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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Doch nun war Merrik erwachsen geworden, und sein Blut hatte sich etwas abgekühlt.
    Er und seine Männer schulterten das Boot. Merrik blickte in die Runde, dann zu Eller, der schnupperte und den Kopf schüttelte. Merrik war unruhiger als sonst. Eigentlich liebte er den Kampf und ging keinem Streit aus dem Weg. Doch seit er das Mädchen aus Thrascos Haus in Kiew geholt hatte, wählte er den sicheren Weg. Nur dieser Abschnitt der Reise war gefährlich.
    Er schaute zu ihr hinüber. Sie hielt sich immer noch ein wenig gebückt wegen des schmerzhaften Ziehens im Rücken, das Kinn hielt sie allerdings hochgereckt. Sie stand da wie eine Prinzessin — eine abgemagerte Lumpenprinzessin. Taby entfernte sich von Cleve, stellte sich neben sie und lächelte zu ihr auf. Dieses Kinderlächeln gab Merrik einen Stich ins Herz. Rasch wandte er den Blick.
    Sie schleppten das Boot den ganzen Tag über den steinigen Pfad, machten nur einmal kurz Rast, um zu essen und zu ruhen. Das Wetter blieb trocken und heiß.
    Als man das Nachtlager aufschlug, waren die Männer erschöpft, denn Merrik hatte sie zur Eile angetrieben. Man dürfe bei dem guten Wetter keine Zeit verlieren, spornte er sie immer wieder an. Auch er schnaufte, seine Schultern und Arme spannten, die Beine waren ihm schwer geworden.
    Laren keuchte, als sei sie eine lange Strecke gelaufen. Die jahrelangen Entbehrungen und das Hungern hatten sie sehr geschwächt. Taby hielt sich dicht bei ihr.
    Die Männer gingen ihrer Arbeit nach, jeder wußte genau, was er zu tun hatte.
    Eller sammelte Holz und schichtete es zu einem kleinen Lagerfeuer auf. Der Alte Firren hakte den schweren Eisentopf an die Kette, die an drei in die Erde gerammte Eisenstangen befestigt war. Dann machte er sich daran, Trockenfleisch und Käse zu verteilen und Gemüse zu putzen.
    Oleg ging den Lagerplatz auf und ab und hielt nach Feinden Ausschau. Roran und drei andere Männer waren zur Jagd gegangen. Merrik trat zu ihr. »Du bist müde. Ich habe in meinem Zelt Pelze für dich und Taby ausgebreitet. Ruht euch aus. Cleve bringt euch Essen.«
    Sie blickte zu ihm hoch. Sein blondes Haar klebte ihm naß auf der Stirn, und der Schweiß lief ihm in Bächen über Gesicht und Arme. »Sind wir so weit gekommen wie du wolltest?«
    »Ja, und noch etwas weiter. Ich traue den Wolken nicht, die sich im Osten zusammenbrauen. Legt euch jetzt hin.«
    »Ich kann kochen.«
    Merrik blickte sie an, als habe sie eine keltische Zauberformel gesprochen. Der Alte Firren besorgte das Kochen, und was er kochte, war auch eßbar. »Wirklich?«
    »Ja, ich koche sogar gut.«
    Er schaute sie ungläubig an.
    »Ich habe es letztes Jahr von einer Frau gelernt. Sie sagte, für eine Sklavin sei ich talentiert. Sie hat mir jedesmal eine Ohrfeige gegeben, wenn es ihr nicht schmeckte. Da habe ich es schnell gelernt, sonst wäre ich von ihren Schlägen taub geworden.«
    »Na gut. Rede mit dem Alten Firren. Wir haben Gemüse aus Kiew mitgebracht — Kohl, Erbsen, Äpfel, Hirse und Zwiebeln. Roran ist auf der Jagd. Vielleicht bringt er einen Fasan oder ein Rebhuhn.«
    »Ich mache einen Eintopf.«
    Mit Firrens tätiger Hilfe bereitete sie einen Haseneintopf. Cleve und Taby halfen ebenfalls. Sie stand über dem großen Eisentopf und rührte mit einem langstieligen Kochlöffel. Die Männer saßen um das Feuer, die einen putzten ihre Waffen, andere gingen den Lagerplatz auf und ab und hielten Ausschau nach Feinden. Die Nacht brach herein, und Merrik wartete ungeduldig. Bald wurde ihm der Mund wäßrig vom Essensduft. Die Männer wirkten gereizt. Alle saßen nun nah ums Feuer herum und stierten hungrig vor sich hin.
    Beim ersten Bissen schloß Merrik andächtig die Augen. Beim zweiten grunzte er vor Vergnügen.
    Die Männer sagten kein Wort, nur ihr Schmatzen und wohliges Seufzen war zu hören.
    Zufrieden lächelnd blickte Laren in die Runde. Ihr Bauch füllte sich noch zu schnell, und wehmütig betrachtete sie den Rest der köstlichen Mahlzeit in ihrer Schale. Sie hatte eine größere Menge gekocht als je zuvor, und alles war bis zum letzten Happen aufgegessen. Der Alte Firren grinste und zeigte dabei eine stattliche Zahnlücke.
    »Mein Essen hat mir nie geschmeckt«, sagte er. Die anderen Männer quittierten sein Geständnis mit eifriger Zustimmung. »Aber heute lacht mein Bauch«, fügte er hinzu.
    »Mein Bauch fühlt sich an, als sei er in Walhall«, rief Oleg herüber, »und würde von einer Walküre gestreichelt.«
    Die Männer lachten und bedankten

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