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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Vielleicht sind sie sich in München mal über den Weg gelaufen, irgendwo in Schwabing … Aber da ging er schon nicht mehr in die Uni. Dieser Volk sagt …«
    »Volk? Wer ist denn das?«
    »Der Mann aus der Lokalredaktion. Er kennt die Familie.« Tommi sah sich im Lokal um. »Du weißt doch, wie das in solchen Orten ist. Da kennt jeder jeden. Und was du noch nicht weißt, erfährst du doch … Der Volk hatte es noch einfacher: Er war mit der Schwester von Martin Hilper befreundet. Martin hing sehr an seiner Schwester; mit der Mutter und dem Stiefvater klappte das nicht so richtig. Und als die dann verunglückte …«
    »Wer? Die Schwester?«
    »Ja. Die Schwester. Vor vier Jahren. Ein Motorradunfall nach einem Disco-Besuch. Da drehte er völlig durch. Das Ergebnis muß so eine Art religiöser oder okkulter Tick gewesen sein. Jedenfalls besuchte er spiritistische Zirkel. Du kennst das doch: Tischerücken, Geisterbeschwörungen und so weiter … Das war dann wohl auch nicht das Richtige für ihn, und so ging er zu einer Sekte.«
    »Omega?«
    Tommi schüttelte den Kopf. »Nein, ›Christus-Jünger‹.«
    »Und was ist das?«
    »Eine US-Sekte. Die haben bei uns schon in den siebziger Jahren Fuß gefaßt. Ihr Prophet heißt Master, David Master. Der bekam seine göttlichen Offenbarungen über seine Mutter, später kam auch noch Moses dazu. Du verstehst schon: So wie Moses das Volk Israel durchs Rote Meer ins Gelobte Land geführt hat, würde er, der David, seine Christus-Jünger durch die Katastrophen der Endzeit im Jahr zweitausend ins Reich des Heils führen.«
    »Aha?«
    »Ja, aha! Und in der Endzeit sind wir mitten drin! Aber Moses weiß, wo es langgeht. Und Wunder vollbringt er natürlich auch.«
    »Aber Hilper hat doch immerhin Volkswirtschaft studiert? Du meinst, er nahm diesen Unsinn ab?«
    »Do, hier geht es nicht ums ›Abnehmen‹, es geht um den Glauben. Das sind völlig verschiedene Stiefel … Die Liebe Gottes, Erlösung, die Errettung der wahrhaft Frommen, ob nun durch Jesus, Mohammed oder Buddha – wie willst du so etwas ›abnehmen‹? – Bei der ›Liebe Gottes‹ hat Master übrigens eine ganz witzige Variante gefunden: Die körperliche Liebe ist nichts anderes als die Vorstufe zur göttlichen Liebe. Er schaffte darum beim Bumsen die Sünde ab. Wer also heftig die sexuelle Liebe praktiziert, ist ein besonders guter Gläubiger. Genial …«
    Sie sah ihn nur an.
    Tommi zeigte das übliche Pokergesicht. Keine Ironie, kein Zynismus. Er hatte gesagt, was Sache war.
    Do dachte an Kati. »Woher hast du das alles?«
    »Woher? – Wieso sitze ich hier? Doch deshalb, weil du mich für den großen Sekten-Kenner hältst … Bin ich zwar nicht, aber ein bißchen habe ich mich mit dem Thema schon beschäftigt, und einen Typ wie diesen amerikanischen Moses mit seinem Gottes-Sex merkst du dir besonders leicht … Der hat sich noch einen Gag ausgedacht: Flirty fishing . Seine ›Christus-Jünger‹ mußte er ja erst mal einsammeln. Und das klappte ganz besonders leicht, indem er die hübschesten Mädchen der Gemeinde auf die Straße schickte, damit sie nette Männer für die Bewegung einfangen. ›Liebes-Einsatz‹ nannte er das, und daß so etwas heilig sei. Und wenn dann ein Kind kommt, ist das auch in Ordnung … Schließlich, wer Jesus ein Kind schenkt, vollbringt eine gute Tat …«
    »Und du meinst, auf diese Tour hat Hilper auch Kati …« Do brachte die Frage nicht zu Ende.
    Tommi schüttelte den Kopf. »Ich kann dich beruhigen: In Hilpers Christus-Jünger-Zeit war Kati noch auf der Schule in Starnberg. Und nach einem Jahr Praxis meldete er sich bei den ›Jüngern‹ wieder ab.«
    »Wieso erzählst du mir dann das alles?«
    »Gute Frage. Wahrscheinlich, weil ich es selbst noch nicht geschafft habe, mir ein Bild von ihm zu machen.«
    »Und was ist mit Omega?«
    »Das ist es ja. Volk hat keine Ahnung. Er kennt all die Sekten, denn gerade Franken hat das komplette Angebot: Scientologen, Moon-Familie, Hare Krishna, dann natürlich die Wittek drüben in Würzburg mit ihrem ›universellen Leben‹, die haben ganze Siedlungen und Betriebe hochgezogen. Aber Omega – Fehlanzeige!«
    Sie betrachtete ihre Hände. Der rote Nagellack war am rechten Zeigefinger gesplittert, und am linken kleinen Finger war es nicht nur der Lack, sondern auch der Nagel. Die Haut war trocken und wirkte verbraucht. Do selbst fühlte sich verbraucht. Ihr ganzes Leben war es.
    »Ich habe Hilpers Nummer schon dreimal angerufen. Da meldet sich

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