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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hinter sich zu und kauerte sich nieder. In solchen Situationen hatte er alle Geduld der Welt. Er konnte zwei Stunden in einem dunklen Schrank hocken, ohne nervös zu werden. In Sydney hatte es einmal einen Schrank gegeben, ein modernes Ding von Einbauschrank neben dem Badezimmer. Damals hatte die Frau, um die es ging, Walterscheid entdeckt. Sie hatte die Tür aufgerissen, sie war sehr hübsch und so rührend nackt gewesen, aber es war ihm nichts anderes übriggeblieben, als ihr sofort mit beiden Daumen den Kehlkopfknorpel zu zerquetschen …
    Nun, Hilper würde er mitnehmen. Und seinen verdammten Computer nebst Festplatte auch.
    Wann aber? Walterscheid hatte es gerade gedacht, als er das Knirschen des Schlosses vernahm. Walterscheid griff in den Latz seines ›Blaumanns‹ und zog die Magnum hervor.
    Er hörte Schritte. Sie gingen an ihm vorüber. Wieder eine Tür. Die Küche? Nein, das Bad. Er wartete weiter. Jetzt war es die Küche … Auch nicht übel. Die Fensterläden in der Küche waren geschlossen.
    Komm, Alter, sagte sich Walterscheid, laß es uns hinter uns bringen. Er schob die Schranktür auf, setzte die Gummisohlen auf den schmutzigen Bodenbelag, ging zur Küchentür und handelte. Er handelte immer schnell. Diesmal vielleicht ein wenig zu schnell …
    Martin hatte Walterscheids Eintreten nicht bemerkt. Er stand mit dem Rücken zu ihm am Küchentisch, hatte gerade Kaffee aus einer Thermoskanne in seine Tasse gegossen. Daneben lagen zwei Croissants, eines war angebissen.
    Walterscheid hielt die Magnum am Lauf. Er schlug sofort zu. Er hatte gegen die rechte Halsschlagader gezielt, ein Schlag, den man einigermaßen dosieren mußte, der aber, richtig geführt, ein geräuschloses Zusammenklappen garantierte, doch der Typ mußte irgendwas bemerkt haben, ein Rascheln, einen Atemhauch, eine Ahnung. Jedenfalls tauchte er ab. Der Magnumkolben traf statt des Halses die Schläfe.
    Walterscheid hatte die linke Hand unter die linke Achsel seines Opfers geschoben. Nun spürte er, wie der Körper schwer wurde, beobachtete, wie die Knie einknickten, ließ sanft los, so daß der Körper geräuschlos auf dem Fliesenboden zum Liegen kam.
    Der Bewußtlose zog die Knie an. Aus seinen Nasenlöchern rann ein feiner Faden Blut.
    Walterscheid hatte ein ungutes, ein sehr ungutes Gefühl.
    Er kniete sich nieder. An der rechten Schläfe hatte sich ein Hämatom gebildet, aus dem eine Beule wuchs. In der Mitte der Beule war die Haut geplatzt. Vorsichtig drückte Walterscheid die Spitzen von Zeige- und Ringfinger darauf. Er glaubte etwas zu hören … Er drückte fester. Nun war es deutlich: ein feines, knirschendes, schabendes Geräusch. Oh, verdammter Bockmist! Trotz der Saukälte in der Küche spürte Walterscheid seine Stirn feucht werden. Was nun?
    Zuerst das Blut …
    Er riß ein Stück Papier von der Küchenrolle, wischte sorgsam den Boden auf, riß ein neues Stück ab, machte es naß, betropfte es mit Spülmittel, wischte nochmals und steckte das blutige Knäuel in den leichten blauen Plastiksack, der für den Abtransport des Computers gedacht war.
    Dann blickte er wieder auf die unbewegliche Gestalt am Boden. Er holte das Handy aus der Tasche. »Hörst du mich?«
    »Si?«
    Dieser Italiener mit seinem idiotischen Si! Walterscheid zog die Unterlippe zwischen die Zähne. Plötzlich fiel ihm sein Vater ein. Der war während der Nazizeit aus Franken, also derselben Gegend, in der er jetzt hier Ärger hatte, nach Detroit, Michigan, emigriert. Und hatte doch für derartig beschissene Situationen immer ein deutsches Wort draufgehabt? Wie war das noch? – Heiliger Strohsack …
    »Heiliger Strohsack«, knurrte Walterscheid, »wir sitzen in der Scheiße. Den Typ hat's ziemlich erwischt.«
    »Si.«
    »Wie ist das bei dir? Siehst du jemand?«
    »No.«
    »Hier ist es auch ruhig. Na, dann komm rein ins Haus. Wir packen ihn in einen Teppich oder so was und bringen ihn zum Volvo. Und den blöden Computer auch.«
    »Si«, sagte der Italiener …
    Ein blau-silberner Erdball leuchtete auf sanftem Resedagrün.
    Do betrachtete die Aufmacherzeilen und dann ganze Bilderreihen von Kleinbilddrucken, die in der Mehrzahl Schulen, Pflege-Einrichtungen oder Büros voll geschäftiger Mitarbeiter zeigten. Sie blätterte weiter: Die gleichen jungen Mitglieder im Außen-Einsatz. Hier trugen sie khakifarbene Tropenklamotten, schwitzten bei irgendwelchen Arbeiten unter heißer Sonne. Ganze Fuhrparks waren zu erkennen, Lagerhallen voll mit

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