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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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deine ›Hände‹ glauben. Deine Kräfte sind so stark und umfassend wie noch bei keinem vor dir. Joseph hat das noch nicht erkannt – und du selbst auch nicht. Glaube an dich selbst, Garth. Vertrau auf deine Gabe. Du kannst an diesem Ort die ›Hände‹ auf eine Art und Weise einsetzen, von der du bisher nichts geahnt hast.«
    Garth war von ihren Worten und von der Berührung ihrer Lippen wie verzaubert. Glauben.
    »Glauben«, flüsterte er und legte seine immer noch zitternden Hände dicht über dem Ellbogen um Maximilians Arm.
    Die Haut war warm und trocken, aber darunter summte es leise wie von einem Bienenschwarm. Maximilian erschauerte, doch dann gab er nach und versuchte sich unter Garths Berührung zu entspannen.
    »Glauben«, flüsterte er. »Glauben.«
    Garths ›Hände‹ befremdeten und verwirrten ihn, aber sie bereiteten ihm keine Schmerzen. Seine Anspannung löste sich immer mehr. Ravenna strich ihm mit den Daumen über den Handrücken und summte ihm leise etwas vor.

    Garth war jetzt so ausschließlich mit seinen ›Händen‹
    beschäftigt, daß er den jungen Mann auf dem Bett und die junge Frau auf der anderen Seite kaum noch wahrnahm. Der Pavillon war zur Bedeutungslosigkeit verblaßt. Garth spürte nur, wie ihn ein Schwingen aus der Mitte seines Wesens bis in die Handflächen, bis in die Fingerspitzen durchbebte – ein Brennen wie von einem kalten und dabei schmerzlosen Feuer.
    »Glauben«, flüsterte er wieder. »Vertrauen.« Und dann überließ er sich vollends den ›Händen‹.
    Cavor wimmerte noch einmal, dann erkannte er, daß der Schmerz aufgehört hatte, und rollte sich herum. Der Glommstaub auf Fursts Fußboden hatte ihm die kostbaren Kleider beschmutzt. Mit leerem Blick starrte er auf die Dielen, die sich bis zur Wand erstreckten. Von seinem rechten Ellbogen ausgehend, breiteten sich eine Wärme, ein Behagen ohnegleichen in seinem ganzen Körper aus.
    Garth nahm Maximilians Fleisch zwischen die beiden Daumen, rollte es hin und her und arbeitete sich mit sicherem Griff in die Tiefe vor. Langsam glitten seine Finger aufwärts auf den ersten Narbenwulst zu. Seine Lippen bewegten sich lautlos.
    Maximilian war jetzt völlig entspannt. Ravenna hatte die eine Hand losgelassen und strich ihm das Haar aus der Stirn. Sein Kopf lag friedlich auf dem Kissen; die Augen waren geschlossen, ein kleines Lächeln erhellte sein Gesicht. Mit dem gleichen Lächeln beobachtete Ravenna, wie Garth sein Wunder wirkte.
    Garth hatte nun auch mit den beiden Daumen das Narbengewebe erreicht. Verwirrt runzelte er die Stirn. Das unreine Fleisch unter seinen Fingern ärgerte ihn, ja, es machte ihn wütend! Empört vor sich hinmurmelnd, veränderte er seine Stellung, wechselte den Griff.
    Er schob die Daumen unter den Rand des Narbenwulstes, hob langsam – quälend langsam – das Gewebe an und rollte es über dem Arm des Prinzen auf wie einen schmutzigen Teppich.
    Ravennas Hand verharrte auf Maximilians Stirn, ihre Lippen öffneten sich staunend.
    Garth nahm es nicht wahr. Er hatte nur den einen Wunsch, die verdorbene Schicht vollkommen zu entfernen. Immer weiter arbeiteten sich seine Finger nach oben. Er versank in seinen ›Händen‹, ihre Kräfte durchströmten ihn und flossen durch seine Finger in Maximilians Körper.
    Weiter und weiter schob sich das Narbengewebe zusammen.
    Die Haut darunter war weiß und von fast kristallener Reinheit.
    Von einem Königsmal war nichts zu sehen.
    Ravenna runzelte die Stirn.
    Aber Garth ließ sich nicht beirren. Schon war die Narbe fast zur Hälfte abgerollt, unter seinen Fingern faltete sich das knotige Fleisch weiter zusammen. Maximilian war so entspannt, als läge er in tiefem Schlaf.
    Minuten später war das Narbengewebe fast ganz entfernt –
    doch die Haut darunter blieb rein weiß. Ravenna wollte etwas sagen, doch als sie Garths Gesicht sah, schloß sie den Mund wieder.
    »Ah!« ächzte Garth. Dann riß er die gelöste Schicht mit einer raschen, kräftigen Drehung vollends ab und schleuderte die widerliche Masse weit von sich.
    Etwas plätscherte in der Ferne. Maximilians Lider flogen auf, seine Augen wurden riesengroß. Weder Ravenna noch Garth wußten den Blick zu deuten, denn sie ahnten nicht, was Maximilian in den Nebeln sah, die ihn umgaben.

    »Achtung!« schrie er und drehte sich mit Kopf und Schultern weg, als käme etwas auf ihn zugeschossen, dem er ausweichen wollte.
    Cavor war so erschrocken, daß ihm der Schrei in der Kehle stecken blieb. Er wälzte sich mit

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