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Der Herr der Welt

Der Herr der Welt

Titel: Der Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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die Realität!« sagte Nona beschwörend. »Wir waren in der gleichen Vision gefangen, das ist alles .« Ihr Blick huschte zum Fenster. Was war mit den Zombie-Kindern? Hatten sie sich die auch nur eingebildet? Jedenfalls war ihnen niemand ins Haus gefolgt.
    In diesem Moment hörten sie die Schritte. Sie kamen näher. Die Zimmertür schwang nach innen auf. Der Alptraum ging weiter! Auf der Schwelle stand der Mann aus ihrer Vision. Der Doktor!
    »Willkommen in meinem Haus!« sagte er. Ein Kichern folgte seinen Worten.
    Er ist wahnsinnig! dachte Nona. Sie wußte immer weniger, was sie für Realität und was für einen Traum halten sollte.
    »Die Träume sind Realität geworden - und umgekehrt«, sagte der Mann. Anscheinend konnte er ihre Gedanken lesen.
    »Was . was wollen Sie von uns?« fragte Nona verwirrt.
    Der Doktor grinste sie an. »Nichts - außer euch an meiner Realität teilhaben zu lassen.«
    »Sie meinen an Ihren Träumen!« widersprach Kierszan.
    Ein Anflug von Verärgerung schlich sich auf das Gesicht des Doktors. »Ich sagte doch eben: Traum und Realität sind einerlei! Was zählt, ist Anums Wille!«
    Anum! Was wußte dieser Mann von Anum? Nona machte eine weitausholende Geste. »Dann hat all dies Anum erschaffen - den Friedhof, dieses Haus und selbst das, was gerade unsere Gedanken über-schwemmt hat?«
    Der Doktor grinste abermals. »Nicht erschaffen. Er läßt es geschehen. Die Herrscher früherer Zeiten hatten alle ihre wundersamen Kabinette. So wie dieses Haus und mich, so gibt es hier noch viele unserer Art. Relikte der Vergangenheit, die er zu seinem Vergnügen unterhält .«
    »Sie sind ... verrückt!« sagte Nona.
    »Vielleicht. Vielleicht ist aber auch alles so geschehen, wie ihr es gesehen habt. Es ist gleichgültig, ob es so tatsächlich stattgefunden hat. Hier ist es Realität. Dank Anum!«
    Allmählich begriff Nona. Anum hielt sich Wahnsinnige wie den Doktor als amüsanten Zeitvertreib. Bei dem Haus handelte es sich um eine Gedankenfalle, die jeden mit dem Wahnsinn überschwemmte, der im Kopf des Doktors lauerte.
    »Und der Friedhof?« fragte Nona. »Was hat es mit dem Friedhof auf sich?«
    »Dort entstehen Anums neue Vasallen. Seine Dienerkreaturen sind nur ein Abglanz vampirischer Macht. Allein aus den Seelen der Toten erschafft er neues Leben. Eines Tages werden auch wir dort auferstehen und unserem Herrscher dienen .« Langsam kam er näher. »Und nun werde ich euch noch einmal an meinen Gedanken teilhaben lassen .«
    Nona spürte, wie er nach ihrem Bewußtsein griff. Nicht wieder! Sie glaubte nicht, daß ihr Verstand es ein weiteres Mal überstehen würde. Mit einem Aufschrei sprang sie den Doktor an - und griff durch ihn hindurch.
    Er war nicht wirklich! Es war nur eine Projektion Anums, die sie genarrt hatte. Aber nichtsdestotrotz war sie gefährlich. Die auf sie einstürmenden Gedanken begannen sie einzulullen.
    »Raus!« schrie Kierszan. »Wir haben nur draußen eine Chance. Hier drinnen sind wir ihm hilflos ausgeliefert!«
    Mit letzter Kraft erreichten sie das Fenster. Draußen lag der Fried-hof. Überall waren huschende Schatten zu sehen, die sich zwischen den Grabkreuzen bewegten.
    »Wir schaffen es nicht!« sagte Nona. »Dort draußen warten die Toten auf uns.«
    »Und hier drinnen die Hölle«, sagte Kierszan. »Spring!«
    Er zog Nona mit sich. Unsanft landeten sie vor dem Fenster. Augenblicklich waren die Gedanken des wahnsinnigen Doktors aus ihrem Bewußtsein verschwunden. Dafür lauerte hier draußen eine andere Gefahr.
    Die lebenden Toten spürten sofort ihre neue Beute. Von allen Seiten kamen die Schatten näher. Halbfertige Körper schoben sich über feuchte Gräber. Klauenhände streckten sich in ihre Richtung. Halb -vermodertes Gebein setzte sich in Bewegung. Bleckende Zähne grinsten teuflisch.
    Nona wußte bereits, was sie von ihnen wollten.
    Sie hatten Hunger. Hunger nach dem richtigen Leben.
    »Wir schaffen es nie!« sagte sie fatalistisch. »Es sind zu viele.«
    »Wir haben es schon mehrmals geschafft«, erinnerte sie Kierszan. Offensichtlich vertraute er seinen neuerwachten Kräften immer mehr. »Gib mir deine Hand!«
    Diesmal spürte Nona kaum eine Veränderung, während Kierszan seine Kräfte wirken ließ. Eben noch umringten sie die untoten Körper, im nächsten Moment befanden sie sich wieder in Anums Festung. Zuerst als Geistwesen, aber es dauerte nur ein Augenzwinkern, bis Kierszan beide Körper nachgeholt hatte.
    Nona umarmte ihn. »Du hast uns gerettet!

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