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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Mutter.«
    »Ihr braucht Euch keine Sorgen mehr zu machen«, antwortete das Mädchen und freute sich, daß sie hatte helfen können.
    »Außer um den Prinzen«, raunte Garth, und alle drehten sich nach Maximilian um.
    Er hob kurz den Kopf und sah sie an. Bei dieser Beleuchtung wirkten seine Augen fast schwarz und ohne Tiefe. Dann legte er sich ohne ein weiteres Wort wieder zurück, zog die Decke fest um sich und rollte sich zusammen wie ein Igel.
    Vorstus und Garth kamen stillschweigend überein, sich in dieser Nacht die Wache zu teilen und Joseph ungestört schlafen zu lassen. Einige Stunden vor Tagesanbruch weckten sie die anderen. Vorstus schürte schweigend das Feuer, kochte Tee für alle und verteilte den Rest der Brote und der Früchte, die ihnen die ›Schönen Damen‹ von Myrna mitgegeben hatten.
    Alle aßen und tranken ohne ein Wort. Maximilian hatte den Becher nur widerwillig genommen, doch Garth konnte ihn überreden, wenigstens ein paarmal daran zu nippen. Dann streute Vorstus Erde über das Feuer und half dem Prinzen beim Aufstehen.
    Immer noch schweigend machten sie sich auf den Weg. Alle waren tief in Gedanken, und die Morgenkühle regte nicht zu lebhaften Gesprächen an. Das Vorwärtskommen wurde von Maximilian bestimmt; Ravenna ritt auf einem der beiden Pferde und führte das andere am Zügel. Garth und Joseph stützten den Prinzen von beiden Seiten und wünschten sich nicht zum ersten Mal, er würde sich nicht so beharrlich weigern, ein Pferd zu besteigen.
    Dennoch kamen sie gut voran. Der Morgen war frisch und windstill, und Maximilian schritt mit Garths und Josephs Hilfe munter aus. Eine Stunde, nachdem sie den Lagerplatz verlassen hatten, bemerkten Vater und Sohn, daß Vorstus, der fünf oder sechs Schritte vor ihnen ging, sich lockerer und geschmeidiger bewegte als sonst.
    »Vorstus?« rief Joseph erstaunt. Bis vor wenigen Minuten war der Mönch viel behutsamer aufgetreten.
    Vorstus blieb stehen und wartete, bis sie ihn einholten. »Jetzt ist es nicht mehr weit«, lächelte er. Die Erleichterung war ihm deutlich anzumerken. »Noch eine halbe Stunde, und wir sind im Schutz der Bäume. Atmet tief ein… riecht Ihr sie schon?«
    Ein leichter Ostwind trug ihnen den kräftigen Geruch von Kiefern, Eichen und Buchen zu. Ravenna nahm die tänzelnden Pferde kürzer, schloß für einen Moment die Augen und schnupperte. »Was für ein würziger Duft«, sagte sie, »ich vermisse nur die herbe Frische der Salzsümpfe.«
    Maximilian richtete sich auf und hob den Kopf. Seine Augen glänzten fiebrig. »Das ist der Wald«, sagte er. »Dort ging mein Leben zu Ende.«
    »Und dort wird es auch wieder beginnen«, erklärte Vorstus knapp und ging weiter.
    Sie erreichten den Waldrand, als die ersten goldenen Sonnenstrahlen die Wipfel berührten. Maximilian erschauerte heftig, als sie in den Schatten der Bäume traten, dann senkte er den Kopf und wandte den Blick nicht mehr von der Laubschicht, die den Boden bedeckte. Joseph und Garth – und Ravenna, die abgesessen war, um mit ihren bloßen Füßen den feuchten Untergrund zu spüren – sahen sich neugierig um. Nur wenigen Sterblichen war es vergönnt, das riesige Gebiet zu betreten. Dies war die Domäne des Königs; nur zu den großen Jagden, wenn der ganze Hof den König in die Wälder begleitete, schallten Hufgetrappel und Hundegebell durch die schattigen Tiefen.
    Doch Vorstus kannte den Weg und schritt zuversichtlich aus.
    Die Mönche des Persimius-Ordens waren der Königsfamilie eng verbunden. Sie waren anwesend, wenn hier im Wald ein Erbe gezeichnet wurde oder Anspruch auf den Thron von Escator erhob. Der Orden unterhielt sogar ein Haus im Innern des Waldes, und als Joseph sah, wie sicher Vorstus dem unmarkierten Pfad folgte, fragte er sich, was die geheimnisvollen Mönche in der Stille des Waldes wohl sonst noch treiben mochten.
    Unter dem Blätterdach war es kühler, aber die Luft war feucht. Hier draußen standen hauptsächlich uralte Buchen und Eichen; weiter im Innern, wo das Gelände zu einer Reihe von Klippen mit messerscharfen Graten hin anstieg, krallten sich Nadelbäume in das spärliche Erdreich und warfen ihre Zapfen in tiefe Schluchten, wo sie von zierlichen Rehen zertreten wurden oder sich im zottigen Fell umherschnüffelnder Bären verfingen. Aber noch hatten sie ziemlich freie Bahn. Die Bäume, manche hatten einen Umfang von acht oder neun Schritt, standen so weit auseinander, daß ihre knorrigen Äste sich ungehindert ausbreiten konnten, und

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