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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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war durch. Aber was hieß das schon? So doof waren die Bullen auch wieder nicht; manchmal standen sie dreißig oder vierzig Minuten später wieder im Stall, denn dann lief das Pillengeschäft. Meist war es Ecstasy, aber es lief auch der ganze Amphetamin-Dreck, den sie Designer-Drogen nannten. Daggy dort vorne, dieser Nieten-Irokese, setzte am meisten um. Die Kroaten, die sich wie Dealer-Könige vorkamen, hingen in der anderen Ecke und soffen wie immer. Dann gab's noch die Gören. Die hatten die Streife abgewartet und sich dann reingequetscht, ein bescheuerter, zappelnder Kindergarten mit Teenie-Ärschen und ausgestopften Bustiers, die Älteste gerade siebzehn. Am wenigsten gefiel es Timo, daß sich drüben am Eingang die Kroaten vermehrten. Sie waren jetzt schon zu viert. Und du Idiot hast dir einen normalen Abend ausgerechnet!
    Einer der Kroaten stand jetzt auf, wie um besser sehen zu können. Auch sein Kumpel schirmte mit der Hand die Augen ab. Beide starrten sie zur Tür, durch die gerade eine Frau gekommen war. Sie war groß und wirkte ziemlich breitschultrig in der eleganten gesteppten, olivbraun und blau gestreiften Wildlederjacke, die sie zu ihren langen gleichfalls olivfarbenen Woll-Leggings trug. Das dunkelblonde Haar lag glatt an ihrem Kopf. Im ›Bali‹ und um diese Zeit machte die Frau den Eindruck, als sei sie einem Raumschiff entstiegen.
    Noch ein Problem, dachte Timo und drückte die Zigarette endgültig im Aschenbecher aus. Die Frau war um die Vierzig. Und die Frau war eine Dame …
    Es ging auch schon los. Einer der Kroaten schwankte halb besoffen auf sie zu, und auch die drei Lesben schienen zum Angriff entschlossen. Timo betätigte die Pause-Taste, um sie abzulenken. Die Musik verstummte. Wie auf Kommando drehten sich ihm vorwurfsvolle Gesichter zu.
    »Saugeile Jacke!« kreischte Ulla, die schrillste der Lesben.
    Timo rannte nach unten.
    Er stieß zwei Punkies zur Seite. Bloß keinen Ärger. Die Frau hatten sie inzwischen richtiggehend eingekeilt. Und natürlich war es Fatty, der sie als erster anging: »Bist mein Jahrgang, Baby … Dich hamse für mich gebaut …«
    Auf seinen Asienreisen hatte Timo viel gelernt. Dazu gehörte auch, dort hinzuschlagen, wo's weh tut … Bei Fatty war's dazu noch gefahrlos, der war zu vollgekokst, um zu reagieren. Timo schlug. Nichts. »He?« sagte Fatty nur. »He …«
    »He?«
    Do sah blutrot-feuchte Lippen, sah ein Gesicht, das sie irgendwie an ein frisch abgesäbeltes Kotelett erinnerte, so rot, so glänzend, wie es war. Auch der Rest paßte dazu: Ein kahlgeschorener Kopf, der glänzte, als sei er mit einer Speckschwarte eingerieben worden, geschwollene schmale Augen, das irre helle Glitzern darin. Und diese Monster-Visage hing vor einer grünen Plastikkulisse aus Palmblättern und Kunstorchideen. Von der Wand grinste ein Südseegötze. Ein zweiter thronte wie ein Buddha auf einer Säule. Dazu noch die drei Weiber in ihren Plastikklamotten, die sie anzumachen versuchten.
    Ein Alptraum!
    Nun streckte der Schwarten-Typ den Arm nach ihr aus. Selbst die Handoberflächen hatte er tätowiert.
    »Nehmen Sie die Finger weg …«
    Das hörte er nicht. Er grinste einfach weiter. Doch dann verdrehte er plötzlich die Augen, sackte weg und hockte auf dem Boden.
    »Alles okay?« fragte eine Stimme neben Dorothea. Der Junge, der sie ansah, hatte breite Wangenknochen und schmale, fast violettblaue Augen. Er trug Schlabberhosen aus schwarzem Seidenstoff und darüber eine mit bunten verrückten Farben bestickte Weste. Das Haar war zu einem Zopf zurückgebunden. Er war groß, ziemlich mager und schien nun wirklich nicht der Mann, der einen Zwei-Zentner-Typ wie den in der Bomberjacke sekundenschnell in einen stöhnenden Elendshaufen verwandeln konnte.
    Aber genau das hatte er getan.
    Die anderen schienen es völlig in Ordnung zu finden. Sie lachten. »He, Timo! Los, Musik!«
    Der Besoffene vom Eingang, der einzige in einer Anzugjacke, schaukelte heran. Ein Dicker stellte sich ihm entgegen und schob ihn mühelos mit seinem Bierbauch weg.
    »Was is'n, Timo?«
    »Wo, verdammt noch mal, warst du die ganze Zeit, Eddy?«
    »Du fragst zuviel.« Der Dicke grinste.
    Der Mann mit den blauen Augen wandte sich an Do. »Meinen Sie nicht, daß es besser wäre, wenn ich Sie rausbringe?«
    »Heißen Sie Timo Konietzka?«
    »Okay. Aber das ist jetzt das Unwichtigste.«
    »Für mich nicht. Ihretwegen bin ich hier. Kann ich Sie sprechen?«
    »Draußen.« Timo drehte den Kopf. »Eddy, mach du

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