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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Aufforderung. Ich nahm an, dass es um irgend welche Papiere oder Verträge ging, die dort im Schreibtisch lagerten. Aber zu meiner Überraschung durchquerten wir den Raum, ohne dass Jack Anstalten unternahm, mir irgendwas in dieser Art zu präsentieren. Stattdessen steuerte er zielstrebig auf die stählerne Brandschutztür zu, die ins Treppenhaus des Gebäudes führte und schloss sie auf.
    »Das was ich dir zeigen muss, befindet sich oben...«
    »...Oben?«
    »In der Wohnung darüber...« Dann schien er etwas zu ahnen, und für einen kurzen Moment huschte das vertraute, bissige Jack-Grinsen über sein Gesicht. »Mann, du hast die Verträge nicht mal gelesen, stimmt's?«
    Da hatte er recht. Deswegen hatte ich ja ihn damals mit dem Kauf des L'amo beauftragt. Details hatten mich da nicht interessiert. Mir ging es seinerzeit nur darum es schnell über die Bühne zu bringen.
    »Ich habe dir eben einfach vertraut...«, verteidigte ich mich, was er mit spöttisch hochgezogenen Augenbrauen quittierte.
    »Dann also ein wenig Nachhilfeunterricht...«, begann er auszuführen, während wir die schmale Treppe hinauf stiegen. »...Du hast damals mit dem Kauf nicht nur das L'amo erworben, sondern automatisch auch die Wohnung darüber...«
    Das war nun in der Tat völlig neu für mich.
    »...Tizian hat sie damals als Lager genutzt und sich ein Zimmer als Rückzugspunkt eingerichtet. Das ist auch verständlich, denn die Wohnung dient sozusagen als Lärmpuffer für die Wohnungen, die darüber liegen. Und außerdem ist der Keller feucht, taugt gerade mal für die Wein- und Bierfass-Lagerung...«
    Ich war überrascht, wie gut Jack informiert war.
    »Dies nun...«, klärte er mich weiter auf, während er die abgeblätterte Holztüre der ersten Etage aufschwingen ließ. »...Ist das Lager des L'amo...«. Seine Linke machte eine einladende Handbewegung, während er mit der Rechten das Licht einschaltete.
    Was mich erwartete war ein trister Flur mit vergilbten Tapeten und stapelweise Kisten an den Wänden.
    »Hier ist alles an Lebensmitteln, an Gläsern, Spirituosen und Mobiliar eingelagert, was wir so brauchen...«
    Während er erzählte, rückte er hie und da eine der Kisten gerade oder inspizierte deren Inhalt beiläufig. Beeindruckt folgte ich Jack von Raum zu Raum, ließ mein Auge über die Regalflächen wandern und stellte wieder einmal fest, dass das L'amo gut organisiert war. »Sieht alles perfekt aus...«, lobte ich bereitwillig.
    »Stimmt! Aber darum geht es mir nicht. Mir geht es - hierum...« Und damit öffnete er eine weitere Türe, eine, die etwas schmaler war, als die vorherigen.
    »Dieser Raum war, bis vor kurzem immer abgeschlossen, und da der Platz hier oben mehr als ausreichend ist, hielt sich auch mein Interesse in Grenzen, herauszufinden, was sich denn wohl hinter dieser Tür verbirgt. Es konnte ja eh nur eine kleine Kammer sein, der Tür-Größe nach...«
    »Und...?«, fragte ich, von Jacks Ausführungen verunsichert.
    »Sieh selbst...«
    Als ich den Raum betrat, musste ich mich erst an das dämmerige Licht gewöhnen, das von einer einzigen schwachen Glühbirne ausging, die im hinteren Teil des Raum angebracht war. Das einzige Fenster hatte man mit Pappe verklebt. Doch mit der Zeit ließen sich Details ausmachen. Auf dem schmutzigen Holzboden befand sich eine alte Matratze, in einer Ecke stand ein Stuhl. Auf einem kleinen Holztisch lagen diverse Schachteln und mehrere Rollen silbernes Gaffa-Band, das ich noch gut aus meiner Zeit beim Fernsehen kannte. An den Wänden waren grünliche Schaumstoff-Matten montiert. Die Luft war stickig, was mich allerdings nicht wunderte, da ja das Fenster abgeklebt war.
    »Ein Tonstudio...?«, fragte ich irritiert, denn nur von dort kannte ich diese Dämm-Praxis, doch es fehlte an technischer Ausrüstung.
    »Könnte man meinen...«, antwortete Jack, und schon an seinem Tonfall hörte ich, dass ich komplett daneben lag. »Öffne die Schachteln...«, forderte er mich auf.
    Also ging ich zu dem Tisch und hob den Deckel von einer der Schachteln. Und beinahe im selben Augenblick, als ich erkannte, was sich darin befand, sah ich auch, was in der hinteren rechten Ecke des Raumes auf dem Fußboden stand: Ein Bügeleisen, welches mit einer Verlängerungsschnur versehen war, die es einem ermöglichte, es quer durch den ganzen Raum zu transportieren. Fassungslos griff ich in den kleinen Karton und holte neben umfassendem Verbandszeug eines von diversen Sprüh-Fläschchen mit Desinfektionsmittel

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