Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)
belegt – wenn er sich warm anfühlt oder dir Schmerzen bereitet, heißt das, du befindest dich in Gegenwart eines Schwarzmagiers oder eines engen Verbündeten von ihm.« Sie presste mir den Stein unterhalb der Schulter auf die Brust. Ich verspürte ein Brennen, und als sie den Edelstein losließ, blieb er an meinem Körper haften.
Ich jaulte vor Schmerz auf und massierte mir die Haut um den Edelstein. »Warum hast du mir nicht gesagt, was mich erwartet?«
»Ich dachte, du würdest es besser ertragen, wenn es überraschend kommt.«
»Das war dumm von dir«, sagte ich.
»Ich habe dir gerade ein Geschenk gemacht, das dir das Leben retten könnte, und du beklagst dich, weil das Implantieren ein bisschen wehgetan hat?«
»Du hast recht. Danke.« Ich hatte das Gefühl, als hätte ich noch mehr sagen müssen, aber Dankbarkeit zu zeigen ist etwas, das mir selten abverlangt wird. Außerdem verwirrte mich die Umkehrung unserer herkömmlichen Rollen. »Danke«, wiederholte ich.
»Du brauchst dich nicht zu bedanken. Du weißt doch, dass ich alles für dich tun würde.« Ihr Blick wanderte über meine nackte Brust. »Alles.«
Ich zog das Hemd wieder an und griff nach dem Mantel, um meine Verlegenheit zu überspielen.
»Was hast du jetzt vor?«, fragte Celia in aller Sachlichkeit.
»Ich habe da ein paar Ideen. In ein oder zwei Tagen komme ich wieder vorbei, um dich wissen zu lassen, ob sich was ergeben hat.«
»Tu das. Ich werde ein paar Leute befragen, die ich im Amt für magische Angelegenheiten kenne. Vielleicht wissen die ja etwas.«
Blaureiher wurde von einem weiteren Hustenanfall heimgesucht, und ich kam zu dem Schluss, dass es Zeit war aufzubrechen. Ich dankte dem Meister, der so vom Husten geschüttelt wurde, dass er mir nur kurz zuwinken konnte.
Celia brachte mich zur Tür. »Gib auf den Edelstein acht«, sagte sie mit ernster Miene. »Er wird dich zum Schuldigen führen.«
Als ich die Treppe hinunterging, blickte ich kurz zurück. Blaureihers Husten hallte von den blauen Steinwänden wider. Celia sah mir mit besorgtem Gesichtsausdruck vom Treppenabsatz nach.
13
Von den unglückseligen Abenteuern der jüngsten Zeit einmal abgesehen, verdiene ich mir meinen Lebensunterhalt damit, Drogen zu verkaufen. Und wenn ich mich jetzt still verhielt, um den Vertretern der Krone aus dem Weg zu gehen, konnte es durchaus passieren, dass ich meine Kundschaft verlor. Außerdem schien mir nach den hinter mir liegenden chaotischen Ereignissen ein bisschen Handel und Wandel genau das Richtige zu sein, um mich zu beruhigen. Yancey hatte mich aufgefordert, mich auf dem Anwesen eines der Adligen, für die er auftrat, einzufinden, weil da nach seiner Aussage Geld zu machen war. In der Nähe der Docks blieb ich beim Karren eines Eiländers stehen, um rasch einen Teller kräftig gewürzten Hühnchens zu essen, bevor ich aufbrach.
Wenn man von der Unterstadt geradeaus nach Norden geht, kommt man nach Kor’s Heights, wo sich die alten Familien und die Neureichen außer Sichtweite der Massen ein Paradies geschaffen haben. Dort ist die Luft nicht vom Gestank der Eisengießereien und des Hafens verpestet, dort gibt es statt enger Gassen und verwinkelter Gebäude breite Straßen und gepflegte Villen. Ich ging immer nur ungern dorthin, weil jeder Bulle, der sein Bestechungsgeld wert war, sofort erkannte, dass ich da fehl am Platze war. Aber andererseits konnte ich einen Patrizier, der beispielsweise Stoff im Wert von zehn Ockerlingen haben wollte, ja schlecht bitten, sich vor dem Torkelnden Grafen mit mir zu treffen. Die Hände in den Taschen vergraben, beschleunigte ich meinen Schritt und gab mir alle Mühe, nicht wie jemand auszusehen, der etwas Ungesetzliches vorhatte.
Schließlich gelangte ich zu der Adresse, die mir Yancey gegeben hatte. Durch ein schmiedeeisernes Tor blickte ich auf einen weitläufigen, gepflegten Rasen. Trotz des abendlichen Dämmerlichts vermochte ich hier und da beschnittene Hecken und brachliegende Blumenbeete auszumachen. Ich ging die Ziegelmauer entlang, um den Hintereingang des Anwesens zu erreichen – Gentlemen meiner Profession benutzen nämlich selten den Vordereingang. Nach hundert Metern kam ich zum Dienstboteneingang, der wesentlich kleiner und wesentlich hässlicher war als das Haupttor.
Der Wächter war ein rotbackiger Tarasaihgner mit feuerrotem Haar, was bei diesen Sumpfbewohnern ungewöhnlich ist. Seine Uniform war abgetragen, aber gut in Schuss, und Letzteres ließ sich auch über den Mann
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