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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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war nicht unsere Entscheidung.«, wehrte er ab. »Aber wenn man jemanden mag, dann heißt das ja auch noch lange nicht, dass man es auch gut findet, sein Zimmer mit ihm zu teilen. Ich jedenfalls, hatte nichts dagegen, wieder für mich zu sein. Schon gar nicht, nachdem das Gerede anfing...«
    »Über 'Ele?«
    »Ja, genau! Mit jemandem in einem Zimmer zu wohnen, dem man nachsagt, er fährt auf Kerle ab - ihr könnt euch denken, dass das nicht so ein... fach...« Er hielt mitten im Satz inne, ließ unsicher seinen Blick zwischen Shiro und mir hin und herwandern, und dann, ganz plötzlich, spiegelte sich Begreifen in seinen Augen. Zumindest schien er peinlich berührt. »...Nicht, dass ich damit sagen will, dass...«
    »Ich kann mir gut vorstellen, dass das keine einfache Situation für dich war!«, kam Shiro ihm zu Hilfe. »...Die Befürchtung, in eine Schublade gesteckt zu werden...«
    »Stimmt genau!« Er lächelte dankbar. »Einfach war es wirklich nicht, richtig!«
    »Aber wie ist es dazu gekommen?«, bohrte ich weiter. »Wer hat dieses Gerücht verbreitet?«
    »Das kann ich auch nicht so genau sagen. Chipillio jedenfalls hat mir erzählt, dass geredet wird und mich beschworen, dass ich dem auf keinen Fall Glauben schenken soll. Er war es auch, der für 'Ele dann ein neues Zimmer organisiert hat. Es hat aber nichts genützt. Die Gerüchte machten ihre Runde...«
    »Chipillio?«
    »Unser Tutor! Adriano Chipillio...«
    Das Krachen von Shiros Tasse ließ mich aufschrecken. Mein Japaner sah aus, als hätte man ihm rechts und links eine gescheuert. »Also doch... «
    »Shiro...?« Ich begann mit einer Papierserviette den verschütteten Caffè aufzuwischen.
    » Ja verstehst du denn nicht? « Er war völlig aufgebracht. »Adriano Chipillo - das ist unser Adriano! Der selbe, wie der aus dem L'amo...«
    »Der heißt Chipillio?«
    » Was weiß ich denn... aber es passt doch alles zusammen...«
    Pietro sah fragend von Shiro zu mir. Er hatte eine Erklärung verdient, fand ich. Vorher wollte ich aber noch eines von ihm wissen. »Sagt dir Padre Ado was?«
    Pietro lächelte, als er mir antwortete.
    »Ja klar! Das war Chipillio Spitzname. So hatte 'Ele ihn immer genannt. Er meinte immer, dass ihn etwas Heiliges umgibt.«
    ·
    Zwei Stunden später lagen wir erledigt auf unseren Hotelbetten, wo wir stumm, ganz in Gedanken, an die Zimmerdecke starrten.
    Es war soviel passiert in den letzten 12 Stunden. Und nichts davon passte wirklich richtig zusammen. Da war die zurückliegende Nacht, die Shiro und mich für ein paar zarte, wunderschöne Momente wieder zusammengeführt hatte.
    Dem standen die nüchternen Neuigkeiten gegenüber, die mein Klosterbesuch und das Zusammentreffen mit Danieles früherem Zimmergenossen Pietro Sivalla ans Licht gebracht hatten.
    Daniele!
    Er hatte unser Leben ganz schön durcheinandergewürfelt...
    Eine Angelegenheit stand nun noch aus.
    Das Treffen mit Padre Almetti.
    Zwar hatten mir Dino und Toni wirklich weitergeholfen, aber um Einzelheiten über Adriano Chipillio zu erfahren, erschien mir der Rektor des Collegio als der geeignetste Ansprechpartner. Immerhin trug er die Verantwortung dafür, dass Adriano seinerzeit als Tutor eingesetzt worden war. Das behauptete zumindest Pietro.
    »Die Schüler stimmen ab, die Lehrer wählen aus, der Rektor unterzeichnet...«, hatte er das dort übliche Vorgehen erklärt.
    »Soll ich dich morgen begleiten?«
    Die Frage hatte ich mir auch schon gestellt, und ich war zu dem selben Ergebnis gekommen, wie beim letzten Mal.
    »Wir treffen uns im Anschluss hier im Hotel...«, schlug ich vor, und an Shiros Reaktion sah ich, dass es ihm im Grunde auch am liebsten so war.
    Die Frage, warum ich überhaupt auf seine Begleitung bei dieser Reise bestanden hatte, konnte ich mir auch später beantworten...
    ·
    Padre Lucciano Almetti nickte gehaltvoll, während er am anderen Ende des Raumes aus einem blechernen Karteikasten eine Akte herauszog, um sie mir sachlich über den Schreibtisch zu reichen.
    »Ich hoffe, Sie wissen es zu schätzen, dass wir uns um größtmögliche Aufklärung in dieser Sache bemühen.«
    Ich nahm die Akte entgegen und sah fest in das alte, verblüffend glatte Gesicht vor mir. »Ich wäre nicht hier, gäbe es nicht das Tagebuch von Daniele Sabricci.«
    »Ja, ja, die Aufzeichnungen...« Almetti hörte gar nicht mehr auf zu nicken. »Der Vater des Jungen hatte schon angekündigt, dass Sie sich in dieser Sache sicher auch an uns wenden werden...«
    »Ach...«
    »So,

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