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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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sie dem Ruhestörer noch ein Wäschestück hinterher.
    Mehr als eine Stunde lang schlenderte er über den Markt.
    Immer wieder blieb er stehen, um mit einem Händler zu schwatzen, den er kannte, oder einige Ausstellungsstücke zu begutachten, an denen er Gefallen fand. Minutenlang liebäugelte er mit einem raffinierten neuartigen Lampenschirm aus dünnem Eisendraht. Seiner Mutter würde er sicher gefallen, aber für Garths karg bemessenes Taschengeld war er zu teuer, und so schüttelte er bedauernd den Kopf.
    »Nur dreißig Mark für den jungen Herrn«, murmelte der Verkäufer.
    Garth grinste. »Sagt drei Mark, und wir kommen ins Geschäft.«
    Der Mann, nicht mehr ganz jung, hochgewachsen und hager, mit dichtem schwarzem Haar, sah sich den Jungen aufmerksam an. Das kluge Gesicht mit den lebhaften Augen, die so neugierig in die Welt schauten, gefiel ihm.
    Nachdenklich kniff er die Augen zusammen. War die Zeit reif?
    War der Bursche bereit?
    Bereit oder nicht, das Schicksal hatte ihn wohl bereits in seinen eisigen Krallen.
    »Vielleicht möchte sich der junge Herr die Medaillons ansehen?« fragte er ehrerbietig und zog ein Tablett unter dem Verkaufsstand hervor. »Erst kürzlich aus Ruen eingetroffen, beste Handwerksarbeit.«
    Garth hatte sich eigentlich lange genug auf dem Markt aufgehalten, und gönnte dem Tablett nur einen kurzen Blick.
    Eine Minute noch, dachte er, dann würde er gehen. Vielleicht spielte er doch noch eine Partie Reifenball mit seinen Freunden.
    Er wollte sich schon abwenden, doch plötzlich hielt er inne.
    Die Augen des Straßenhändlers wurden noch schmaler. Aha.
    Sein Verdacht wurde zur Gewißheit.
    Wie von selbst schob sich Garths Hand auf ein Medaillon zu, das in der linken oberen Ecke des Tabletts lag. Eine kleine Kupferscheibe nur, an sich nichts Besonderes, außer daß jemand mit blauem Email eine Zeichnung in die Mitte gesetzt hatte.

    Ein Windstoß brachte die Segeltuchplane über ihren Köpfen zum Flattern, ein Sonnenstrahl traf das Medaillon. Der Manteceros sprang Garth förmlich an. Seine Hand zuckte, und ein überraschter Ausruf löste sich von seinen Lippen.
    »Billiger Tand«, sagte der Budenbesitzer langsam. »Ich hätte nicht gedacht, daß Ihr daran etwas finden könntet. Aber Ihr erkundigt Euch ja schon seit längerem nach dem Manteceros, nicht wahr, junger Herr? Ich habe Euch mit einigen von den alten Männern hier auf dem Markt darüber reden hören… und mich gewundert, warum Ihr gerade jetzt solche Fragen stellt, nachdem Ihr kurz vorher in den Glomm-Minen wart. Sehr sonderbar.«
    »Es ist der Manteceros«, murmelte Garth. Als er das Medaillon endlich berührte, zitterten ihm im ersten Moment ein wenig die Finger.
    Der Händler bemerkte es wohl. »Wie gesagt, nur billiger Tand. Aber wenn es Euch gefällt, junger Herr, dann freut es auch mich.«
    Garth strich leicht über die Oberfläche, dann hob er den Blick. »Das königliche Wappen.«
    Der Mann nickte.
    »Es darf nur vom König oder seinem Erben getragen werden.« Garths Stimme war fester geworden. »Und von der Königlichen Garde. Von niemandem sonst.«
    Der Mann zuckte in gespielter Gleichgültigkeit die Achseln.
    »Ihr bräuchtet es nur unter Euer Hemd zu schieben, und niemand würde es bemerken. Außerdem habt Ihr doch wohl nicht vor, selbst nach Ruen zu ziehen und den Thron zu fordern, junger Herr?« Der Händler musterte ihn jetzt ganz unverhohlen. »Wenn Ihr also mich fragt, so schadet Ihr niemandem. Tragt es zum Zeichen Eurer Treue zum wahren König.«

    Garth schaute auf. Hatte der Mann das ›wahr‹ ein wenig betont? Sein Blick kehrte zu dem Medaillon zurück, und er sah erstaunt, daß es während der letzten Minuten unbemerkt in seine Hand gewandert sein mußte.
    Hart und kalt lag es auf seiner warmen Haut. »Wieviel?«
    »Fünf Mark, junger Herr. Fünf Mark, und Ihr bekommt auch noch ein Lederband dazu, um es Euch um den Hals zu hängen.«
    Garth schloß die Finger um das Medaillon. »Fünf Mark? Für dieses kleine Ding? Ich biete Euch zwei.«
    Der Mann grinste. Das war eigentlich immer noch das Doppelte des wahren Wertes. »Drei und ein Ersatzband obendrauf.«
    »Drei«, murmelte Garth. Er wollte sich von dem Medaillon nicht mehr trennen, aber drei Mark, das war fast alles, was er besaß. Hinter ihm polterte ein Fuhrwerk vorbei. Garth fuhr zusammen. Es hatte sich fast so angehört wie der Aufzug, der rasselnd in die Tiefen der Adern hinabfuhr.
    Er faßte einen Entschluß. »Einverstanden. Drei Mark.« Er

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