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Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Titel: Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Polansky
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festzustellen, ob mir der eine oder andere etwas sagte.
    Das war bei keinem der Fall – mit Ausnahme von Brightfellow, dessen Name nicht so verbreitet war, dass man hätte annehmen können, es handle sich um einen Doppelgänger. Nun wandte ich mich der zweiten Spalte zu. Von den zwölf hier aufgelisteten Magiern waren acht gestorben, drei noch tätig. Aus Toten bekommt man nur schwer Informationen heraus, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand, der noch im Dienst der Krone stand, bereit sein würde, sich mit mir über das geheime Unternehmen zu unterhalten, an dem er vor einem Jahrzehnt teilgenommen hatte. Damit blieb nur noch einer übrig – Afonso Cadamost, seinem Namen nach zu urteilen ein Mirader.
    Celias Hilfe war zwar unschätzbar, ja, sogar entscheidend gewesen, doch es gab Dinge, die auch sie mir nicht sagen konnte. Ich musste genau in Erfahrung bringen, wie die grässliche Kreatur, die Brightfellow heraufbeschworen hatte, beschaffen war und wie man sie aufhalten konnte. Zu diesem Zweck musste ich mit jemandem reden, der Dreck am Stecken hatte – und ich hatte den Verdacht, dass das bei diesem Cadamost ganz gehörig der Fall war.
    Schön und gut, aber natürlich hatte ich nicht die geringste Ahnung, wie ich ihn ausfindig machen sollte. Ich konnte meine Kontaktleute anbohren, aber das würde wahrscheinlich nicht viel bringen. Es war auch nicht unbedingt gesagt, dass er sich in Rigus aufhielt, geschweige denn noch am Leben war – dass die Regierung über etwas nicht Bescheid weiß, heißt noch lange nicht, dass es nicht geschehen ist. Auf dieser Tatsache beruht schließlich meine ganze Tätigkeit.
    Während ich noch nachdachte, kam Adolphus mit aschfahlem Gesicht und am ganzen Leibe zitternd herein, um mir die schreckliche Neuigkeit mitzuteilen. Das wurde allmählich zu einem höchst unerfreulichen morgendlichen Ritual.
    »Ist schon okay. Ich hab’s bereits gehört.«
    »Das mit Crispin?«
    Ich nickte.
    Er blickte verwirrt drein, dann erleichtert, dann kummervoll. Adolphus hat ein sehr ausdrucksvolles Gesicht. »Es tut mir sehr leid, dass er tot ist«, sagte er. Der Umstand, dass diese schlichte Feststellung ehrlich gemeint war, machte sie wertvoller als wortreiche Bekundungen.
    »Wenn du mir was Gutes tun willst, könntest du Adeline veranlassen, mir ein paar Eier zu braten.« Als er schon halb in der Küche war, rief ich ihn zurück. »Wie hast du es erfahren?«, fragte ich. Eine naheliegende Frage, nur dann nicht, wenn man sich die ganze Nacht mit Whiskey und Koboldatem bedröhnt hat.
    »Als du geschlafen hast, ist ein Ermittlungsbeamter vorbeigekommen. Er sagte, er werde später noch mal wiederkommen.«
    »Und er hat nicht darauf bestanden, mich aus dem Bett zu scheuchen?«
    »Er war nicht offiziell hier. Er sagte, es sei nur ein Höflichkeitsbesuch.«
    Ein Höflichkeitsbesuch? Das hörte sich höchst unwahrscheinlich an. »Wie war sein Name?«
    »Den hat er mir nicht verraten, und ich habe ihn auch nicht danach gefragt. Ein junger Bursche, weißblond, ein ziemlicher Schnösel.«
    Was wollte denn Guiscard von mir? War er auf Rache aus? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Crispin so dumm gewesen war, einem anderen etwas von seinen höchst illegalen Recherchen zu erzählen.
    Adolphus verschwand in der Küche. »Und mach mir auch Kaffee«, rief ich, als die Tür hinter ihm zufiel.
    Ich dachte über die Situation nach, in der ich mich befand, und versuchte, meine Kopfschmerzen loszuwerden, indem ich die Augen ständig zusammenkniff. Ein paar Minuten später kam Adolphus mit meinem Frühstück an. »Hat Adeline das gemacht?«, fragte ich, während ich auf einem Stück angebrannten Schinkens herumkaute.
    Er schüttelte den Kopf. »Sie ist mit Zeisig zum Markt. Das ist mein Werk.«
    Ich spuckte ein Stück Eierschale aus. »Grässlich.«
    »Wenn’s dir nicht schmeckt, solltest du dir dein Frühstück selbst zubereiten.«
    »Ich glaube nicht, dass unser Freund ein großer Kochkünstler ist«, ertönte hinter mir eine Stimme.
    »Machen Sie die Tür zu«, sagte ich.
    Guiscard gehorchte, sodass das Heulen des Windes nicht mehr zu hören war. Adolphus starrte unseren Besucher mit unverhohlenem Abscheu an.
    Der Ermittlungsbeamte setzte sich auf den Hocker neben mir. Er sah erschöpft und abgespannt aus, sein weißblondes Haar war zerzaust. Auf seinem rechten Revers war sogar ein kleiner Essensfleck zu sehen, ein sicherer Beweis dafür, wie sehr ihn der Tod seines Partners aufwühlte. Nachdem er mir kurz

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