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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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die dichten Laubkronen ließen so wenig Licht durch, daß das Unterholz schier verkümmerte.
    Im Weitergehen versuchte Garth, von Vorstus mehr über den Wald zu erfahren. »Wie oft kommen der König und sein Hofstaat zur Jagd hierher?«
    »Mehrere Male im Jahr. Meistens im Sommer und im Herbst.«

    Garth überlegte kurz. »Die Wälder sind Domäne des Königs, Vorstus, aber nützt er sie denn nur für die Jagd?«
    Vorstus überlegte kurz. »Nein«, antwortete er dann. »Gewiß, Escators Könige beanspruchen den Wald als ihr alleiniges Jagdrevier, aber es gibt noch einen tieferen Grund, warum sie wollen, daß möglichst wenige Menschen hierherkommen.«
    »Einen tieferen Grund?«
    »Ihr werdet ihn bald genug erfahren, mein Junge.«
    Garth nickte. Der Wald – oder irgendein Teil davon – spielte offensichtlich eine wichtige Rolle, wenn ein Erbe Anspruch auf den Thron erhob. Er überlegte lange. »Wohnt irgendjemand in diesem Gebiet?« stieß er dann keuchend hervor. Maximilian lastete jetzt fast mit seinem ganzen Gewicht auf ihm und seinem Vater.
    Der Prinz achtete nicht auf das Gespräch. Vielleicht fühlte er sich dafür zu elend.
    Vorstus sah sich um und lächelte. »Abgesehen von einigen verschrobenen Mönchen, meint Ihr?« Bei dem Wort
    ›verschroben‹ wurde das Lächeln ein wenig breiter. »Lediglich ein paar Waldhüter im Dienste des Königs. Sie behalten das Wild im Auge und fällen die Bäume, die von den Stürmen im Frühling und im Herbst so stark beschädigt werden, daß sie womöglich gar auf eine ahnungslos vorüberdonnernde Jagdgesellschaft stürzen könnten. Ich glaube nicht, daß wir einen von denen zu sehen bekommen.«
    »Und wenn?« fragte Joseph.
    Vorstus zuckte die Achseln. Er sah, wie sich Joseph und Garth mit Maximilian abmühten, und ging etwas langsamer.
    »Sie sind daran gewöhnt, daß Mönche unseres Ordens hier ein-und ausgehen.«
    Ravenna war hinter den anderen zurückgeblieben, doch sie hörte die Worte des Mönchs und lachte. »Und wie wollt Ihr unsere Anwesenheit rechtfertigen, Vorstus? Jeder Waldhüter, der uns sähe, würde doch schnurstracks zum König laufen, um ihm von den ungebetenen Gästen zu berichten.«
    Wieder blieb Vorstus stehen. »Die Waldhüter sind ehrlich und treu, Ravenna. Sie kennen die Geheimnisse des Waldes nicht nur besser als der König, sondern wahrscheinlich auch besser als die Angehörigen meines Ordens. Sie werden uns in Ruhe lassen.«
    Und damit mußten sich Garth und Ravenna zufriedengeben.
    Vorstus drang immer tiefer in den Wald vor. Nach einer Stunde bog er erst nach Norden, dann nach Nordosten ab. Das Gelände stieg allmählich an, auf dem Boden wurde das Laub von Steinen und kleineren Felsen abgelöst. Joseph und Garth brach der Schweiß aus. Sie konnten Maximilian kaum noch auf den Beinen halten. Der Prinz atmete schwer, auch sein Gesicht war schweißüberströmt. Garth wechselte einen Blick mit seinem Vater, doch sie waren sich einig, daß dies weniger auf die Anstrengung zurückzuführen war als auf das Fieber, das in ihm wütete. Ravenna blieb mit den beiden Pferden dicht hinter ihnen. Manchmal sprach sie Maximilian murmelnd Trost zu, manchmal stellte sie Vorstus eine leise Frage.
    »Wir sind bald da«, fuhr er sie nach dem dritten Mal unwirsch an. »Habt noch etwas Geduld.«
    Wenige Minuten später führte er die Gruppe in eine kleine Schlucht ohne Ausgang, an deren Ende, im Sonnenlicht funkelnd, ein kleiner Wasserfall von einer Klippe stürzte.
    Dicht daneben wuchsen üppig grüne Nadelbäume aus dem steinigen Boden, und zwischen zweien davon stand, gut versteckt hinter einem Haufen Fallholz, eine kleine Steinhütte.
    Garth und sein Vater runzelten die Stirn – die Hütte schien kaum groß genug für eines der Pferde – doch als Vorstus sie hineinführte, sahen sie, daß hinter der Fassade eine geräumige Höhle aus der Felswand herausgehauen worden war. Jemand hatte schlichte, aber bequeme Möbel aus Kiefern-und Buchenholz gefertigt, im Kamin lagen Scheite für ein Feuer bereit, das nur noch angezündet zu werden brauchte, daneben waren Kiefernscheite und Tannenzapfen aufgestapelt.
    »Ich kümmere mich um die Pferde«, sagte Vorstus knapp.
    »Legt den Prinzen auf das Bett dort drüben und entzündet das Feuer.« Er hielt inne und streifte Maximilian mit seinen stechenden schwarzen Augen. »Danach werden wir essen, und anschließend, mein Prinz, werden wir uns ansehen müssen, was unter Eurer Narbe noch zu finden ist.«
    C avor betrat die

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