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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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geöffnet.
    Wollust durchströmte seinen ganzen Körper, nicht nur seine Lenden. Er war hart geschwollen und bereit für sie. Wieder spürte er dieses Geheimnis tief in seinem Innern verborgen, spürte, wie er zu ihr hingezogen wurde, und er wußte, daß sein Leben sich verändern würde, wenn er sie jetzt nahm. Ein Teil von ihm kämpfte dagegen an, ein anderer Teil drängte mächtig zu ihr hin. Sie war nur eine Frau, und er hatte viele Frauen gekannt. Doch sie war einzigartig und mit keiner anderen zu vergleichen. Das machte ihm Angst, denn ein Mann durfte sich an niemanden verlieren, schon gar nicht an eine Frau, noch dazu an diese, die noch ein halbes Kind war — ein heranwachsendes, mageres Mädchen. Außerdem war sie Tabys Schwester. Er hatte sie nicht aus der Sklaverei befreit, um ihr Gewalt anzutun. Er hatte sie nicht mitgenommen, um ihr Schmerzen zuzufügen.
    Und plötzlich sah er sie wieder als zerlumptes Bürschchen, trotzig und stolz in ihrer erbärmlichen Lage auf dem Sklavenmarkt des Khagan-Rus. Jetzt wußte er, was er damals für sie empfunden hatte. Ihr Blick hatte ihn bis ins Herz getroffen. Er würde sich nie von diesem Blick lösen können, genauso wenig wie er sich von Taby lösen konnte.
    Und er hatte auch nicht den geringsten Wunsch, sich von ihr zu lösen oder sich zurückzuziehen; sein Verlangen brachte ihn schier um den Verstand. Als ihre Zunge die seine berührte, war es um ihn geschehen.
    Er wollte sehr sanft mit ihr umgehen . . .
    Er bog sie nach hinten. Sie unter sich zu spüren, weckte in ihm den unwiderstehlichen Wunsch, stöhnend in sie einzudringen. Seine Hand nestelte erregt an ihrem Rock und schob ihn ungeduldig hoch. Dabei berührten seine Finger ihr wundes Bein. Sie zuckte zurück und schrie auf.
    Zunächst begriff er nicht, was geschehen war. Dann wußte er, daß er an die Brandwunde gekommen war. Er atmete tief durch und erschauerte, so sehr bemühte er sich, seine Fassung wiederzuerlangen.
    Ihr Busen hob und senkte sich an seiner Brust. Sie atmete heftig, doch nun nicht mehr aus unschuldigem Verlangen, sondern vor Schmerzen, die er ihr zugefügt hatte. Er zog sie an sich und flüsterte in ihr Ohr: »Verzeih. Ich habe dir weh getan. Halt still, ich streiche etwas
    Salbe auf die Brandwunde, dann läßt der Schmerz bald
    nach.«
    Eine seltsame Mischung aus Schmerz und anderen, nie gekannten, verwirrenden Gefühlen tobte durch Laren. Sie wünschte sehnlichst, dieses wunderbare Gefühl möge nie aufhören. Sie blickte in Merriks leicht gerötetes Gesicht. Mit zitternden Fingern begann er, Salbe aufzutragen.
    Der brennende Schmerz ließ sie hörbar nach Luft schnappen und löschte alle anderen Gefühle aus.
    Er sah Tränen unter ihren geschlossenen Lidern hervorquellen und ihre Wangen hinunterlaufen.
    Sanft strich er die Salbe auf die teilweise schon abgeheilten Verbrennungen. Wenn überhaupt, würden nur leichte Narben Zurückbleiben. Sein Verlangen war abgeflaut. Er würde sich heute nacht eine Frau nehmen und sein Verlangen an ihr stillen, um zu verhindern, daß so etwas noch einmal passierte. Doch was geschah, wenn er seine Schlafkammer verließ? Er hatte schließlich laut verkündet, daß er die Nacht mit seiner Bettgefährtin verbringen würde, und daran durfte niemand zweifeln, schon gar nicht sein Bruder.
    »Wie geht es deinem Rücken?«
    Sie schluckte die Tränen hinunter. Die Salbe tat ihre lindernde Wirkung. »Mein Rücken ist fast verheilt, Merrik. Und mein Bein tut auch nicht mehr sehr weh.«
    Er wollte ihren Rücken untersuchen, doch der Gedanke an ihre Nacktheit verursachte ihm Lendenschmerzen. Dabei hatte er sie schon einmal nackt gesehen, ohne sonderlich beeindruckt gewesen zu sein. Doch das war vor dem Kuß, bevor seine Zunge ihre Lippen berührten, bevor er ihren Duft roch, bevor diese wundersame Magie sie einander nahegebracht hatte, diesen winzigen, unvergeßlichen Moment lang. Er konnte das nicht begreifen. Er war nicht in sie eingedrungen, hatte seinen Samen nicht in sie ergossen. Nein, es war nur dieser eine Kuß, diese Umarmung. Das durfte er nicht zulassen. Er würde ihren Rücken untersuchen, ihn nötigenfalls noch einmal einsalben, und alles wäre wie zuvor.
    Er würde sie nie wieder küssen. Er war kein Narr.
    Als er sprach, klang seine Stimme kalt und erstaunte ihn mehr als sie: »Ich helfe dir beim Ausziehen und untersuche deinen Rücken. Du kannst nicht beurteilen, ob er abgeheilt ist, weil du ihn nicht siehst. Hör auf, mit mir zu streiten.«
    Dabei

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