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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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anflehten? . . . Du bist weit weg von deiner Heimat. Wo sind wir hier? Du kannst nicht
    Grunlige sein. Grunlige hat sich doch das Leben genommene
    Grunlige blickte lächelnd auf ihn hinunter. >Soll ich dir sagen, wer ich bin und wo wir sind? Was möchtest du zuerst hören, du elender Feigling?<
    >Ich fliege weg und besorge mir einen Dolch, und wenn ich zurückkehre, ersteche ich dich!< Parma sprang auf die Füße, ruderte mit den Armen, aber nichts geschah. Er kletterte auf einen hohen Felsen und sprang mit wild flatternden Armen und strampelnden Beinen herab. Grunlige der Däne lachte, ein Lachen, das wie aus der Hölle der Christen dröhnte. Statt in den Himmel emporzuschweben, stürzte Parma wieder zu Grunliges Füßen. Wütend schrie er: >Das war wieder diese Hexe! Sie hat mir meine Kraft geraubt. Ich verfluche sie in alle Ewigkeit!<
    Grunlige hob den Fuß über Parmas Kopf und sprach sehr leise: >Hör mich an, du Narr. Du hast keine Macht, du eitler Tor. Du bist voll Gemeinheit und Dummheit. Und nun bekommst du, was du Verdienste«
    Laren hielt inne. Sie lächelte in die Runde der Männer, Frauen und Kinder, die ihr gebannt zuhörten. Cleve nickte lächelnd. Nur Taby war auf seinem Schoß eingeschlafen.
    »Erzähl weiter«, befahl Erik. »Ich will hören, wie es weitergeht. Was machte Grunlige? Hat er Parma den Schädel zertreten? Wo im Namen der Götter sind die beiden?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin eine schwache Frau, Herr Erik, und muß mich ausruhen. Verzeiht mir. Mir schwirrt der Kopf, und meine Kehle ist ausgetrocknet. Ich brauche Erholung. Vielleicht kann ich morgen abend fortfahren.«
    Die Männer murmelten ihren Protest, und Erik sah aus, als würde er vor Wut platzen. Schon als Kind hatte er dem Skalden mit solchem Eifer zugehört, daß er die Rufe seiner Mutter nicht hörte. Merrik stand lachend auf: »Beruhigt euch, Leute. Das ist ihre List. Nicht weil sie sich schwach fühlt, hört sie auf, nein, sie läßt euch mit Absicht zappeln wie einen Fisch an der Angel. Drängt sie nicht. Gähnt lieber und sagt, daß sie ihre Sache mehr recht als schlecht gemacht hat, ihr aber nicht eigentlich wissen wollt, wie die Geschichte weitergeht. Das stachelt ihren Ehrgeiz an.«
    Lachend wandte er sich an Erik. »Nun Bruder, was hältst du von meinem neuen, weiblichen Skalden?«
    Erik ließ Laren nicht aus den Augen. Merrik gefiel dieser Blick nicht. Er wollte keinen Streit mit seinem Bruder, mußte ihn aber wohl in seine Schranken weisen, falls Erik mit Laren das Lager teilen wollte. Er blickte zu Sarla hinüber, die ihren Gemahl fixierte. Sie kennt seine Absicht, dachte Merrik. Wieso auch nicht? Zwei von Eriks Bastarden lebten im Langhaus, zwei Buben, der jüngste war noch kein Jahr alt. Kenna, der Ältere, war kräftig und gesund und seinem Vater im Aussehen sehr ähnlich. Die Mütter der beiden Knaben, Caylis und Megot, teilten nach wie vor Eriks Lager.
    Nur Sarla hatte noch kein Kind zur Welt gebracht. Seit zwei Jahren waren die beiden nun verheiratet, doch ihr Bauch war nicht dick geworden. Seufzend ging Merrik zu Cleve und streckte die Arme nach Taby aus.
    Mit dem Kind auf dem Arm suchte er ein paar Decken zusammen. Laren sah ihn an. Er trat auf sie zu und sagte: »Ich behalte Taby heute nacht bei mir.« Er studierte ihr vom Eifer gerötetes Gesicht und lächelte. Zu seinem Erstaunen erwiderte sie sein Lächeln. Und die Wärme ihres Lächelns drang ihm bis in die Lenden. Brüsk wandte er sich ab und sagte über die Schulter: »Bleib im Langhaus und halte dich in Sarlas Nähe auf.«
    Sie schloß die Finger über die sieben kleinen Münzen. Vielleicht reichte das Silber bald aus, um Taby, Cleve und sich freizukaufen. »Ich möchte mit dir reden, Merrik, vielleicht morgen früh. Es ist wichtig.« Dann wurde sie unsicher. Sie besaß elf Silbermünzen. Das war gewiß viel, aber sie hatte keine Ahnung, was sie oder Cleve auf dem Sklavenmarkt wert waren. »Vielleicht kann ich in drei oder vier Tagen mit dir sprechen. Ich möchte dich über den Wert bestimmter Dinge fragen.«
    »Deine Rede ist ziemlich wirr. Versuch nicht, mich noch mehr zu verwirren. Versprich mir lieber, daß du im Langhaus in Sarlas Nähe bleibst.« Sie blickte ihn finster an und nickte bedächtig.
    Früh am nächsten Morgen verließ sie das Haus, um sich zu erleichtern. Auf dem Rückweg verstellte ihr Erik den Weg.
    »Ich habe auf dich gewartet«, sagte er lächelnd.
    »Warum?« Er runzelte die Stirn, und sie fügte schnell hinzu:

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