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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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vergangenes Jahr.
    Komm Junge, wir besorgen uns etwas zu essen, und dann kriechen wir in die Kojen. Morgen geht es früh los.«
    Joseph stieg wieder auf sein Pferd und winkte Furst, der ihnen aus dem erleuchteten Fenster seiner Schreibstube nachsah, kurz zu. Dann lenkten er und sein Sohn ihre Pferde dem Gästehaus für die Heiler zu, das etwa fünfzig Schritt von Fursts Schreibstube entfernt zwischen zwei tristen Glommhügeln stand. Obwohl das Haus frische Luft dringend nötig gehabt hätte, waren die Fenster abgedichtet worden, damit der Glommstaub nicht ins Innere gelangen konnte. Garth erinnerte sich, daß es hier auch im Vorjahr unerträglich heiß und stickig gewesen war. Nun, mit etwas Glück brauchte er die Zustände über und unter Tage diesmal nicht allzulange zu ertragen.

    Sie brachten ihre Pferde in den Stall hinter dem Gebäude, wo sie von einem Stallburschen versorgt wurden, und betraten das Haus der Heiler durch die Vordertür. Von einem hageren grauhaarigen Mann, der sich als Liam Bent vorstellte, erfuhren sie, alle anderen Kollegen, die derzeit in den Adern tätig seien, befänden sich unter Tage.
    »Auf Nachtschicht«, sagte Bent und lachte über seinen eigenen Witz. »Als ob es in diesen verfluchten Schächten jemals Tag würde.«
    Joseph nannte seinen und Garths Namen. Aus der Küche kam ein blasser, pausbäckiger Diener und nahm ihnen die Mäntel ab.
    »Nehmt Platz, Ihr Herren«, murmelte er mit respektvoll abgewandtem Gesicht. »Ich bringe Euch sofort etwas zu essen.«
    Im Kamin loderte ein riesiges Feuer. Joseph und Garth wählten einen Tisch, der weit genug davon entfernt war, und warteten. Es war still geworden. Liam Bent hatte sich neben einer Lampe in einen Sessel geworfen und las im Tagblatt von Ruen von letzter Woche.
    Joseph sah zu Garth hinüber und lächelte, doch der Junge zog ein Gesicht, als hätte er Bauchschmerzen. Joseph wandte sich wieder ab. Jetzt fragt er sich sicher, warum ich unbedingt wiederkommen wollte, dachte Garth.
    Der Diener kam mit einer Platte voller Speisen und einem Stapel Teller aus der Küche. Auf halbem Wege stolperte er über einen Teppich, die Teller glitten ihm aus der Hand und fielen klirrend zu Boden.
    Alle sprangen auf. Der Diener entschuldigte sich wortreich, fiel auf die Knie und versuchte, mit der freien Hand die heil gebliebenen Stücke aufzuheben.

    Garth tat der Mann leid. Er stand auf und beugte sich zu ihm hinab. »Gebt mir die Platte«, sagte er. Der Diener war rot im Gesicht und hatte Schweiß auf der Stirn.
    Dankbar reichte er Garth die Platte mit den Speisen, doch als der Junge danach greifen wollte, traf ihn ein Blick aus scharfen Augen.
    »Hundert Schritt hinter diesem Haus steht ein aufgelassener Förderturm«, flüsterte der Mann. Garth hielt erschrocken inne.
    »Findet Euch heute abend dort ein, wenn der Mond aufgeht.«
    Er sah Garth noch einen Augenblick länger an, dann senkte er den Blick und ließ die Platte los.
    Dabei bemerkte der Junge die schwache Tätowierung auf dem Zeigefinger des Dieners. Ihm stockte der Atem. War Vorstus bereits hier?
    Er nickte unauffällig, dann erhob er sich, kehrte an den Tisch zurück und stellte die Platte ab.
    Weder Joseph noch Liam Bent hatten etwas bemerkt.
    Garth lag in seiner Koje und starrte an die Decke. In ihm loderte es wie Feuer. Immer wieder drehte er sich zum Fenster und wartete auf den hellen Schein, der ihm verriete, daß der Mond aufging – aber würde er ihn bei dem dichten Nebel, der sich zwischen Gebäuden und Glommbergen ausgebreitet hatte, überhaupt bemerken?
    Endlich ertrug er es nicht länger und setzte die Füße, in der Hoffnung, sein Vater sei schon eingeschlafen, so geräuschlos wie möglich auf den Boden.
    Doch als er in seinen Mantel schlüpfte, drehte sich Joseph um und schlug die Augen auf.
    »Garth? Was hast du vor?«
    »Ach«, sagte Garth so beiläufig, wie er nur konnte, »ich finde keine Ruhe. Deshalb wollte ich einen Spaziergang machen.«

    Joseph runzelte die Stirn und schickte sich an, die Decken zurückzuschlagen.
    »Nein.« Garth ging zur Tür und öffnete sie. »Ich bleibe nicht lange, Vater.«
    Und schon war er draußen.
    Zum Glück war auch Liam Bent zu Bett gegangen. Garth schlüpfte leise aus der Tür. Hinter dem Haus führte ein schmaler Pfad auf zwei mächtige, hoch aufragende Glommhügel zu. Garth schritt rasch aus. Staub und Felsbrocken knirschten unter seinen Füßen.
    Besorgt warf er einen Blick zum Himmel. Als er den matten Schein durch den Nebel

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