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Der Herr der Welt

Der Herr der Welt

Titel: Der Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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tatsächlich eine Spur von Hohn und perfidem Vergnügen hinter diesem Gedanken verspürt? Ein falscher Unterton hatte darin mitgeschwungen .
    Lilith antworte nicht mehr. Sie hatte sich zurückgezogen.
    *
    In knappen Worten erklärte Nona Kierszan, was sie soeben erlebt hatte. Folge einfach deinem Schmerz ...
    Nona ging ein paar Schritte vorwärts, und der Schmerz meldete sich zurück. Diesmal jedoch traf er sie nicht ganz so unvorbereitet wie zuvor. Nona wandte sich nach links. Der Schmerz flaute sofort wieder ab.
    »Jetzt weiß ich, was Lilith damit meinte!« sagte sie. »Meine Schmerzen reagieren wie ein Kompaß. Sie führen mich in Liliths Richtung!«
    »Aber was bezweckt sie damit?« fragte Kierszan fassungslos. »Es ist eine teuflische Magie, die ich eher Anum zugetraut hätte! Laß dich nicht darauf ein!«
    »Ich muß! Ich muß wissen, was Lilith von mir will und auf welcher Seite sie steht.«
    »Und wenn es nur eine Falle ist?« beschwor Kierszan sie.
    »Hast du eine bessere Idee?«
    Resignierend schüttelte er den Kopf. »Ich weiß noch nicht einmal, ob es mir gelingen würde, uns aus Anums Bereich herauszubringen. Seine Magie ist allgegenwärtig.«
    »Dann folge mir!« sagte Nona mit fester Stimme. Sie wandte sich nach rechts, und die Schmerzen in ihrem Bauch wurden stärker.
    Der Weg führte an den Gräbern vorbei. Die Statuen mit Landrus Ebenbildern bildeten eine schaurige Galerie der Furcht, die auf den Gesichtszügen eingemeißelt war. Seine Augen sahen unsichtbare Schrecken, die sich jeden Augenblick zu manifestieren drohten.
    »Es sind unzählige Gräber«, sagte Kierszan. »Der Weg ist unendlich!«
    »Nicht wirklich. Ich spüre, daß wir uns Lilith nähern.«
    Kierszan stützte sie. Jeder Schritt in die richtige Richtung verstärkte den Schmerz in Nona. Er breitete sich vom Bauch langsam über ihren ganzen Körper aus. Als würde jemand mit einer glühend heißen Nadel darin herumstechen.
    Nona fragte sich, wieso Lilith ihr dies antat. Vielleicht gab es keine andere Möglichkeit. Vielleicht aber weidete sich Lilith auch an den Schmerzen, die sie Nona auf diese Weise zufügte. Und wenn es tatsächlich nur eine Falle war? Nahm die Qual weiter derart zu, würde sie den Weg nicht überstehen .
    Nona versuchte die Schmerzen unter Kontrolle zu bringen. Sie biß die Zähne zusammen. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt. Die Fingernägel schnitten tief in ihre Handballen.
    Kierszans Griff wurde fester.
    »Du schaffst es nicht, Nona!« beschwor er sie. »Du bringst dich um!« Aus seinen Worten sprach Verzweiflung. Er hatte tatsächlich Angst um sie.
    »Ich ... entscheide selbst, was ich mir ... zumuten kann!« preßte Nona zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor. Schweiß trat auf ihre Stirn.
    Die Gräber wurden spärlicher. Nona und Kierszan gelangten an einen Kreuzweg.
    »Wohin jetzt?« fragte Kierszan. Zu allen Seiten war nur dunkle Nacht. Eine undurchdringliche Finsternis, die selbst die Sterne verschluckte.
    Nona ging geradeaus. Sofort ebbte der Schmerz ab.
    »Falsche Richtung«, sagte sie. Einen Augenblick lang blieb sie stehen, um befreit Atem zu holen. Es war verlockend, den Schmerz auf diese Weise zu bannen. Sie mußte einfach in die andere Richtung gehen, und er würde ganz verschwinden.
    Sie kämpfte gegen den Gedanken an. Nein, sie würde nicht aufgeben! Wenn es eine Prüfung war, der Lilith sie unterzog, so würde sie sie bestehen! Wenigstens so lange, bis nicht eine Ohnmacht oder etwas Endgültigeres die Qualen beiseiteschwemmen würde.
    »Bleib noch und schone dich!« drängte Kierszan sie, als sie sich umdrehte und den linken Weg ausprobieren wollte.
    »Ich weiß nicht, ob ich dann noch den Willen haben werde«, sagte Nona. Sie ging weiter.
    Der Weg schien der richtige zu sein. Die Schmerzen erreichten ihren Hals und griffen auf ihren Kopf über. Nona hatte Mühe, noch einen klaren Gedanken zu fassen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Die glühende Nadel schien in ihren Schläfen zu bohren.
    »Dort vorn!« rief Kierszan.
    Nona hob den Kopf, aber sie konnte hinter dem Tränenschleier nichts erkennen.
    »Was ist dort?« fragte sie stöhnend.
    »Anums Festung! Wir haben sie wieder erreicht!«
    Ein riesiger schwarzer Turm tauchte vor ihnen auf. Er war noch schwärzer als die Nacht, die ihn umgab.
    »Jetzt brauchen wir nur noch einen Eingang finden! Dann hast du es geschafft!« sagte Kierszan.
    Nona sank auf die Knie. Der Schmerz war nun unerträglich. Rote Schleier waberten vor ihren Augen.

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