohl ich gern annehmen möchte, dass dieser Besuch rein freundschaftlicher Natur ist, drängt sich mir doch die Frage auf, was ihr zwei Geheimnisvolles zu besprechen hattet, bevor ich ins Zimmer kam.«
    Ich warf Blaureiher einen vielsagenden Blick zu, weil ich hoffte, das Thema unseres Gesprächs unter Verschluss halten zu können, aber entweder entging ihm mein Signal, oder er ignorierte es. »Unser Freund möchte mehr über die Kreatur erfahren, die ihn attackiert hat. Er sagt, im Krieg habe er schon einmal solch ein Wesen gesehen. Ich glaube, er hat die Absicht, ein zweiter Guy der Reine zu werden und mit einem Flammenschwert Jagd auf die Feinde Sakras zu machen!« Sein gezwungenes Lachen ging in einen keuchenden Husten über.
    Celia nahm ihm

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