Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Schönberg hielt.
    »Besuch aus der Schweiz«, sagte Paula.
    Auch damit hatte sie vermutlich recht. Zwei- bis dreimal im Monat wurde Schönberg von einem der Hubschrauber aus Cannero angeflogen. ›Kurierpost‹ nannte man das. Filmkassetten, Bücher, Berge von Schulungs- und ›Instruktions-Material‹ enthielten die Container. Manchmal stiegen auch Mitglieder der Europa-Zentrale aus den brandneuen Bells.
    So konnte es auch heute sein.
    Tennhaff verließ den Speisesaal und ging hinaus, um zu sehen, wer da kam.
    Der Landeplatz befand sich unterhalb des Parkplatzes von Schönberg, ein asphaltierter Kreis mit einem weißen Kreuz in der Mitte. Das Empfangs-Komitee hatte sich dort bereits postiert.
    Auch Hannes Topitz kam jetzt angerannt und stellte sich neben Robert.
    »Marc ist auch dabei«, hörte er ihn sagen.
    Ja, und bei sich hatte er Rister und Bohl, beides Mitglieder seiner ›Dreier-Riege‹, des Führungsausschusses von Schönberg.
    Die Kufen setzten auf, der Rotor verstummte, die Luken öffneten sich. Heraus kletterten zwei Männer: der Pilot und sein Passagier.
    Der Passagier war ein ziemlich großer, kompakter Mann. Er trug eine jener hüftlangen, gefütterten Lederjacken, die bei französischen Lkw-Fahrern beliebt sind. Auf dem Kopf saß eine Baskenmütze. Beides, Mütze und Jacke, bildete eine Art Legende, denn nur einer lief in der GW so herum.
    »Robert, das könnte doch Ted Rocca sein?« hörte er Topitz sagen.
    Tennhaff gab keine Antwort.
    Sie haben uns Ted Rocca auf den Hals gejagt? dachte er. Na, jetzt wird's interessant …
    Ted Rocca war der Chef der Abteilung 5, der Robert selbst unterstand. Und die Abteilung 5 hatte nicht nur für die Sicherheit der Organisation zu sorgen, sie war auch Justiz-, Straf- und Aufklärungsorgan. Sie war gewissermaßen die Stasi der GW …
    Im Autoradio waren die Nachrichten zu Ende gegangen. Hertie verkündete das Eintreffen einer Sonderlieferung von indonesischen Kleinmöbeln, dann kam ein Mann mit einer ganz, ganz ruhigen Stimme, der die Hörer aufforderte, die Lebenskraft zu fühlen, sie in sich einströmen zu lassen und mit Hilfe der richtigen Zwerchfellatmung allen Streß, alle Sorgen aus dem Körper zu blasen.
    Do schaltete ab. Sie hatte Fürstenried passiert. Rechts und links sah man die Häuser der Stadt. Do warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel, als sie den Wagen wieder erkannte: einen grauen VW-Kombi. Derselbe Kombi, der sich kurz nach der Autobahnausfahrt Starnberg hinter sie geklemmt hatte.
    Sie beschleunigte ihr Tempo. Der Kombi blieb dran. Sie überholte einen Südmilch-Tankwagen mit Anhänger, danach holte der Kombi auf, kam näher.
    Sie gab noch mehr Gas, aber er ließ sich nicht abhängen. Sie ging wieder auf die rechte Seite. Und da war er im Spiegel, war verdammt schnell. Er mußte einen frisierten Motor haben.
    Bescheuerter Idiot!
    Do hob die Hand, ballte sie zur Faust. Fäuste schütteln und fluchen halfen nichts … So nah war es jetzt, das Schwein, daß Do die Gummidichtungen der Karosserie ausmachen konnte. Der Fahrer, ein Schatten hinter spiegelndem Glas.
    Der spinnt, okay. Aber wieso? Was zum Teufel will der? Und dann kam die Angst und mit ihr die Erinnerung an das Telefonat. Dann kamen kalte Krallen, die sich um Dos Nacken legten.
    »Es gibt keine Alternative für Sie, Frau Folkert …«
    Sie hatte sich doch vorgenommen, den absurden und gemeinen Dialog aus ihrem Bewußtsein zu verdrängen, sich allein auf das zu konzentrieren, was unmittelbar vor ihr lag: ihr Auftritt im Verlag.
    Wie sollte sie das?
    Herrgott, der Kerl dort hinten! Kommt näher und näher. Was hat er vor? Will er mich rammen? Rechts von Do zog sich eine Kolonne hin, vor ihr war ein anderer Lieferwagen. »Junker« las sie. »Gasgeräte« …
    Ihr Herz hämmerte. Die Eindrücke rasten immer schneller, wurden unscharf wie bei einem schlecht belichteten Film. Do preßte die Zähne zusammen und befahl sich, ruhig zu sein. Ganz ruhig.
    Wieder sah sie in den Rückspiegel. Es war das erste Mal, daß sie den Fahrer erkennen konnte: Sonnenbrille, Strickmütze, irgend etwas am Leib, das aussah wie ein ›blauer Anton‹ oder sonst eine Arbeitskleidung.
    Er war etwas zurückgefallen. Fünf Meter, zehn Meter, und zum ersten Mal konnte Do durchatmen.
    Aber da war er schon wieder. Und dieses Mal war es nicht das Spielchen von zuvor, dieses Mal zog er heran, unbeirrt und tödlich aggressiv … Do umkrampfte das Steuerrad so heftig, daß die Finger schmerzten. Hundertvierzig,

Weitere Kostenlose Bücher