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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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seinen
    ›Händen‹ zu berühren.
    »Ah.« Cavor entspannte sich ein wenig und schloß die Augen. »Joseph, Ihr seid ein wahrer Wundertäter.« Eine Weile saß er ganz still, dann schlug er die Augen wieder auf. »Ich bin zu einer Entscheidung gelangt. In Narbon sind Eure Fähigkeiten vergeudet, Joseph. Ich will Euch hier an meinem Hof haben.«
    Das war keine Bitte, Joseph und Garth wußten es nur zu genau.
    »Nein!« rief Garth. Sie mußten doch zu den Adern.
    Joseph warf ihm einen strafenden Blick zu, dann nahm er sich zusammen und wandte sich mit ausdrucksloser Miene an seinen Herrscher. »Mein König, es ist eine hohe Ehre, daß Ihr so großen Wert auf meine Dienste legt. Aber ich habe Verpflichtungen in Narbon, Nona, meine Frau, fühlt sich dort sehr wohl, und…«
    »Und nichts weiter, Joseph!« fauchte der König, und als Joseph sein Gesicht sah, zuckte er zusammen wie unter einem Schlag. »Ihr werdet in den Palast zurückkehren und wie schon vor Jahren das Amt des königlichen Leibarzts übernehmen.
    Euer Platz ist hier. Und Garth hat offenbar das Zeug dazu, dereinst in Eure Fußstapfen zu treten – auch wenn er über diese Aussicht nicht gerade erfreut zu sein scheint.«
    »Ich bitte um Vergebung, Sire.« Garth vollführte seine schönste Verbeugung. »Das kommt nur daher, daß alle meine Freunde in Narbon wohnen. Und…« Er überlegte fieberhaft.
    »… und daß mein Vater und ich auf dem Weg zu den Glomm-Minen sind, um dort unseren dreiwöchigen Pflichteinsatz abzuleisten. Sire, ich lerne in den Adern soviel, daß ich die Erfahrung nicht missen möchte. Wir könnten ja vielleicht an den Hof zurückkehren, wenn wir unsere Arbeit dort beendet haben.«
    Oder auch nicht, dachte er, und jetzt war sein Gesicht ebenso ausdruckslos wie das seines Vaters. Oder auch nicht.
    Joseph verstand zwar nicht, warum Garth um jeden Preis in die Glomm-Minen wollte, aber er fand den Vorschlag gar nicht so übel. Durchaus möglich, daß Cavor sie rasch vergaß, wenn sie erst fort waren. Die Launen eines Königs überlebten nur selten drei volle Wochen.
    »Würdet Ihr mir erklären, inwiefern Ihr in den Adern mehr lernen könnt als hier?« fuhr Cavor ihn an.
    »Nun ja…«, begann Joseph, aber in diesem Augenblick hatte Garth eine Erleuchtung und unterbrach ihn.
    »Sire, die Gefangenen – verdammt seien ihre schwarzen Seelen – leiden in den Adern oft unter sehr ungewöhnlichen Pilzkrankheiten. Es ist nur eine sehr entfernte Möglichkeit, Sire… aber vielleicht hat diese Pilzseuche auch Euren Arm befallen.«
    »Ich war niemals auch nur in der Nähe der Adern!« schrie Cavor, und seine Augen funkelten so wild, daß Joseph und Garth erschraken.
    »Gewiß doch«, beschwichtigte Garth. Sein Verdacht gegen den König hatte sich schlagartig zur Gewißheit verdichtet.
    »Aber Pilzsporen werden durch den Wind verbreitet, Sire, und wer weiß? Ihr könntet Euch irgendwann bei starkem Nordwind durch einen unglücklichen Zufall eine solche Spore eingefangen haben.«
    »Auszuschließen ist es nicht«, murmelte Joseph ehrerbietig.
    Seit wann war Garth ein so ausgekochter Lügner? »Auch ich sähe mir die Pilzseuche in den Glomm-Minen gern noch einmal genauer an. Vielleicht finde ich auf diesem Weg ein Mittel, um Euren Arm ein für allemal zu heilen.«
    Cavor hatte sich wieder beruhigt. »Drei Wochen, sagt Ihr?
    Nun, nach Eurem letzten Besuch hielt die Wirkung Eurer
    ›Hände‹ fast zwei Monde lang an. Drei Wochen müßte ich Euch also entbehren können. Und wenn Ihr tatsächlich ein Mittel gegen dieses verdammte Mal fändet, wäre es die Sache wert.«
    Joseph spürte förmlich, wie Garth aufatmete, und streifte seinen Sohn mit einem kurzen Blick.
    »Aber ich werde bereits während Eurer Abwesenheit Eure Gemahlin und Euren Hausrat nach Ruen bringen lassen, Joseph. Wenn Ihr zurückkommt, ist Euer Zuhause hier.«
    Joseph senkte den Kopf und fügte sich, doch innerlich fluchte er: Verdammt!
    Cavor beobachtete ihn scharf. »Vielleicht bedauert Ihr schon nach einer Woche, nicht auf den Einsatz in den Adern verzichtet zu haben, Joseph. Für diesen Fall gebe ich Euch ein Schreiben mit, in dem steht, daß Ihr auf Wunsch auch früher abreisen könnt.«
    »Wie Ihr wollt«, murmelte Joseph, dann trat er zurück und bedeutete Garth, den König mit seinen ›Händen‹ zu berühren.
    Behutsam umfaßte Garth den königlichen Arm. Aus dem entzündeten Gewebe strömten Fäulnis und Verwesung in seine Finger und Handflächen, doch er beherrschte sich

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