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Der Herr der Welt

Der Herr der Welt

Titel: Der Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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massiven Ast in Händen. »Damit müßte es zu knacken sein.«
    Sie steckte den Ast durch die Bügel des Schlosses und setzte ihn als Hebel an. Es knackte kurz, dann war das Schloß offen. Die Tür schwang knarrend nach außen auf.
    Drinnen herrschte eine stygische Finsternis. Es dauerte eine Weile, bis sich die beiden an die Dunkelheit gewöhnt hatten. In der Mitte der Gruft befand sich ein steinerner Sarg.
    »Sieht uralt aus!« stellte Kierszan fest. Er trat an das Behältnis und versuchte mehr zu erkennen.
    »Es ist zu dunkel, als daß man irgendeinen Namen lesen kann«, sagte Nona. »Versuch die Steinplatte zu bewegen!«
    Kierszan umfaßte die Platte mit beiden Händen.
    »Uff, ist die schwer!« stöhnte er. Nona half ihm. Gemeinsam ging es besser. Zentimeter um Zentimeter schoben sie die Platte beiseite. Stein knirschte auf Stein. Es klang um so unheimlicher, weil es der einzige Laut war, der die Nacht durchbrach. Nona hatte das Gefühl, daß es über den ganzen Friedhof schallte und sogar in Anums Festung zu hören sein mußte.
    »Geht das nicht leiser?« fluchte sie und spürte Kierszans tadelnden Blick.
    »Bist du dir sicher, daß deine Nerven noch mitspielen?« fragte er.
    Nona mußte lächeln. Wenn er wüßte, was sie alles erlebt hatte, würde er solche Fragen nicht stellen.
    Dann hatten sie die steinerne Platte soweit beiseite gehievt, daß sie ins Innere blicken konnten.
    Drinnen lag etwas. Es war auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Allmählich nur schälten sich die Umrisse eines unfertigen Gesichtes heraus. Ein vertrocknetes Gebilde aus Knochen und mumifiziertem Fleisch. Das bleckende Gebiß schien sie anzugrinsen.
    »Hast du etwas anderes erwartet?« fragte Kierszan. »Er muß schon lange tot sein.«
    »Ich weiß nicht«, zweifelte Nona. Ihre Augen gewöhnten sich immer mehr an die Dunkelheit. »Laß uns die Platte noch ein wenig beiseiteschieben. Vielleicht sehen wir dann mehr.«
    »Was willst du denn noch sehen?« fragte Kierszan.
    »Frag nicht, sondern hilf mir lieber!«
    Nach einer Minute lag der ganze Leichnam vor ihnen. Es handelte sich um einen Mann.
    »Fällt dir etwas an ihm auf?« fragte Nona schließlich.
    Kierszan überlegte, aber er mußte passen.
    »Er hat nichts an. Er ist völlig unbekleidet. Ist doch seltsam, oder?«
    »Vielleicht liegt er schon so lange hier drinnen, daß sein Totengewand längst vermodert ist.«
    »Dazu sieht er noch zu frisch aus«, widersprach Nona. Beängstigend frisch, dachte sie. Im Gegensatz zu dem Gesicht war der Körper in einem erstaunlich unverwesten Zustand. Der Grad der Verwesung schien dabei von unten nach oben anzusteigen. Von den Knien abwärts waren nicht die geringsten Leichenspuren zu erkennen.
    »Ich glaube, wir haben es hier mit einer seltsamen Laune der Natur zu tun«, sagte Nona.
    »Du meinst, daß er oben schneller verwest als unten?«
    »Oder anders herum«, sagte Nona. »Daß sich sein Körper von den Füßen aufwärts regeneriert!«
    Kierszan sah sie fassungslos an. »Du glaubst, daß er in dieser Gruft zu neuem Leben heranwächst?«
    Nona zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Es ist nur so ein Gefühl. Ich glaube, daß Anum dahintersteckt.«
    Sie verließen die Gruft. Zuvor jedoch hievten sie die steinerne Platte wieder über den Sarg. Nona hatte dabei das absurde Gefühl, der Tote könnte jeden Moment erwachen.
    »Wir müssen uns Gewißheit verschaffen«, sagte Nona. »Ich muß wissen, was es mit diesem Friedhof auf sich hat!« Sie lenkte ihre Schritte zu einer weiteren Gruft.
    Kierszan folgte ihr zögernd. »Ich schlage vor, daß wir möglichst bald von hier verschwinden. Ich hab' so ein ungutes Gefühl.« Er schaute sich mißtrauisch um.
    Nona überhörte seinen Einwand schlicht. Die Gruft, die sie ansteuerte, wirkte noch älter als die erste. Das Gittertor hing verrostet in den Angeln. Es war durch kein Schloß mehr gesichert.
    Als Nona das Tor aufschob, fiel es ihr halb entgegen.
    Zögernd betraten sie das Innere der Gruft. In den Nischen befanden sich gleich mehrere Särge. Sie waren sehr viel kleiner als der Sarg in der ersten Gruft.
    »Kindersärge!« entfuhr es Nona.
    »Du willst sie doch nicht etwa auch öffnen?« fragte Kierszan.
    »Und warum nicht?« fragte Nona. »Die darin liegen, sind genauso tot wie die anderen. Hoffe ich .«
    Diesmal brauchte sie Kierszans Hilfe nicht. Sie trat zu einem der steinernen Särge und schob die Platte beiseite. Fast hätte sie vor Überraschung aufgeschrien. Das Kind im Innern war ein

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