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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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er.
    Sie sagte: »Jetzt kommt die Abteilung Tiefsinn. Lassen Sie mal, wirklich … Also, eine Freundin hat mich zu diesem Quatsch mitgenommen, weil sie's ganz lustig fand, sich das mal anzugucken. Und ich, ich habe es gerade eine halbe Stunde lang geschafft …«
    »Trotzdem.«
    »Was trotzdem?«
    »Trotzdem stimmt es: Du hast Angst, aber du siehst dir so etwas an. Und warum? Weil du auf der Suche bist. Wie viele, Kati. Wie wir alle.«
    »Und nach was?«
    »Darüber wollte ich mit dir reden. Alles zuvor war nur eine Feststellung. So wie es eine Feststellung ist, daß es andere Wege gibt, dein Ziel, dein wahres Ziel zu erreichen.«
    Sie wunderte sich, daß sie nicht aufsprang und davonging. Aber sie blieb sitzen.
    »Komm«, sagte Martin, »laß uns ein bißchen in den Englischen Garten gehen und darüber reden …«
    Do blickte noch einmal zum Haus hoch: Es war wie ein Schatten, ein bedrückender Schatten, etwas, das ihr fremd, nein unbegreiflich geworden war.
    Sie lenkte ihren Wagen dem Hang zu. Es hatte aufgehört zu schneien. Do schaltete ›Bayern 3‹ ein in der Hoffnung, etwas über die Strecke zu erfahren. Sie hatte Glück: Die Zufahrtstraßen im Raum München schienen geräumt. Schwierigkeiten gab es an der Autobahnausfahrt Stuttgart. Aber dort wollte sie ja nicht hin. Haidhausen lag auf der anderen Seite.
    Haidhausen, Lothringer-Straße 46a. Der Gedanke war Do gekommen, als sie Katis Gitarrenruine in der Hand hielt und die Adresse des Herstellers las: Barcelona. Plaza España. In Barcelona war Kati vor zwei Jahren gewesen. Auch an den Vornamen der Freundin erinnerte sie sich, die ihre Tochter damals bei ihrer Barcelona-Reise begleitet hatte: Iris. »Weißt du, wenn ich die Iris nicht hätte … Sie ist der einzige Mensch, der mich versteht.«
    Vielleicht würde der einzige Mensch, der Kati verstand, auch wissen, was in sie gefahren war …
    Es war kein besonderes Problem, Iris' Nachnamen und die Anschrift herauszubekommen. Hilde Kromer, die Sekretärin, die sich Do zweimal in der Woche leistete, damit sie Briefe und Manuskripte tippte, das Archiv in Ordnung hielt und den ganzen Rechnungs- und Administrationskram besorgte, hielt auf peinliche Ordnung. So brauchte sie nur im Menü ›Privatverbrauch‹ abzurufen, und da war es auch schon: 28.4. bis 30.5. Lufthansa-Tickets, Hotelkosten, Museumsbesuche, ein Tagegeld von zehntausend Peseten, was ja für zwei Mädchen in Barcelona wirklich nicht hoch war. Alles in allem, las Do, hatte sich Katis und Iris' Barcelona-Trip auf ganze 4.244 Mark summiert.
    War das nun zuviel, war es zuwenig? Dorothea versuchte, eine Antwort darauf zu finden und sich dabei in zwei Mädchen hineinzuversetzen, die eine große aufregende, fremde und sicher auch teure Stadt erlebten. Eines stand fest: Stets hatte Kati den Aufwand vor Augen, den ihre Mutter trieb, und das waren nicht nur die Luxushotels oder die exklusiven Restaurants, in die sie Kati manchmal mitnahm. Kleider, Einladungen, der ganze Zirkus, der zum Job gehörte, kamen noch dazu. Aber das begriff Kati doch? Zumindest hatte sie so getan. Und dann der Haß, der aus ihrem Brief sprach: »Mit meinem Herzen hast Du nie etwas zu tun gehabt.«
    Sie fühlte, wie jede klare Überlegung im Wirrwarr der Gefühle zu ersticken drohte, in Verzweiflung, Unverständnis und Ungeduld.
    Sie hatte die Autobahn erreicht und gab Gas ohne Rücksicht auf die gefährliche rutschige Fahrbahn: Haidhausen. Lothringer Straße 46a …
    Schneeräumer hatten die Bürgersteige in Haidhausen mit schmutziggrauen Haufen zugeschüttet. Do lenkte den Frontera an einer Verbotsstelle auf den Bürgersteig und stieg aus. Feuchtigkeit kroch durch die dünnen Sohlen ihrer Lederpumps. Der Nebeldunst roch nach Kohlendioxyd und Schwefel. Die Nummer 46a … Hier!
    Die Haustür war angelehnt. Do schaltete die Beleuchtung an, und da stand es auf einem schmalen Stück Karton, der an einem der Briefkästen mit Tesafilm befestigt war: Iris Weingart. Darunter: Ranitzer .
    Als sie die Treppe hinaufstieg, spürte sie, wie die Schwäche wieder nach ihr greifen wollte. Ihr Atem wurde knapp, das Herz klopfte, und bleierne Müdigkeit kroch ihr in die Beine. Sie lehnte sich gegen die Wand. Wahnsinn, ja, aber du mußt ihn hinter dich bringen.
    Bis zum dritten Stock hatte das Treppenhaus mit einem grünen Kokosläufer aufgewartet, von nun an tat's ein Glattstrich aus Zement. Eine blaue Tür leuchtete Do entgegen und darauf war es wieder zu lesen, neben einem WWF-Aufkleber, der einen

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