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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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und zuckte nicht zurück. Joseph sah, wie sein Sohn kämpfte, und nickte verständnisinnig.

    Garth schloß die Augen und schickte soviel Heilkraft durch seine Hände, wie er nur konnte – aber es fiel ihm schwer, sehr schwer, denn der Mann, dem er diese Kräfte viel lieber gegeben hätte, arbeitete in den Tiefen der Adern, und etwas drängte ihn, sich und seine Gabe für den bevorstehenden Kampf zu schonen.
    Hoffentlich brauchte er nicht wieder nach Ruen zu kommen, bevor Maximilian auf dem Thron saß.
    Doch nun stand er vor dem derzeitigen König, der nach Aussage des Manteceros auch der wahre König war, und legte ihm die Hände auf. Und erkannte, daß es eine Schwierigkeit gab, über die er sich bisher noch keine Gedanken gemacht hatte.
    Was sollte mit Cavor geschehen? Garth hatte in jugendlichem Überschwang einfach angenommen, er brauche Maximilian nur aus dem Bergwerk zu retten, dann werde ihn das ganze Land mit offenen Armen willkommen heißen, und er könnte unter stürmischem Jubel in Ruen einziehen.
    Aber würde ihn auch Cavor freundlich aufnehmen? Nein, das konnte Garth sich nicht vorstellen. Ganz und gar nicht. Was also sollte er tun?
    Er zuckte zusammen. Seine Konzentration, die Kraft seiner
    ›Hände‹ waren ins Wanken geraten. Er drängte die Frage zurück. Maximilian und Vorstus würden schon wissen, wie es weitergehen sollte. Er sammelte sich und widmete sich wieder voll seiner Aufgabe. Abermals floß die Kraft ungehindert durch seine ›Hände‹.
    »Ich habe schlimme Träume«, flüsterte Cavor. Garth öffnete erschrocken die Augen.
    Joseph hatte frische Kompressen zurechtgelegt, doch nun hielt er inne. »Ja?«

    Der König hatte die Augen geschlossen und lehnte sich zurück. »Sehr schlimme Träume«, sagte er in einem merkwürdigen Singsang.
    Joseph starrte ihn an und fragte sich, was wohl die Seele dieses Mannes so belasten mochte, daß es ihn sogar im Schlaf noch verfolgte. Hoffentlich war es keine allzu finstere Tat.
    Schließlich sollte er selbst gezwungen werden, in dieser Kunstwelt zu leben und zu arbeiten.
    »Dunkel ist es in diesen Träumen«, murmelte Cavor.
    »Felswände bersten unter dem Druck des Meers, und das Wasser bricht ein.« Er erschauerte.
    Erschrocken lockerte Garth den Griff um den Arm des Königs. Joseph setzte schon zu einer Ermahnung an, doch als er den Ausdruck im Gesicht seines Sohnes sah, schloß er den Mund langsam wieder und richtete den Blick auf den König.
    »Ich träume, daß ich mich an diesem dunklen Ort verirre. Ich bin ohne Fesseln, kann mich frei bewegen, bin aber nicht frei.
    Verzweiflung erfaßt mich.«
    »Ihr Götter«, murmelte Joseph, »die Entzündung hat ihm den Verstand verwirrt.«
    Doch Garth wußte, was wirklich geschehen war. Er ließ den Arm des Königs los.
    »Ich hebe meine Hacke und schlage gegen den Fels, dann schlage ich noch einmal zu und weiß, ich bin zu Hause.«
    Garth standen die Tränen in die Augen, er mußte sich abwenden. War das Band zwischen Maximilian und Cavor so stark, daß sie sogar ihre Träume und ihre Erlebnisse teilten?
    Wanderte Maximilian etwa seinerseits im Traum durch die Gänge des Palastes und nickte den Höflingen lächelnd zu, wenn sie in ihren weiten Seidengewändern an ihm vorübergingen?
    »Manchmal erscheint mir auch der Manteceros.«

    Garth wich dem Blick seines Vaters aus und wandte sich wieder dem König zu.
    »Ich träume, daß ich meinen Anspruch vortrage. Der Manteceros erscheint und fragt: ›Wer wagt den Traum, wer fordert den Thron?‹ Und dann weist er mich ab und verschwindet im Nebel. Das Mal brennt plötzlich wie Feuer, und ich wache schreiend auf.«
    Cavors Stimme war immer lauter geworden, nun gellte sie durch den stillen Raum.
    Aber die Augen hielt er noch geschlossen, und so wagte Garth, eine Frage zu stellen. Vielleicht ließe sich der König ja zu einer Antwort überrumpeln. Maximilian brauchte jeden noch so kleinen Hinweis, der ihm helfen konnte.
    »Wie habt Ihr Euren Anspruch vorgetragen, Sire? Was muß man tun, um den Traum zu wagen? Ich…«
    Weiter kam er nicht. Cavor brüllte laut auf. Plötzlich war er hellwach und umfaßte Garths Arm mit seinen kräftigen Händen.
    »Wofür hältst du dich, Junge?« Cavor drehte die Hände brutal gegeneinander. Garth stieß einen Schrei aus und sank auf die Knie. »Dieses Wissen ist Königen vorbehalten! Welche Dreistigkeit!«
    »Sire!« Joseph hatte entsetzt die Arme ausgestreckt, zögerte aber, den König tatsächlich zu berühren. »Garth hat

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